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INTERNATIONAL/045: Côte d'Ivoire - Recyceln statt exportieren, Regierung verbietet Export von Schrott (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. August 2011

Côte d'Ivoire: Recyceln statt exportieren - Regierung verbietet den Export von Schrott

Von Fulgence Zamblé


Abidjan, 25. August (IPS) - Der Beschluss der Regierung von Côte d'Ivoire, bis Ende 2012 den lukrativen Export von Schrott zu unterbinden, bringt eine ganze Branche in wirtschaftliche Turbulenzen und zahllose Altmetallsammler um Lohn und Brot. Das Verbot soll zum Aufbau einer einheimischen Industrie beitragen, die das in der Stahlproduktion weltweit begehrte Altmetall weiter verarbeitet.

Der Regierung gehe es darum, das Schrottsammeln einem einzigen Unternehmen als Monopol zu überlassen, kritisierte Mory Kamara, der in der Wirtschaftsmetropole Abidjan im Stadtteil Adjamé vom Schrottsammeln lebt. "Sie will uns von unserem Geschäft abbringen." Seit August 2009 wird der Export von Schrott mit umgerechnet rund 200 US-Dollar pro Tonne besteuert.

Das westafrikanische Land exportiert jährlich geschätzte 100.000 Tonnen Schrott. 226.000 Menschen verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit dem Sammeln von Altmetall. Nach Angaben der Vereinigung der Schrotthändler bringt ihr florierendes Gewerbe dem Staat rund 24 Millionen Dollar an Steuern ein. Nach Ansicht des Finanzinspekteurs Michel Koné könnten diese Steuereinnahmen doppelt so hoch ausfallen, wenn die Angaben in den Steuererklärungen korrekt wären. Das Finanzministerium beziffert den Beitrag des Wirtschaftszweiges zum ivorischen Bruttoinlandsprodukt auf 3,5 Prozent.

In Marcory, einem Stadtteil von Abidjan, klagte der Schrottexporteur Issouf Miakité, das von der Regierung kurzfristig verfügte Exportverbot für Altmetall komme ihn teuer zu stehen. "Ich habe aus Indien und Pakistan Aufträge über die Lieferung von 500 Tonnen Schrott erhalten. 300 Tonnen habe ich bereits zusammenbekommen." Weil das Geschäft jetzt nicht zustande komme, müsse er mit einem Verlust von umgerechnet 40.000 Dollar rechnen.

Schon unter der früheren Regierung habe der Schrotthandel schwierige Zeiten durchgemacht und umgerechnet etwa 18 Millionen Dollar eingebüßt, stellte Kalifa Doumbia, der Präsident der Schrotthändlervereinigung, fest. Weitere Verluste seien zu erwarten, denn im Hafen von Abidjan lagerten derzeit mehr als 10.000 Tonnen Schrott, die nach Europa und Asien exportiert werden sollen.

Mit dem kurzfristig angekündigten Exportverbot für Schrott sei das Ende der Branche eingeleitet, fürchtet Brahima Fofana vom Verband der Schrottexporteure in Côte d'Ivoire. "Etliche Altmetallsammler haben das Signal bereits verstanden und schmieden im eigenen Betrieb den Schrott zu Gebrauchsgegenständen wie Küchen- und Ackergeräte zusammen", berichtete er IPS. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. August 2011