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UNTERNEHMEN/2213: VW auf der Überholspur (Gerhard Feldbauer)


VW auf der Überholspur

Toyota gerät ins Hintertreffen

von Gerhard Feldbauer


Nach Berichten der "Financial Times" und des "Handelsblatt", die Prognosen US-amerikanischer Marktforscher (JD Power, PwC und IHS Automotive) wiedergeben, wird Volkswagen noch 2011 sowohl nach Produktionszahlen als auch im Absatz zum größten Autohersteller der Welt aufsteigen. Damit könnte der Wolfsburger sein verkündetes Ziel, bis 2018 die Weltspitze zu übernehmen,(1) schon früher erreichen. Toyota, das japanische Industrieflaggschiff, das im Ersten Quartal 2011 einen Absatzeinbruch von 33 Prozent erlitt, wird damit abgehängt. Es bleibt Generell Motors mit dem nach den gegenwärtigen Prognosen vor allem das weitere Rennen ausgetragen werden dürfte. Entscheidend sind dabei die Positionen auf den wachsenden Märkten Asiens und Lateinamerikas, meint das "Handelsblatt". Toyota hatte die Weltspitze 2007 GM abgenommen, fiel aber mit großen Produktionsausfällen nach der Tsunami- und Atomkatastrophe von Fukushima zurück.


Weltweit leistungsstärkster Automobilhersteller

VW ist mit 80 Grundmodellen vom Kleinstwagen bis zum Bus Europas größter Autobauer und, wie eine Studie des Center of Automotive Management (CAM) einschätzte, der auch "weltweit mit Abstand leistungsstärkste Automobilhersteller". Mit Marken von Seat und Skoda bis zu Audi und Bentley deckt das Unternehmen alle Segmente des Automarkts ab. Durch dem Einsatz identischer Komponenten in zahlreichen Fahrzeugmodellen werden erhebliche Kosten in Einkauf, Entwicklung und Herstellung gespart. 2011 werde VW, so die Vorhersage von JD Power, weltweit 7,8 Millionen Autos verkaufen. Für GM werden 7,2 Millionen prognostiziert, für Toyota 6,7 Millionen erwartet. Dabei lag GM im ersten Halbjahr im Gesamtabsatz noch an der Spitze, wurde dann jedoch offensichtlich Opfer der Auswirkungen der US-Finanzkrise, die mit einer zurückgehenden Nachfrage als erstes die Autobranche erfasste.

Natürlich ist der Japaner nicht bereit, kampflos das Feld zu räumen. Mit seinem Toyota Yaris versucht er gerade, dem VW Polo ernsthafte Konkurrenz zu machen. Beistand leistet Hyudai-Tochter Kia mit ihrem neuen Rio. Dennoch scheint eine Änderung der Platzierung nicht in Sicht.


Rekordinvestitionen von 62,4 Mrd. Euro

Das um so mehr als VW das Investitionstempo noch erhöht. Der Aufsichtsrat beschloss am 28. Oktober, in den nächsten fünf Jahren die Rekordsumme von 62,4 Mrd. Euro zu investieren. Bis 2016 sollen 32,7 Mrd. in den Ausbau von Produktionsstätten, die Entwicklung neuer Modelle und Motoren mit Verbrauchssenkung fließen. 14 Mrd. Euro werden in den Ausbau von Gemeinschaftsunternehmen in China investiert. Sie kommen zu bereits bis 2012 beschlossenen acht Mrd. hinzu. Mit ihnen wird der Aufbau von zwei weiteren VW-Werken finanziert, mit denen die Produktionsstätten des Wolfsburgers im größten Absatzmarkt der Welt für Autos auf insgesamt neun anwachsen.

Der Volkswagenkonzern investiere "eine Rekordsumme um sein Ziel zu erreichen, der ökonomisch und ökologisch beste Automobilhersteller der Welt zu werden", sagte Vorstandschef Martin Winterkorn zur Verabschiedung des Riesenbudgets.


Fußnote:
(1) Siehe "VW will an die Weltspitze", "Schattenblick", 26.09.2011


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Quelle:
© 2011 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Oktober 2011