Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

ROHSTOFFE/074: Venezuela - Übersicht über Rohstoffreichtum, China soll Pontenzial ausloten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. März 2013

Venezuela: Übersicht über Rohstoffreichtum - China soll Pontenzial ausloten

von Humberto Márquez



Caracas, 1. März (IPS) - Die chinesische Firma 'Citic Group' will die Rohstoffreserven Venezuelas erforschen. Dazu hat sie eine entsprechende Vereinbarung mit der Regierung in Caracas unterzeichnet. Vertreter von Oppositionsparteien und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft fürchten einen Ausverkauf des Ressourcenreichtums des südamerikanischen Landes.

Fünf Jahre hat Citic Group Zeit, um zu untersuchen, wo in Venezuela wie viele Mineralien und Metalle aufzufinden sind. 400 venezolanische Ingenieure sollen ausgebildet werden, um die Daten, die die chinesische Firma zusammenträgt, zu verwalten und auszuwerten. Bisher hat Caracas allerdings noch keine Angaben darüber gemacht, was anschließend mit den gewonnenen Informationen geschehen soll und wie sich die Zusammenarbeit auf die künftige Ausbeutung der Rohstoffe auswirken wird.

Für Citic Group hat sich die Vereinbarung aber bereits gelohnt: Das Unternehmen erhielt gleichzeitig mit der Unterzeichnung eine Konzession, um die Goldminen 'Las Cristinas' auszubeuten. In den Minen im Guyana-Bergland sollen 20 Millionen Unzen Gold lagern, die nach aktuellen Preisen zusammen 32 Milliarden US-Dollar wert sind. Seit 1999, als Staatschef Hugo Chávez das Präsidentschaftsamt übernahm, förderten hier bereits unterschiedliche Unternehmen Gold, darunter die kanadischen Firmen 'Placer Dome', 'Vanessa Ventures' und 'Crystallex' sowie die russische Firma 'Rusoro'.


Kritik an mangelnder Transparenz

Oppositionspolitiker kritisieren, dass die Bestandteile des Abkommens zwischen der Regierung und der Civic Group nicht veröffentlicht werden. "Das Parlament wurde in die Entscheidung nicht einbezogen - sollte es aber", sagte der Abgeordnete Américo de Grazia gegenüber IPS. De Grazia vertritt die Oppositionspartei 'Causa Radical' im Energie- und Bergbauausschuss der Nationalversammlung. "Das Abkommen könnte eine Bedrohung für unsere Souveränität bedeuten - schließlich sind die natürlichen Ressourcen in unserem Boden verfassungsrechtlich geschützt."

Die Rohstoffsuche ist nur ein weiterer Schritt auf dem Weg der Annäherung der beiden Länder. Venezuela ist bereits größter Öllieferant des asiatischen Riesen. China wiederum versorgt Venezuela mit dringend notwendigen Krediten.

Pro Tag exportiert das südamerikanische Land nach Angaben von Bergbauminister Rafael Ramírez 600.000 Barrel Öl nach China. Anderen Quellen zufolge ist diese Zahl allerdings lediglich halb so hoch. Dafür hält Venezuela 38 Milliarden US-Dollar an chinesischen Krediten. China braucht Rohstoffe für seine wachsende Wirtschaft.

Venezuela ist hauptsächlich für seinen Ölreichtum bekannt. Doch das Land ist auch reich an anderen Mineralien. Die Eisenreserven beispielsweise sind groß genug, um die gesamte aktuelle Nachfrage nach dem Metall aus China zu befriedigen - und China ist zurzeit weltgrößter Eisenkonsument. Auch Bauxit (Hauptquelle für Aluminium) aus Venezuela hat Exportpotenzial, darüber hinaus Phosphate, Gold, Diamanten, Kupfer, Uran, Coltan und Thorium.

Noch sind die Demokratische Republik Kongo und Brasilien die weltgrößten Coltan-Exporteure, ein Stoff, der beispielsweise für Handys genutzt wird. Venezolanischen Medienberichten zufolge haben allerdings auch in dem südamerikanischen Land Unternehmen bereits begonnen, Coltan abzubauen - jedoch ohne eine Fördererlaubnis dafür zu haben.

Thorium ist ein radioaktives Material, das als die Energiequelle der Zukunft gehandelt wird. Es muss nicht gespalten werden, und man kann daraus das 40-Fache der Energie gewinnen, die sich aus Uran generieren lässt. Der US-Rohstoffbehörde zufolge belaufen sich die globalen Vorkommen des Minerals auf 1,2 Millionen Tonnen.

Einer Studie der Simón-Bolívar-Universität in Caracas zufolge lagert im Berg Impacto im Distrikt Cedeño im Bundesstaat Bolívar so viel Thorium, dass daraus mehr Energie gewonnen werden kann als mit dem Öl im Orinoco-Gürtel. Auch dieses Gebiet liegt in Venezuela und gilt als größte Ölreserve der Welt.

Venezuela erhoffe sich durch die Kooperation mit der chinesischen Firma detaillierte Informationen über die Rohstoffreserven im Land, so der Abgeordnete Fernando Soto von der regierenden 'Partido Socialista Unido de Venezuela', der dem Bergbauausschuss der Nationalversammlung vorsitzt. Bisherige Schätzungen seien noch sehr oberflächlich.

De Grazia zweifelt daran, dass dies tatsächlich der Grund ist. "In dem Fall hätte Venezuela eine internationale Ausschreibung vornehmen und den höchsten Bieter damit beauftragen müssen." Citic Group habe keineswegs die besten Voraussetzungen und kenne sich auf dem Gebiet nur schlecht aus. "In China gibt es fünf Universitäten, an denen Geologen ausgebildet werden, in Venezuela hingegen sechs. Die wurden total ignoriert."

Viele Kritiker fürchten einen Ausverkauf der natürlichen Ressourcen des Landes. Doch nach Meinung von Chihon Ley, dem Direktor des Asienprogramms an der privaten chilenischen Adolfo-Ibáñez-Universität, kann davon keine Rede sein. Eine der Voraussetzungen für das Abkommen sei schließlich, dass die Firma der venezolanischen Regierung alle gesammelten Daten zur Verfügung stelle. Darüber hinaus sei festgelegt worden, dass Venezuela nicht daran gebunden sei, die Citic Group anschließend mit der Förderung der Mineralien zu beauftragen, sondern die Konzessionen an den höchsten Bieter geben könne. (Ende/IPS/jt/2013)


Links:

http://www.nuclear.fis.usb.ve/El_Desafio_Nuclear-EGHB-USB.pdf
http://www.ipsnews.net/2013/02/china-maps-out-venezuelas-valuable-mining-resources/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=102422

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 1. März 2013
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2013