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INTERNATIONAL/215: Simbabwe - Qualitätsware gegen China-Importe, junge Schuhmacher trotzen Wirtschaftskrise (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. Juli 2014

Simbabwe: Qualitätsware gegen China-Importe - Junge Schuhmacher trotzen der Wirtschaftskrise

von Jeffrey Moyo


Bild: © Jeffrey Moyo/IPS

Informelle Schuhhändler in der simbabwischen Hauptstadt Harare
Bild: © Jeffrey Moyo/IPS

Harare, 8. Juli (IPS) - Shelton Mbariro ist einer von vielen jungen Simbabwern, die die Not erfinderisch macht. Um der Arbeitslosigkeit zu entgehen, stellt der 19-Jährige robuste und solide Schuhe her, die er auf der Straße für gutes Geld verkauft. "Das Leder besorgen wir uns von Schlächtern und Bauern in Harare und Umgebung", erzählt er.

Nach Angaben der 'Harare United Cobblers Association', einer Vereinigung junger Schuster, leben im ganzen Land fast 200.000 junge Menschen zwischen 19 und 24 Jahren vom Straßenverkauf handgemachter Schuhe.

Wie viele junge Leute derzeit in der Schattenwirtschaft tätig sind, ist nicht bekannt. Einer Untersuchung des nationalen Statistikamts von 2012 zufolge sind 3,7 Millionen der 13,7 Millionen Einwohner des Landes im informellen Sektor beschäftigt.

Handgemachte Schuhe für Männer und Frauen werden für umgerechnet 25 bis 40 US-Dollar angeboten. Sandalen kosten etwa zehn Dollar. Obwohl zunehmend Billigware aus China in den Handel kommt, sind die handgemachten Schuhe aufgrund ihrer langen Haltbarkeit, der ansprechenden Optik und der verhandelbaren Preise bei den Simbabwern sehr beliebt.

Mbariro und der 21-jährige Shadrack Bvumb, ein weiterer Schuhmacher aus Harare, können sich über mangelnde Kundschaft nicht beklagen. "Wenn die Geschäfte gut laufen, meistens gegen Ende des Monats, nehme ich pro Tag mindestens 100 Dollar ein", berichtet Mbariro stolz.


Viele Firmen müssen schließen

Die einzige Schuhfabrik des Landes, 'Bata', hat kurz nach den Wahlen 2013 ihre Produktion wegen der schlechten Wirtschaftslage zurückgefahren. Offiziellen Untersuchungen zufolge haben zwischen Juli 2011 und Juli 2013 mehr als 700 Unternehmen in der simbabwischen Hauptstadt schließen müssen. Etwa 8.300 Menschen wurden dadurch arbeitslos. Im vergangenen Jahr verloren mehr als 2.300 Arbeitnehmer ihre Jobs, als 165 Firmen ihre Belegschaft reduzierten, wie die Regierung mitteilte.

"Wir verkaufen die Schuhe auf eigene Faust, weil es verschwendete Zeit wäre, nach nicht vorhandenen Jobs Ausschau zu halten", meint Bvumbi, der aus dem dichtbesiedelten Vorort Mabvuku kommt.

Den Behörden sind die Straßenverkäufer allerdings ein Dorn im Auge, weil sie keine Steuern zahlen und die Vorschriften der Stadtverwaltung missachten. Tatsächlich haben sich die meisten Straßenhändler bereits mit der städtischen Polizei angelegt, weil sie keine Gewerbelizenzen vorweisen können. Für den Antrag auf eine solche Genehmigung müssten sie 20 Dollar bezahlen. Wird die Lizenz für ein Jahr erteilt, sind weitere 120 Dollar fällig.

Die Verkäufer sehen nicht ein, warum sie der Stadt Geld zahlen sollen, wenn sie dafür nichts bekommen. "Für die Plätze, an denen wir unsere Geschäfte machen, gibt es keine Lizenzen", sagt Mbariro.


Innovationen in Krisenzeiten

Wirtschaftsexperten zeigen sich derweil zuversichtlich, dass die jungen Leute einen Weg aus der Krise finden werden. "Die vielen Kündigungen und die zunehmende Zahl erwerbsloser Jugendlicher sorgen für neue Initiativen und Innovationen", meint der Ökonom Daniel Mbewe.

2011 hatte die Regierung einen mit elf Millionen Dollar bestückten Jugendfonds eingerichtet, der den jungen Leuten Hilfe zur Selbsthilfe leisten sollte. Doch nur etwa zwei Prozent der jungen Schuster konnten profitieren, wie der Verband berichtet. Diejenigen, die in den Genuss der Gelder kamen, hatten offenbar gute Kontakte zu Politikern aus der Regierungspartei. (Ende/IPS/ck/2014)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2014