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GEWERKSCHAFT/659: "Wir sind immer noch da" - Schlecker-Frauen brauchen eine Zukunft! (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 1. Juni 2012

"Wir sind immer noch da" - Schlecker-Frauen brauchen eine Zukunft!



Berlin, 01.06.2012 - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Beschäftigten der insolventen Drogeriekette Schlecker haben mit Wut, Trauer, Entsetzen und Enttäuschung die heutige Entscheidung aufgenommen, dass das Unternehmen Schlecker stillgelegt werden soll. Angesichts der Dimension und der sozialen Folgen fordern ver.di und die Beschäftigten ein sofortiges entschiedenes Handeln der Politik.

"Das ist eine absolute Hiobsbotschaft und eine menschliche und soziale Katastrophe für die fast 15.000 Schlecker-Frauen und ihre Familien", fasste Christel Hoffmann, die Schlecker-Gesamtbetriebsratsvorsitzende, die Gefühlslage zusammen. "Aber wir geben nicht auf! Aus unserer Sicht braucht es mehr Zeit, um die Zukunft der Schlecker-Frauen zu sichern - hier muss die Politik endlich handeln", forderte Hoffmann. Denkbar sei ein Sonderfonds, vergleichbar einer Verlängerung des Insolvenzgeldes um bis zu zwei Monate und andere staatliche Hilfen. Es sei allemal besser Arbeit zu finanzieren als Arbeitslosigkeit, dafür seien auch unkonventionelle Maßnahmen vonseiten der Politik nötig und dringend geboten.

ver.di ist davon überzeugt, dass es unter sozialen Gesichtspunkten auch eine gemeinsame Verantwortung im deutschen Einzelhandel gibt. Die großen Handelsunternehmen sind deshalb aufgefordert alles zu tun, um möglichst viele Standorte mit den Beschäftigten zu gesicherten Bedingungen zu erhalten. Sollten alle denkbaren Lösungsmöglichkeiten ausgelotet und erschöpft sein, so müsse die Politik den Frauen eine Chance am Arbeitsmarkt geben, die sie ihnen Ende März versagt habe und eine Transfergesellschaft finanzieren. "Die Politik, insbesondere die FDP, hat mit ihrer Weigerung, einer Bürgschaft für eine Transfergesellschaft zuzustimmen, einer Klageflut Vorschub geleistet, die den Investorenprozess nahezu zerstört hat", kritisierte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske. "Dieses Mal kann sich die Politik nicht vor ihrer Verantwortung drücken, zumal die Vermittlungszahlen zeigen, welche falsche Einschätzung die FDP verbreitet hat", so Bsirske. Bislang sei nur ein sehr geringer Teil der gekündigten Schlecker-Beschäftigten vermittelt worden. "Die Bewältigung der Folgen der größten Insolvenz in der Geschichte der Bundesrepublik muss auf allen Ebenen zur Chefsache werden", forderte der ver.di-Vorsitzende.

Die Vertreterinnen der verbliebenen fast 15.000 Schlecker-Beschäftigten werden heute gegen 15 Uhr in einer Kundgebung vor dem Kanzleramt für ihre Forderungen demonstrieren. "Auch wenn Schlecker zumacht - wir sind immer noch da! Wir zeigen Gesicht für unser Recht auf eine Chance auf Arbeit", so die Gesamtbetriebsratsvorsitzende. "Man kann uns zwar unsere Arbeitsplätze nehmen, nicht aber unsere Würde und nicht unsere Verantwortung für soziale und moralische Verpflichtungen. Schon gar nicht kann man uns unseren Glauben nehmen an uns selbst und unsere Arbeit als Betriebsräte", bekräftigte Hoffmann. Bei der Kundgebung spricht unter anderem der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske.

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Quelle:
Presseinformation vom 01.06.2012
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Christiane Scheller - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juni 2012