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ENTWICKLUNGSHILFE/088: "Für fragile Staaten ist Hilfe Leben" (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. Dezember 2011

Entwicklung: 'Für fragile Staaten ist Hilfe Leben' - Osttimors Finanzministerin begrüßt neue Übereinkunft

von Suvendrini Kakuchi

Emilia Peres - Bild: © Selma Zijlstra/IPS

Emilia Peres
Bild: © Selma Zijlstra/IPS

Busan, Südkorea, 5. Dezember (IPS) - Für fragile Länder sei Entwicklungshilfe nicht einfach nur Geld, sondern Leben, sagt Emilia Pires, die Finanzministerin Osttimors. Sie müsse deshalb so verwendet werden, dass sie die G7+-Gruppe der 19 von Armut, Instabilität und Konflikten heimgesuchten Staaten auch wirklich voranbringen könne. Dafür soll jetzt eine neue Übereinkunft sorgen, die auf dem Vierten Hochrangigen Forum über die Wirksamkeit der Entwicklungshilfe im südkoreanischen Busan vom 29. November bis 1. Dezember beschlossen wurde.

Die 1,5 Milliarden Menschen, die in fragilen Staaten wie Afghanistan, dem Südsudan, Kenia und Osttimor leben, sind auf Unterstützung angewiesen, soll der Ausstieg aus der politischen und wirtschaftlichen Misere gelingen. 30 Prozent der offiziellen Entwicklungshilfe (ODA) wird für Stabilisierungs- und Konfliktbewältigungsmaßnahmen ausgegeben. Mehr als zwei Drittel der G7+-Länder stecken seit 1989 in Konflikten fest.

Trotz der umfassenden Hilfeleistungen entfernen sich die fragilen Staaten immer weiter von den Millenniumsentwicklungszielen (MDGs) zur Armutsbekämpfung, die bis 2015 umgesetzt sein sollen. Um sich aus ihrer schwierigen Lage befreien zu können, haben sich die fragilen Staaten nun eigene, sogenannte Friedens- und Staatsbildende Ziele (Peacebuilding and Statebuilding Goals - PSGs) gesetzt. Mit Hilfe der Geber wollen sie nun diese fünf PSGs - eine inklusive politische Konfliktlösung, Sicherheit, Gerechtigkeit, wirtschaftliche Grundlagen sowie Einnahmen und Dienstleistungen - erreichen.

Die G7+-Vorsitzende Pires hat sich für einen Wandel der traditionellen Entwicklungshilfe eingesetzt. "Unsere Botschaft lautet, dass wir, die wir mit Konflikten und Krisen geschlagen sind, die MDGs bis 2015 nicht erreichen können", sagte sie im IPS-Interview. "Es besteht eindeutig Bedarf an neuen Bedingungen, was die Hilfe für die fragilen Staaten angeht. Unsere Zielsetzung haben wir nun erreicht."

Pires zufolge ist der in Busan erzielte Durchbruch jedoch erst der Anfang. "Ich gehe davon aus, dass wir uns mit unseren Partnern auf dem Weg nach vorn, etwa bei der Entwicklung klarer ergebnisorientierter Indikatoren, heftige Kämpfe liefern werden", meinte sie. In der Vergangenheit hätten die Geber mögliche Fortschritte überprüft. Der neue Deal jedoch sehe vor, dass die Experten aus den Geberländern nun mit den fragilen Staaten zusammen die Ergebnisse untersuchen müssten.


Investitionen in die jungen Menschen

Im Rahmen des neuen Abkommens sollen gerade junge Menschen stärker unterstützt werden. "Es ist wichtig, den jungen Osttimorern beim Kapazitätenaufbau zu helfen", meinte die Ministerin. "Sie sollten die gleichen Entwicklungschancen haben wie junge Leute in konflikt- und gewaltfreien Ländern."

Generationen junger Menschen hätten nichts anderes als Gewalt kennengelernt. Das müsse berücksichtigt werden, betonte Pires. Deshalb sei es so wichtig, dass die internationale Gemeinschaft in den Kapazitätenaufbau der fragilen Länder und in sichere Familiensysteme investiere. "Wir brauchen Freizeitbeschäftigungsangebote für junge Leute, so wie wir Schulen und Krankenhäuser benötigen." Die Geberländer müssten erkennen, dass arme Länder durchaus in der Lage seien, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.oecd.org/document/12/0,3746,en_2649_3236398_46057868_1_1_1_1,00.html
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=106074

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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Dezember 2011