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ENTWICKLUNGSHILFE/087: Konferenz-Eindrücke - Regierungen ärmster Länder fehlt Gespür fürs Geschäft (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. Mai 2011

Handel: Regierungen der ärmsten Länder fehlt Gespür fürs Geschäft - Eindrücke von LDC-Konferenz

Von Sanjay Suri


Istanbul, 13. Mai (IPS) - In den Verhandlungsräumen der Istanbuler UN-Konferenz zu den ärmsten Ländern (LDCs) ist alles über Elend, Armut, Investitions- und Entwicklungschancen gesagt worden. Etliche Etagen tiefer hatte die Privatwirtschaft Gelegenheit, für ihre Produkte zu werben und Kontakte zu knüpfen. Doch der Blick auf die Ausstellungsräume war ernüchternd, offenbarte er einmal mehr die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

Türkische Unternehmen waren mit einer ganzen Batterie von Ständen vertreten, um die Gunst der Stunde zu nutzen und sich den LDCs zu empfehlen. Viele hatten auf finanzielle Zuschüsse ihrer Regierung zurückgreifen können, um sich auf der Messe im Istanbuler Kongresszentrum parallel zur LDC-Konferenz präsentieren zu können.

Doch während es an türkischen Ständen nicht fehlte, herrschte in der LDC-Abteilung gähnende Leere . "In einer Vielzahl von LDCs ist der Privatsektor unterentwickelt", kommentierte die Stellvertretende Generaldirektorin der Welthandelsorganisation (WTO), Valentine Sendanyoye-Rugwabiza. "Es gibt zwar einen sehr dynamischen Privatsektor in Bangladesh, doch kann man nicht sagen, dass das Gleiche in den afrikanischen Ländern der Fall ist."

Wie Sendanyoye-Rugwabiza betonte, ist die Privatwirtschaft in den ärmsten Ländern auf eine enge Partnerschaft mit dem Staat angewiesen. Das sei bislang nicht der Fall. Die Türkei hingegen sei ein gutes Beispiel dafür, dass sich eine enge öffentlich-private Partnerschaft auszahlen könne. "Die Art, wie Privatwirtschaft und Regierung Schulter an Schulter zusammenarbeiteten, hat mich schon sehr beeindruckt, sagte die WTO-Vertreterin gegenüber IPS. Die Regierungen der LDCs hingegen seien traditionell nicht sehr geschäftsorientiert. "Das ist die Wurzel allen Übels."


LDCs müssen ihre Produkte weiterentwickeln

"Wir wollen zu dem Punkt kommen, dass die LDCs Möbel statt Holz ausführen", meinte Martin Khor, Leiter des 'South Centre' in Genf. Doch bisher setzen die ärmsten Länder auf den internationalen Märkten nur wenige Fertigungsprodukte ab. Nach UN-Angaben erwirtschaftet der Handel 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der LDCs, doch beschränken sich die Warenexporte zu drei Viertel auf einige wenige Erzeugnisse. Die derzeit 48 ärmsten Länder der Welt, Heimat von 900 Millionen Menschen, liefern in erster Linie Rohstoffe.

Auf dem Bazar im Istanbuler Kongresszentrum hatten türkische Firmen unter anderem Krankenhausbetten und anderes medizinisches Equipment angeboten und damit auf die Realitäten in den LDCs reagiert, wo Krankheiten verbreitet sind und eine medizinische Infrastruktur weitgehend fehlt. Doch auch andere Güter - von Designerkleidung bis zu Einrichtungsgegenständen - wurden auf der Messe vorgestellt.

Bangladesch war das einzige Mitgliedsland der LDC-Staatengruppe, das die Business-Ausstellung im Kongressgebäude nutzte, um seine Unternehmen vorzustellen. "Tatsache ist, dass wir hoffen, aus der Gruppe der ärmsten Länder auszuscheren", meinte dazu Nasreen Awal Mintoo, Vorsitzende der Vereinigung der bangladeschischen Unternehmerinnen. Am Gelingen dieser Hoffnung habe der Privatsektor und seine Frauen einen großen Anteil. "Auch wir Unternehmerinnen sind wachstumsförderlich für unser Land." (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Mai 2011