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INTERNATIONAL/064: Côte d'Ivoire - Regierung reformiert Kakaomarkt, Kleinbauern sollen mehr verdienen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. November 2011

Côte d'Ivoire: Regierung reformiert Kakaomarkt - Kleinbauern sollen mehr verdienen

von Grit Porsch


Berlin, 25. November (IPS) - Der Präsident von Côte d'Ivoire Alassane Ouattara hat Reformen des einheimischen Kakaomarktes angekündigt. Jetzt hoffen die vom Kakaoanbau lebenden rund 900.000 Bauern im Land auf deutlich höhere Einkommen. Agrarminister Mamadou Sangafowa Coulibaly zufolge soll der Abnahmepreis für die Kakaobohnen von bislang 35 Prozent des Weltmarktpreises auf 50 bis 60 Prozent angehoben werden.

Das westafrikanische Land ist mit fast 1,5 Millionen Tonnen im Rekorderntejahr 2010/2011 der weltweit größte Kakaoproduzent. 40 Prozent seiner Devisen stammen aus dem Export von Kakao. Neben den Erzeugern verdienen nach Angaben der Weltbank 3,5 Millionen Ivorer im Umfeld der heimischen Kakaowirtschaft ihren Lebensunterhalt.

Hintergrund der geplanten Reformen sind aussichtsreiche Verhandlungen der Regierung mit Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) über einen Schuldenerlass von drei Milliarden US-Dollar im Rahmen der Initiative für hoch verschuldete arme Länder (HIPC). Nach Ansicht von Wirtschaftsminister Charles Koffi Diby sollten die Reformen noch vor Ende dieses Jahres umgesetzt werden, während die Zustimmung zum Schuldenerlass vor Ende 2012 erwartet wird.

Vor Beginn der nächsten, von Oktober bis September dauernden Saison will die Regierung ihren Bauern feste Abnahmepreise garantieren. In der Saison 2010/11 wurden die Bauern trotz zugesagter Erzeugerpreise von umgerechnet 2,26 US-Dollar pro Kilo mit durchschnittlich 1,65 Dollar pro Kilo abgespeist, berichtete das für das Management des ivorischen Kaffee- und Kakaomarktes zuständige Komitee.

Auch in der jetzt begonnenen neuen Saison wurden ihnen Ende Oktober nur durchschnittlich 1,50 statt der versprochenen 2,06 Dollar pro Kilo Kakaobohnen ausbezahlt. "Viele Bauern warten jetzt auf eine Preiserhöhung, bevor sie ihren Kakao verkaufen und riskieren sogar einen Qualitätsverlust ihrer Ernte", berichtete Bilé Bilé, Chef einer Erzeugerkooperative von 637 Kleinbauern im östlichen Abengourou, gegenüber dem UN-Nachrichtendienst IRIN. Die Regierung verspricht sich von Preisgarantien mehr Einfluss auf die Weltmarktpreise.


Erzeuger fordern Mitspracherecht

Eine einzige Kontrollinstanz soll die bislang vier für den Kakaomarkt zuständigen Behörden ersetzen. "Seit der Liberalisierung des Marktes gab es viele Unregelmäßigkeiten" erklärte Coulybaly. "Deshalb wird das Bemühen um gutes Regieren und um Transparenz das Kernstück unserer Reformen ausmachen", versicherte der Minister.

Doch zahlreiche Erzeuger kritisieren, die Regierung habe sie nicht genügend an den Diskussionen über die Reformen beteiligt. Gervais Seri, Verbandspräsident der Kaffee- und Kakaoerzeuger in Côte d'Ivoire, erklärte: "Wir empfehlen deshalb, uns in der neuen Kontrollbehörde einen angemessenen Platz einzuräumen." (Ende/IPS/mp/2011)


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http://www.irinnews.org/report.aspx?reportid=94268

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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. November 2011