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GEWERKSCHAFT/309: Atomstrom-Deal ist teuer und rückschrittlich (DGB Region Emscher-Lippe)


DGB Region Emscher-Lippe - Pressemitteilung von Mittwoch, 8. September 2010

DGB: "Atomstrom-Deal ist teuer, rückschrittlich und eine Belastung für die Zukunft"


Emscher-Lippe-Region. Die Gewerkschaften in der Emscher-Lippe-Region lehnen den Atomstrom-Deal zwischen schwarz-gelber Bundesregierung und Atomstromkonzernen entschieden ab. In der einstimmig verabschiedeten Stellungnahme des DGB-Vorstandes weisen sie darauf hin, dass der beabsichtigte Atomstrom-Deal energiepolitisch rückschrittlich sei und den Stromkunden teuer zu stehen komme. Außerdem belaste der Atommüll die Menschheit auf unabsehbare Zeit, weil das Entsorgungsproblem für Atommüll nicht gelöst werden könne.

Vor allem kritisieren die Gewerkschaften, dass die von einer breiten Bevölkerungsmehrheit abgelehnten Atomkraftwerke trotz ihrer enormen Gefährdungspotentiale als Brückentechnologie anstelle der Kohleverstromung genutzt werden soll. "Wir teilen die Auffassung vieler Stadtwerke und alternativen Energieversorger, dass dieser Atomstrom-Deal den erneuerbaren Energien den Weg verstellt und wir bis Mitte des Jahrhunderts vom teuren Atomstrom abhängig bleiben. Parallel dazu, wird der Ausstieg aus der Kohlewirtschaft organisiert, der allein in unserer Region am Ende knapp 30.000 Vollerwerbsarbeitsplätze kosten wird. Wir werden alles daran setzen, dass die kohlepolitischen Versprechen eingehalten und dieser teure, technologisch rückschrittliche Atom-Deal wieder rückgängig gemacht wird", erklärt der DGB-Regionsvorsitzender Josef Hülsdünker.

Stellungnahme der DGB Region Emscher-Lippe

"Die DGB-Region Emscher-Lippe lehnt die von der Bundesregierung vorgesehene Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke ab und hält die Kernkraft für ungeeignet als sogenannte Brücke zur vollständigen Energieversorgung aus regenerativen Energien.

Aus Sicht des DGB kann nur die Kohle diese Brückenfunktion für die nächsten Jahre übernehmen, um die umfassenden Gefährdungspotentiale der Kernenergie zu vermeiden, den Ausbau der regenerativen Energien zu flankieren und eine hohe Energieversorgungssicherheit für Industrie, Dienstleistungen und Haushalte zu gewährleisten. Die DGB-Region teilt die Auffassung des IG BCE Vorsitzenden Michal Vassiliadis: "Nur die Kohle kann durch umweltfreundlichen und effizienten Einsatz in modernen, klimafreundlichen und flexiblen neuen Kraftwerken die Brücke zur regenerativen Zukunft bilden. Wir brauchen ein ganzheitliches energiepolitisches Konzept, das der Kohle den Vorrang vor der Kernenergie zuweist."

Für Nordrhein-Westfalen ist Atomstrom nicht die Lösung der längerfristigen Energieversorgung. Mit der Steinkohle steht ein zuverlässiger Energieträger zur Verfügung, dessen bedarfsgerechter Aus- und späterer Rückbau umweltgerecht und kostengünstig machbar ist. Moderne Verstromungstechnologien tragen zunehmend zu einer geringeren Klimabelastung durch Kohlekraftwerke bei. Allein dies stellt einen unschätzbaren Vorteil gegenüber der Kernenergie dar, bei der ein Ausbau in Deutschland von niemandem ernsthaft gewünscht wird und der Rückbau nur mit erheblichen Kosten- und Zeitaufwand und mit nicht entsorgbarem radiaktiven Abfall möglich ist.

Die DGB-Region unterstützt die Forderung nach einer verlässlichen Energiepolitik. Dies beinhaltet den Ausstieg aus der Kernenergie, die Förderung erneuerbarer Energien, die Stärkung dezentraler Energieversorgungsstrukturen (z.B. durch Stadtwerke) und die Fortführung des Steinkohlenbergbaus bis Ende 2018 und dessen Weiterführung als Sockelbergbau, um den Zugriff auf die nordrhein-westfälischen Lagerstätten zu erhalten.

Die deutsche Vorbildrolle bei der Ausgestaltung einer nachhaltigen Energiepolitik besteht in der Entwicklung moderner Kohleverstromung, dem Ausbau erneuerbarer Energien und entwickelten Formen der Energieeinsparung und der Verwendung energiesparender industrieller Verfahren. Das auf Jahrzehnte angelegte Festhalten an teurem Atomstrom ist kein Vorbild für eine nachhaltige globale Energiewirtschaft. Es wird schwierig, Entwicklungsländern und industriellen Schwellenländern die Nutzung der Kernenergie auszureden, wegen mangelhafter Sicherheitsstandards oder wegen der Herstellung waffenfähigen Plutoniums, während die schwarz-gelbe Bundesregierung mit ihrer Entscheidung ins letzte Jahrhundert zurückfällt und diese Technologie favorisiert. Der Beschluss der Bundesregierung ist aus Sicht der Gewerkschaften rückwärtsgewandt, mit großen Risiken behaftet und verhindert eine energiepolitische Wende mit Versorgungssicherheit und günstigen Strompreisen."


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Quelle:
Pressemitteilung von Mittwoch, 8. September 2010
Kontaktdaten: DGB Region Emscher-Lippe
45657 Recklinghausen, Dorstener Str. 27 a
Telefon: 0 23 61 - 10 62 40
Telefax: 0 23 61 - 18 39 80
E-Mail: recklinghausen@dgb.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2010