Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → WIRTSCHAFT


MELDUNG/658: Die Güteklasse chinesischer Patente sinkt im internationalen Vergleich (idw)


Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) - 03.08.2016

Die Güteklasse chinesischer Patente sinkt im internationalen Vergleich


China präsentiert sich bei Patentanmeldungen als Enfant Terrible. War das Reich der Mitte lange als Kopierweltmeister ausländischen geistigen Eigentums berüchtigt, so nutzt das Land seit der Jahrtausendwende immer stärker Patente zum Schutz eigner Erfindungen und gehört heute zu den weltweit führenden Patentnationen. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, und die German Graduate School of Management and Law (GGS), Heilbronn, haben gemeinsam einen Qualitätsindex entwickelt, der internationale Vergleiche ermöglicht.

Der weltweite Weg, ein Patent anzumelden, führt über den Vertrag über die Internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens oder "Patent Cooperation Treaty" (PCT). China hat bei PCT-Anmeldungen weltweit mittlerweile Platz drei erreicht und damit Deutschland überholt. Da der Patentanstieg einerseits durch steigende Forschungs- und Entwicklungsausgaben von Unternehmen flankiert ist, aber andererseits auch durch Subventionen oder politische Zielvorgaben getrieben sein könnte, fragt sich: Was sind chinesische Patente tatsächlich wert?

Die Studie hat nun mit dem sogenannten ISR-Index ein Qualitätsmaß entwickelt, das internationale Vergleiche ermöglicht. Grundlage dafür sind die Patentzitationen bei PCT-Anmeldungen. Diese Zitationen werden in internationalen Prüfberichten ("International Search Reports, ISR") gelistet. Der Qualitätsvergleich findet anhand dieser Berichte zwischen chinesischen und nicht-chinesischen PCT-Anmeldungen statt, wobei die nicht-chinesischen Anmeldungen fast ausschließlich aus Ländern mit hohem Einkommen stammen, also den führenden Technologienationen. Dabei zeigt der ISR-Index, dass Chinas Patentqualität nicht an die der Hocheinkommensländer herankomm: Chinesische Patente weisen neben einer Qualitätslücke im Vergleich zu Hocheinkommensländern auch einen Qualitätsrückgang über die Zeit auf.

"Für den Zeitraum von 2001 bis 2009 erreichen die chinesischen PCT-Anmeldungen nur 34 Prozent des Qualitätsniveaus von nicht-chinesischen Anmeldungen", erläutert Dr. Philipp Böing, Wissenschaftler am ZEW und Autor der Studie. Darüber hinaus sinke die Qualität im Untersuchungszeitraum deutlich. "Die chinesische Patentexpansion geht klar zu Lasten der Qualität", fasst Böing die Ergebnisse der Studie zusammen.


Weitere Informationen unter:
http://www.zew.de/PM4638
Link zur Pressemitteilung
http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp16048.pdf
Direktdownload der Studie in englischer Sprache

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution857

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW),
Felix Kretz, 03.08.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. August 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang