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ENERGIE/1672: Nahost - Mit erneuerbaren Energien gegen Energiekrise (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. Januar 2013

Nahost: Mit erneuerbaren Energien gegen Energiekrise

von Thalif Deen


Bild: © Weltzukunftsenergiegipfel

Von li. nach re.: Frankreichs Präsident François Hollande, Masdar-Chef Sultan Ahmed al Jaber und die französische Umwelt- und Energieministerin Delphine Batho auf dem Weltzukunftsenergiegipfel in Abu Dhabi
Bild: © Weltzukunftsenergiegipfel

Abu Dhabi, 16. Januar (IPS) - Die Energiekrise hat die arabische Welt hart getroffen. Das ist das Fazit der Rede, die Jordaniens Königin Rania al-Abdullah auf dem Weltzukunftsenergiegipfel am 15. Januar in Abu Dhabi gehalten hat. Doch die Königin hatte auch Positives zu berichten: So sind die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) auf dem besten Wege, zu einer Region der erneuerbaren Energien zu werden.

Die Beispiele für die Energiekrise, die Königin al-Abdullah in Abu Dhabi vortrug, gaben zu denken: Jordanien muss 90 Prozent seines Energiebedarfs aus dem Ausland importieren. Im Gaza-Streifen sind Stromausfälle Alltag. Im Jemen sitzen Studierende unter Straßenlaternen, um zu lernen. Im Irak hat die Al-Dakhil-Klinik in Bagdad wertvolle Medikamente zerstören müssen, weil diese aufgrund der häufigen Stromausfälle nicht bei der notwendigen Temperatur gehalten werden konnten.

Rania al-Abdullah war neben dem französischen Präsidenten François Hollande eine der Hauptrednerinnen zum Auftakt des sechsten Weltzukunftsenergiegipfels sowie des ersten Internationalen Wassergipfels vom 15. bis 17. Januar in der Hauptstadt der VAE. Die beiden Konferenzen werden vom Energiekonzern 'Masdar' ausgerichtet und sind Teil der Abu Dhabi-Nachhaltigkeitswoche, zu der 30.000 Teilnehmer angereist sind.


Wasser genauso wichtig wie Öl

Masdar-Chef Sultan Ahmed al-Jabar zufolge hält die Regierung der VAE Wasser mittlerweile für genauso wichtig wie Öl. Das Land hält die fünftgrößten Ölreserven der Welt. Al-Jabar erklärte vor Delegierten anderer Staaten: "Wir sind davon überzeugt, dass Staatschefs dem Wasser die gleiche Aufmerksamkeit schenken müssen wie der Energie."

Wasser und Energie seien zwangsläufig voneinander abhängig. "Man braucht Energie, um Wasser aufbereiten und transportieren zu können, und man braucht Wasser, um Energie produzieren zu können", sagte er. Rund sieben Prozent des globalen Energiekonsums werde auf Wasser verwendet und rund 50 Prozent des Wassers, das weltweit genutzt werde, werde zur Energieerzeugung gebraucht. "Die gegenseitige Abhängigkeit wird mit der Zeit immer stärker werden."

Wasserkraft gilt als die älteste erneuerbare Energiequelle der Welt. Windkraft hat als eine eher neue Energiequelle in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Auch die Solarenergiebranche wächst rasant - unter anderem in Deutschland, aber auch in Bangladesch.

Nach Angaben von Stephan Kohler, Chef der Deutschen Energieagentur DENA, hatten erneuerbare Energien im Jahr 2011 einen Anteil von 12,5 Prozent am Endenergieverbrauch und einen Anteil von 20,3 Prozent am Bruttoenergieverbrauch. Letztere Kennzahl soll bis 2020 auf 35 Prozent steigen und bis 2050 auf 80 Prozent.

Der Preis für Photovoltaikmodule ist in den vergangenen zwei Jahren stark gefallen. Das hat dem Ausbau der Solarenergie weiteren Auftrieb verliehen. Nagi Naganathan zufolge, Professor für Ingenieurswissenschaften an der Universität von Toledo in den USA, ist Solarenergie heute in vielen Teilen der Welt bereits günstiger als konventionelle Energie wie Atom- oder Kohlekraft. Auch Windkraft sei häufig preiswerter als konventionelle Energieformen.


Zusammenarbeit von Politik, Wissenschaft und Unternehmen

Nganathans Kollege Alvin Compaan, emeritierter Professor für Physik und Astronomie an der gleichen Universität, sagte gegenüber IPS, dass für den weiteren Ausbau von erneuerbaren Energien sowohl die geographische Lage von großer Relevanz sei als auch die gesellschaftliche Akzeptanz. Regierungen müssten eng mit Universitäten und der Industrie zusammenarbeiten, um die besten politischen Strategien zu entwickeln, um erneuerbare Energien besser auszubauen.

Sowohl für Solar- als auch für Windkraft werden Speicherkapazitäten benötigt. Compaan kann sich vorstellen, dass Autobatterien ihren Teil dazu beitragen und als Speichermedien fungieren können. "Wir müssen breit streuen, um die Fluktuationen der neuen Energien ausgleichen zu können." (Ende/IPS/jt/2013)


Links:

http://www.worldfutureenergysummit.com/
http://iwsabudhabi.com/portal/home.aspx
http://www.ipsnews.net/2013/01/mideast-energy-crisis-looks-for-light- at-the-end-of-the-tunnel/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Januar 2013