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GEWERKSCHAFT/359: Kriminalisierung von Bankberatern bedeutet keinen Verbraucherschutz (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 29. Dezember 2010

Kriminalisierung von Bankberatern bedeutet keinen Verbraucherschutz


Berlin, 29.12.2010 - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert den von Bundesverbraucherschutzministerin Aigner angekündigten Einsatz verdeckter Ermittler in Bankfilialen als falsch und fordert sie auf, diese Entscheidung unverzüglich zurückzunehmen.

"Die Bundesregierung muss die Banken und deren Manager, also die tatsächlich Verantwortlichen ins Visier nehmen, nicht die abhängig beschäftigten Kundenberater", betont ver.di-Bundesvorstandsmitglied Uwe Foullong. Eine stärkere Bankenregulierung sei grundsätzlich richtig, jedoch müssten die Vertriebssysteme, nicht die Bankberater, die ihre Verkaufsvorgaben durch das Management erhielten, überprüft werden.

Umfragen im Bankgewerbe, die ver.di durchgeführt habe, hätten ergeben, dass Bankberater kundenorientiert beraten und die Interessen der Kunden bedienen wollen. Die Vertriebssysteme ließen dieses aber häufig nicht zu. Die Bankberater würden mit der Androhung negativer Konsequenzen unter Druck gesetzt, die Vorgaben zu erfüllen. Der Einsatz verdeckter Ermittler würde die Bankberater daher doppelt unter Druck setzen - einerseits durch die hohen Verkaufsvorgaben der Arbeitgeber, andererseits durch drohende Repressalien des Staates. Die Bundesregierung gehe mit dieser Individualisierung einen völlig falschen Weg. Die Verbraucher würden hierdurch keine Verbesserungen erfahren, ihnen würde ebenso wie den Beratern nur eine Änderung des Vertriebssystems nützen.

Foullong forderte die Bundesregierung auf, den geplanten Einsatz verdeckter Ermittler zu unterlassen, stattdessen die Vertriebssysteme der Banken zu überprüfen sowie das geplante Anlegerschutzgesetz, das im Januar vom Bundestag verabschiedet werden soll, entsprechend zu ändern.


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Quelle:
Presseinformation vom 29.12.2010
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Martina Sönnichsen - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Dezember 2010