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FORSCHUNG/761: Andreas Oberweis - "Der Mensch muss ins Zentrum des Geschäftsprozesses" (idw)


FZI Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Institut für Technologie - 30.07.2013

"Der Mensch muss ins Zentrum des Geschäftsprozesses", fordert FZI-Direktor Andreas Oberweis

• Professor Dr. Andreas Oberweis will durch mitarbeiterzentrierte Gestaltung von Geschäftsprozessen die Stressbelastung von Mitarbeitern und Führungskräften reduzieren und dadurch gleichzeitig die betrieblichen Abläufe verbessern
• Wie sich Stress auf das Entscheidungsverhalten von Menschen auswirkt, wird am FZI Forschungszentrum Informatik bereits seit einigen Jahren erforscht
• Nun will der FZI-Direktor, dessen Arbeitsschwerpunkte betriebliche Informationssysteme und Geschäftsprozessverbesserung sind, wissenschaftlich untersuchen, wie betriebliche Abläufe gestaltet und die unterstützenden IT-Systeme ausgelegt sein müssen, damit es weniger Stress am Arbeitsplatz gibt.



Karlsruhe, 30. Juli 2013 - "Wenn der Mensch in den Mittelpunkt der betrieblichen Abläufe und der sie unterstützenden IT-Systeme gerückt wird, trägt das wesentlich zur Verbesserung der Geschäftsprozesse bei", ist Professor Dr. Andreas Oberweis überzeugt. Der Direktor am FZI Forschungszentrum Informatik will durch mitarbeiterzentriertes Geschäftsprozessmanagement (Business Process Management, BPM) die Stressbelastung arbeitender Menschen reduzieren und dadurch gleichzeitig die Geschäftsprozesse verbessern. Wie sich Stress auf das Entscheidungsverhalten von Menschen auswirkt, wird am FZI bereits seit einigen Jahren erforscht.

Oberweis' Vorstoß hat handfeste Gründe: Jeder zweite Arbeitnehmer fühlt sich gestresst, jeder fünfte überfordert. Burnout, Depression und Angstzustände waren 2011 für 73.200 Menschen der Grund, vorzeitig in Rente zu gehen. Insgesamt 53 Millionen Krankheitstage waren 2012 psychischen Störungen geschuldet, so der Stressreport Deutschland 2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin [1]. Betroffen sind Beschäftigte aus allen Arbeitsbereichen und allen Berufsgruppen. Auch die Führungsebene ist von diesem Phänomen nicht ausgenommen.

"Hintergrund von Stress am Arbeitsplatz sind oftmals auch falsch umgesetzte Prozessoptimierungsprojekte, die zwar kurzfristig Kostenersparnis und Prozessbeschleunigung gebracht haben, bei denen aber zu wenig auf die negativen Auswirkungen geachtet wurde, die zunehmender Zeitdruck bei gleichzeitiger Ressourcenverknappung auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat", erklärt Oberweis. Moderne Formen der Geschäftsprozessverbesserung würden nachhaltigere Ziele verfolgen und neben den rein ökonomischen Aspekten auch die Auswirkungen auf Mensch, Umwelt und Gesellschaft berücksichtigen. "Mitarbeiterzufriedenheit hat sehr an Bedeutung gewonnen und ist heute in vielen Unternehmen ein wichtiger Punkt in der Unternehmensstrategie. Nachhaltige Geschäftsprozessgestaltung kann hierzu viel beitragen".


Die Stressreduktion messbar machen

Das FZI Forschungszentrum Informatik geht das Thema Stressreduktion durch verbesserte Arbeitsorganisation systematisch an. Im Rahmen eines Forschungsprojekts werden gängige Modelle zur Optimierung von Geschäftsprozessen um Informationen über die Stressbelastung der Mitarbeiter ergänzt. Mit einem Katalog an dafür entwickelten Verbesserungsmustern werden Schwachstellen im Prozess schrittweise verbessert. Mit einem speziellen Software-Werkzeug will das FZI diese Verbesserungsmaßnahmen vor der Einführung simulativ auf ihre Wirksamkeit testen.

Durch seine neuen Ansätze will das FZI im Rahmen von Geschäftsprozessmanagement 3.0 sichtbar und messbar machen, ob und in welchem Ausmaß die Optimierung von Geschäftsabläufen Stress am Arbeitsplatz reduzieren kann. Für ihre Untersuchungen können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Erfahrungen aus verschiedenen am FZI durchgeführten Projekten zurückgreifen.

Mit seiner Forschung zur mitarbeiterzentrierten Geschäftsprozessoptimierung trägt das FZI zur Gestaltung eines Arbeitsumfeldes bei, wie es die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin im Stressreport 2012 definiert hat: "Sichere und gesunde Arbeitsplätze stehen für sozialen Fortschritt. Sie ermöglichen Unternehmen wie auch der gesamten Volkswirtschaft einen Vorsprung im globalen Wettbewerb."


Anmerkung:
[1] Lohmann-Haislah: Stressreport Deutschland 2012. Psychische Anforderungen, Ressourcen und Befinden. 1. Auflage. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2012.
http://www.baua.de/de/Publikationen/Fachbeitraege/Gd68.pdf?__blob=publicationFile&v=16


Über das FZI Forschungszentrum Informatik

Das FZI Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Institut für Technologie ist eine gemeinnützige Einrichtung für Informatik-Anwendungsforschung und Technologietransfer. Es bringt die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse der Informationstechnologie in Unternehmen und öffentliche Einrichtungen und qualifiziert junge Menschen für eine akademische und wirtschaftliche Karriere oder den Sprung in die Selbstständigkeit. Geführt von Professoren verschiedener Fakultäten entwickeln die Forschungsgruppen am FZI interdisziplinär für ihre Auftraggeber Konzepte, Software-, Hardware- und Systemlösungen und setzen die gefundenen Lösungen prototypisch um. Mit dem FZI House of Living Labs steht eine einzigartige Forschungsumgebung für die Anwendungsforschung bereit.

Alle Bereiche des FZI sind nach DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert; Bereiche mit Anwendungsforschung für Medizinprodukte auch nach DIN EN ISO 13485:2010. Hauptsitz ist Karlsruhe.

Das FZI ist mit einer Außenstelle in Berlin vertreten.

Weitere Informationen unter:
http://www.baua.de/de/Publikationen/Fachbeitraege/Gd68.pdf?__blob=publicationFile&v=16
- "Stressreport Deutschland 2012. Psychische Anforderungen, Ressourcen und Befinden" als PDF

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1055

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
FZI Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Institut für Technologie -
Johanna Barsch, 30.07.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. August 2013