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INTERNATIONAL/053: Mit Kreativität auf eigene Beine - Jungunternehmer vermissen Starthilfen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. Oktober 2011

Entwicklung: Mit Kreativität auf eigene Beine - Jungunternehmer vermissen Starthilfen

von Charles Mushizi


Cotonou, 17. Oktober (IPS) - "Wir Jungen haben genug Ideen; was uns fehlt, sind die Mittel, um sie umzusetzen". Mit der Forderung nach finanziellen Starthilfen für Jungunternehmer ist am Wochenende eine landwirtschaftliche Handelsmesse in Cotonou, der Hauptstadt des westafrikanischen Landes Benin, zu Ende gegangen.

Der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) hatte die Leistungsschau unter dem Motto 'Junge Unternehmer - Motoren des Wandels' organisiert. Die Messe bot jungen Existenzgründern aus dem ländlichen Afrika, Asien und Lateinamerika eine Plattform, um ihre Projekte vorzustellen.

Alle Aussteller kritisierten gleichermaßen, dass die Staaten die Förderung der Initiativen der jungen Generation vernachlässigten. "Die afrikanischen Länder müssen die Kapazitäten der Jungen vor allem in ländlichen Regionen nutzen, damit sie Arbeitsplätze schaffen. Denn dort fehlen Schulen und Unternehmen", meinte Samuel Agossou im Gespräch mit IPS.

Der überzeugende Selbstdarsteller aus dem westafrikanischen Benin hat aus eigener Kraft eine florierende Kaninchenzucht aufgebaut. Die Stallhasen, drei Weibchen und ein Rammler, mit denen er vor neun Jahren angefangen hatte, belohnten das in sie gesetzte Vertrauen ihres jungen Besitzers mit einer auf 700.000 Tiere herangewachsenen Nachkommenschaft. Agossou hat ein Dutzend junger Leute eingestellt, die sich um Futter und Pflege der Tiere kümmern. Jeder von ihnen verdient im Monat durchschnittlich umgerechnet 25 US-Dollar.

"Häufig scheitern die jungen Leute mit ihren Projekten am fehlenden Geld", betonte Pape Samb. Der Direktor der in den USA ansässigen gemeinnützigen Phelps-Stokes-Stiftung, einer Partnerin des 'Globalen Jugendnetzwerks für Innovation' (RMJI), verwies darauf, dass nach UN-Angaben 60 Prozent der Weltbevölkerung zwischen 15 und 24 Jahre alt sind und zum großen Teil in Entwicklungsländern leben. "Man muss in die junge Generation investieren. Sie kennen ihre Probleme und können geeignete Lösungen anbieten", stellte Samb fest. "Doch wenn sie ihre Projekte in die Tat umsetzen wollen, hilft man ihnen nicht."

Benins Verteidigungsminister Issifou Kogui N'Douro, der die Agrarmesse in Cotonou eröffnete, gab sich optimistisch: "In ihrem in Malabo, der Hauptstadt von Äquatorialguinea verabschiedeten Aktionsplan hat sich die Afrikanischen Union die große Aufgabe gestellt, bis 2018 die Jugendarbeitslosigkeit in den afrikanischen Ländern abzubauen und Vollbeschäftigung zu erreichen."


Staatliche Förderung entscheidend

Von internationalen Aktionsplänen hält Ratoejanahary Mirado, Präsidentin der madagassischen Hilfsorganisation 'Vonona', nichts. "Wir brauchen keine internationalen Aktionspläne, wo schon die staatlichen Förderprogramme nicht funktionieren." Auch sie hat ihre wirtschaftliche Existenz ohne staatliche Hilfe aufgebaut. "Ein Jahr lang habe ich in der Werkstatt meiner Tante gearbeitet, in der Produkte aus Raffiabast hergestellt wurden, und die Hälfte meines Lohns gespart. Mit umgerechnet 150 Dollar in der Tasche beschloss ich dann, auf eigene Rechnung als Weberin zu arbeiten." Raffiabast wird aus der in Madagaskar heimischen Raffiapalme gewonnen.

"Sechs Jahre später verkauft mein Betrieb, in den ich inzwischen 3.300 Dollar investiert habe und in dem inzwischen zehn junge Leute arbeiten, Waren aus Raffiabast in alle Welt", beschrieb die junge Existenzgründerin ihren Erfolg.

Nach Ansicht des Delegationsleiters der Aussteller aus Benin, Charles Feridjini, könnte die Regierung die große Armut im Land wirkungsvoll bekämpfen, wenn sie das Wissen und die Kapazitäten ihrer jungen Bürger als ein Potential nutzen würde, um vor allem in ländlichen Regionen neue wirtschaftliche Existenzen und Arbeitsplätze zu schaffen. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Oktober 2011