Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

ENERGIE/1633: Private Investitionen für globale Energielösungen - UN-Chef treibt Initiative voran (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. September 2012

Energie: Private Investitionen für globale Energielösungen - UN-Chef treibt Initiative voran

von Kim-Jenna Juriaans



New York, 27. September (IPS) - Nach den mageren Ergebnissen der Weltumweltkonferenz Rio+20 im Juni treibt der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon eine Initiative voran, die mit Hilfe öffentlich-privater Partnerschaften 1,3 Milliarden Menschen in den kommenden 18 Jahren den Zugang zu Energie aus nachhaltigen Quellen ermöglichen soll.

"Unsere Ziele sind ehrgeizig", räumte Ban vor Regierungsvertretern auf einem hochrangigen Treffen am Rande der 67. UN-Vollversammlung in New York an. So sollen darüber hinaus die Energieeffizienz und der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung bis 2030 verdoppelt werden.

"Wir haben schon einen Teil der Strecke zurückgelegt, doch der Weg, der vor uns liegt, ist noch lang", sagte der UN-Chef am 24. September. Wie er betonte, hätten die seit dem Start der Initiative im letzten Jahr erzielten Ergebnisse die Erwartungen für 2012 bei weitem überstiegen.

60 Entwicklungsländer haben sich der Initiative angeschlossen, von der zu 95 Prozent Menschen in Subsahara-Afrika und in Asien profitieren sollen. Industrie und Investoren sagten 50 Milliarden Dollar für Energielösungen zu. Durch Partnerschaften mit öffentlichen und menschenfreundlichen Institutionen sollen die Investitionsrisiken möglichst klein gehalten werden.

Aus einem Papier des UN-Generalsekretariats geht hervor, dass der universelle Zugang zu Energie jährliche Investitionen in Höhe von 48 Milliarden Dollar erforderlich macht. Auch wenn der Betrag die 2009 aufgebrachten Investitionen für den Zugang zu Energie bei weitem übersteige, mache er nur drei Prozent der globalen Energieinvestitionen aus.


UNIDO-Chef wird Geschäftsführer

Um der Initiative noch mehr Gewicht zu verleihen, hat Ban am 24. September den derzeitigen Generaldirektor der UN-Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO), Kandeh Yumkella, zu deren Bevollmächtigten und Geschäftsführer ernannt. Darüber hinaus machte Ban bekannt, dass er und der Weltbankpräsident Jim Yong Kim einem neuen Ausschuss vorsitzen werden, der strategische Anleitungen geben soll.

Yumkellas erste Aufgabe als neuer Fulltime-Steuermann der Initiative wird sein, die derzeit aus 30 Vertretern von Regierungen, Privatsektor und Zivilgesellschaft bestehende Koalition zu vergrößern. Darüber hinaus will er "ein Netzwerk aus Netzwerken" für eine nachhaltige Energiefinanzierung auf die Beine stellen.

Entwicklungsländer befürworten zwar Bans Initiative, verwiesen am 24. September jedoch auch auf die ungleiche Lastenverteilung, was die Auswirkungen des Klimawandels angeht. "Wir sind die Länder, die am wenigsten zu den Treibhausgasemissionen beigetragen haben, jedoch am stärksten von den Folgen betroffen sind", sagte der ständige Vertreter Swasilands. "Aus diesem Grund appellieren wir an unsere Partner in den Industriestaaten, uns zu unterstützen."

Wenngleich die Initiative den Ländern des Südens finanzielle und technische Hilfe bei der Entwicklung ihres Energiesektors zukommen lasse, "ist sie kein Hilfsmodell", betonte Yumkulla.

Die Weltbank als Partnerorganisation hatte im Juni mitgeteilt, dass sie ihre Energieinvestitionen auf 18 Milliarden Dollar verdoppeln wird. Gefördert würden vor allem Energieträger mit einem geringen CO2-Fußabdruck. Die Afrikanische Entwicklungsbank will bis 2020 20 Milliarden Dollar für die Entwicklung des afrikanischen Energiesektors bereitstellen und erhofft sich davon weitere 80 Milliarden Dollar durch Partnerschaften. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung wird in den kommenden drei Jahren acht Milliarden Dollar zuschießen.

Auf privater Seite hat die 'Bank of America' Investitionen in Höhe von 35 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien, Energieeffizienz und den Zugang dazu im Verlauf der nächsten zehn Jahre angekündigt.


Frauenbeteiligung gefordert

Frauen stellen zwei Drittel der Ärmsten. Sie verlieren durch den fehlenden Zugang zu Energie viel Zeit und Einkommensmöglichkeiten, sagte Sheila Oparaocha, Koordinatorin von 'Energia International', einem Netzwerk für Frauen und nachhaltige Energie und Partner der Initiative. Sie kritisierte, dass die existierenden Energiemaßnahmen nicht den Frauen und Armen zugutekommen. Das sei aber für eine bessere Regulierung des den Energiesektors nötig.

Hoffnungen auf eine Erhöhung staatlicher Investitionen in eine umfassende nachhaltige Entwicklung waren im Juni auf der Rio+20-Konferenz zerschlagen worden. Angesichts der globalen Finanzkrise konnten sich die Länder lediglich zu einer Wiederholung der bereits vor 20 Jahren gemachten Versprechen aufraffen.

Bei der von UN-Generalsekretär Ban so energisch vorangetriebenen Initiative für nachhaltige Energien geht es darum, die finanzielle Kluft durch private Investitionen in ein soziales Gut zu schließen. Rund 100 Unternehmen und Institutionen haben sich bereit erklärt, an der Initiative mitzuwirken, was sie zu einer der bisher erfolgreichsten Unternehmungen macht, wie Yumkella in New York betonte. Ein weiterer Erfolg sei die Diskussion am Rande der Vollversammlung selbst, die Diplomaten und Entscheidungsträger in New York dazu gebracht habe, über Energie im Dienst von Entwicklung zu sprechen. (Ende/IPS/kb/2012)


Link:

http://www.ipsnews.net/2012/09/u-n-chief-fires-up-private-investment-for-global-energy-solutions/

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 27. September 2012
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. September 2012