Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

MARKT/1386: Wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Oktober 2009 (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie - Berlin, 19. Oktober 2009

Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Oktober 2009 [1]


Die konjunkturelle Besserung in Deutschland gewinnt weiter an Boden. Nach einer Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Leistung im zweiten Quartal dürfte sie im dritten Quartal deutlicher zugenommen haben. Ausgangspunkt bildet die weltwirtschaftliche Erholung, die dem Außenhandel - ausgehend vom niedrigen Niveau - Impulse verleiht. So dürften die Exporte in der Quartalsbetrachtung erstmals seit mehr als einem Jahr wieder zugelegt haben. Neben den umfangreichen geldpolitischen und fiskalischen Maßnahmen wirken insbesondere die allmähliche Überwindung der Vertrauenskrise und die Umkehr des Lagerzyklus im dritten Quartal stark stützend. In der Binnenwirtschaft kommen verstärkt die Maßnahmen der Konjunkturprogramme zum Tragen. Die Bauwirtschaft profitiert von der Umsetzung der öffentlichen Infrastrukturmaßnahmen, während beim privaten Konsum die Pkw-Umweltprämie nachwirkt sowie zusätzliche Abgabenentlastungen und Transfererhöhungen die Einkommen stützen. Auch der Anstieg der Arbeitslosigkeit und der Abbau von Beschäftigung halten sich bisher in Grenzen. Vor diesem Hintergrund haben eine Reihe von Instituten und Organisationen wie auch die Gemeinschaftsdiagnose ihre Prognosen für die Wirtschaftsentwicklung zuletzt nach oben korrigiert. Auch die Bundesregierung hat in ihrer Herbstprojektion die reale Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts für 2009 von -6,0 % auf -5,0 % und für 2010 von +0,5 % auf +1,2 % angehoben. Allerdings bleibt die Erholung mit erheblichen Risiken belastet. Insbesondere sind die Produktionskapazitäten trotz Erholungstendenzen noch stark unterausgelastet und beeinträchtigen die Perspektiven am Arbeitsmarkt. Auch bestehen Unsicherheiten an den Finanzmärkten trotz anhaltender Besserung weiter fort.

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hat sich nach der Abschwächung im Juli zuletzt im August wieder kräftig um preis- und saisonbereinigt [2] 1,7 % belebt. Allerdings dürfte ein Ferientageeffekt das Ergebnis etwas überzeichnet haben. In der Tendenz verläuft die Produktion mit einem Anstieg um 3,0 % im Dreimonatsvergleich spürbar aufwärts gerichtet; sie sollte im dritten Quartal insgesamt deutlich zulegen. Zuletzt erhöhte sich die Industrieproduktion im August um 2,0 %. Kräftigere Impulse kommen angesichts der sich erholenden Weltwirtschaft derzeit vom Auslandsgeschäft der Industrie. Zwar wird das Vorjahresniveau der Industrieproduktion im Dreimonatsvergleich noch deutlich um arbeitstäglich bereinigt 19,4 % unterschritten, die Nachfragesituation verbesserte sich aber erneut. Mit dem sechsten Auftragsplus in Folge von preis- und saisonbereinigt 1,4 % im August konnte insgesamt bereits ein Drittel des vorherigen Nachfrageausfalls wieder aufgeholt werden. Im Dreimonatsvergleich stiegen die Aufträge um 9,4 % an. Auch die Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe nahmen im September erneut zu.

Die Bauproduktion wurde im August um preis- und saisonbereinigt 4,2 % ausgeweitet. In der Tendenz ist sie angesichts der vorherigen Rückgänge noch rückläufig (Dreimonatsvergleich: -1,4 %). Der aktuelle Anstieg spricht aber dafür, dass die staatlichen Impulse aus den Konjunkturprogrammen zunehmend produktionswirksam werden. Auch das Auftragsvolumen im Bauhauptgewerbe hat sich im Juli kräftig um saisonbereinigt 5,0 % erhöht. In der Tendenzbetrachtung (Dreimonatsvergleich) weist die Baunachfrage mit 5,1 % gleichfalls kräftig nach oben. Allerdings schätzen die Bauunternehmen ihre Geschäftserwartungen im September wieder etwas verhaltener ein.

Der private Konsum hat im bisherigen Verlauf des Jahres die Gesamtwirtschaft stabilisiert. Zwar gingen die Umsätze im Einzelhandel im engeren Sinne, also ohne Handel mit Kraftfahrzeugen, auch im August um preis- und saisonbereinigt 2,4 % und im aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich um 1,1 % zurück. Der Kraftfahrzeugsektor erhält aber nach wie vor noch Impulse von der Pkw-Umweltprämie, da ein großer Teil der geförderten Pkws noch nicht zugelassen ist und zum Teil wohl auch noch produziert werden muss. Darüber hinaus stützten bei moderaten Beschäftigungsrückgängen, das ruhige Preisklima, Steuer- und Abgabenentlastungen sowie zusätzliche Transferzahlungen im Rahmen der Konjunkturprogramme die Kaufkraft der Einkommen der privaten Haushalte. Eine Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt würde allerdings den privaten Konsum dämpfen.

Die Exportentwicklung hat angesichts der weltwirtschaftlichen Erholung die Trendwende zum Besseren vollzogen. Ausgehend vom vorherigen niedrigen Niveau blieb sie trotz Rückgang der Warenausfuhren um 1,8 % im August kräftig aufwärts gerichtet (Dreimonatsvergleich: +5,5 %). Im dritten Quartal insgesamt dürften damit die Exporte erstmals wieder zugelegt haben. Den Stand vor einem Jahr unterschritten die Exporte im Dreimonatsvergleich aber nach wie vor deutlich um 20,6 % (Ursprungswerte). Die Warenimporte nahmen im Verlauf zuletzt um 1,1 % zu. Auch die weiteren Perspektiven gestalten sich angesichts der allmählichen Erholung der Weltwirtschaft etwas freundlicher.

Der Arbeitsmarkt erwies sich bisher als bemerkenswert stabil und widerstandsfähig. Die Abflachung beim Rückgang der Beschäftigung und die Pause beim Anstieg der Arbeitslosigkeit setzten sich bis zuletzt fort. Vor allem die Nutzung von Kurzarbeit sowie flexible betriebliche Arbeitszeitregelungen wirkten entlastend. Im August ging die Erwerbstätigkeit (Inlandskonzept) noch einmal abgeschwächt um saisonbereinigt 4.000 Personen zurück. Nach den Ursprungszahlen gab es zuletzt 40,19 Mio. Erwerbstätige und damit 156.000 weniger als vor einem Jahr. Der Aufbau von registrierter Arbeitslosigkeit wurde in den Sommermonaten in saisonbereinigter Rechnung unterbrochen (September: -12.000 Personen). Hierbei spielten allerdings Sonderfaktoren im Zuge der Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen eine maßgebliche Rolle. Gegenüber dem Vorjahr nahm die Zahl der Arbeitslosen zuletzt um 266.000 auf 3,346 Mio. zu (Ursprungszahlen). Die Arbeitslosenquote ging im September jahreszeitlich bedingt auf 8,0 % zurück.

Die Preisentwicklung verläuft nach wie vor auf allen Absatzstufen äußert gedämpft. Die Verbraucherpreise verringerten sich auf Jahressicht im September um 0,3 %. Dies ist insbesondere auf die im Jahresvergleich starken Preisrückgänge bei Energie und Nahrungsmitteln zurückzuführen. Die Kerninflationsrate - ohne Energie und saisonbereinigte Nahrungsmittel - lag aber bei ebenfalls niedrigen +1,0 %. Auch im Verlauf nahmen die Verbraucherpreise zuletzt im September wieder um 0,4 % ab, insbesondere weil sich die Preise für Heizöl und Kraftstoffe wieder abschwächten.

Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der November-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Die aktuelle Ausgabe wird Ende der 43. Woche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zu finden sein.

[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 16. Oktober 2009 vorlagen.

[2] Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA.

Downloads
Ausgewählte Daten zur wirtschaftlichen Lage
Oktober 2009
PDF: 22,8 KB
http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/A/ausgewaehlte-daten-zur-wirtschaftlichen-lage- oktober-2009,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf


*


Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 19. Oktober 2009
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Pressestelle des BMWi
Telefon: 03018-615-6121 oder -6131
E-Mail: buero-L2@bmwi.bund.de
Internet: http://www.bmwi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2009