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UNTERNEHMEN/2649: Thomas Lohninger fordert auf Telekom-Hauptversammlung Verbot von StreamOn (Kritische Aktionäre)


Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V.
Pressemitteilung vom 30.05.2017

Thomas Lohninger fordert auf Telekom Hauptversammlung Verbot von StreamOn

Kritische Aktionäre und epicenter.works setzen sich für Erhalt der Netzneutralität ein


Köln. Die Deutsche Telekom muss sich bei ihrer Hauptversammlung am 31. Mai auf Gegenwind einstellen. Ihr neuer Tarif "StreamOn" verletzt das von der Europäischen Union festgeschriebene Prinzip der Netzneutralität. Thomas Lohninger von epicenter.works wird in seiner Rede auf der Hauptversammlung die Gefahren des neuen Produkts aufzeigen. Netzneutralität besagt, dass Daten unterschiedlicher Anbieter im Netz gleich behandelt werden müssen. "Deshalb sollte die Bundesnetzagentur StreamOn verbieten", fordern die Nichtregierungsorganisationen epicenter.works und der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

Die Deutsche Telekom ist gerade dabei, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. StreamOn schränkt die Wahlfreiheit der Kunden ein und gefährdet die Innovation und den freien Wettbewerb im Internet. Die ersten kleineren Anbieter wie bitlove wurden von der Telekom bereits abgelehnt - und das mit fadenscheinigen Begründungen. Große Videoanbieter wie Vimeo haben klargemacht, dass sie technisch und administrativ gar nicht in der Lage sind, Partner von StreamOn zu werden. Anstatt eine Konkurrenzplattform zum offenen Internet aufzubauen, in der kleine und ausländische Anbieter diskriminiert werden, sollte die Telekom ihren Kunden einfach mehr Datenvolumen für das echte Internet zur Verfügung stellen.

"Mit dem Modell von StreamOn muss ein Anbieter bald Verträge mit allen Internetanbietern abschließen, vor deren Kunden er nicht benachteiligt sein will", sagt der Netzneutralitätsexperte Thomas Lohninger. "Kunden werden bald den Überblick verlieren, welcher Dienst im Internet wie viel kostet. Damit verliert das Internet seinen freien, innovativen Charakter. Mit StreamOn sägt die Deutsche Telekom nicht nur an dem Ast, auf dem sie sitzt. Nein, vielmehr betreibt der Konzern Brandrodung in dem Wald, von dessen Früchten er sich ernährt."

Die Bundesnetzagentur in Bonn prüft derzeit StreamOn. Experten sind sich einig, dass der Tarif in der vorliegenden Form gegen geltendes EU-Recht verstößt. Vor allem die Drosselung von unbeteiligten Streaming-Anbietern sei unhaltbar. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) kommt zu einem klaren Urteil: "StreamOn verletzt die Netzneutralität", heißt es in einem Papier für die Regulierungsbehörde. StreamOn verringere auf lange Sicht die Wahlfreiheit bei Streamingdiensten, führe zu höheren Mobilfunkpreisen und wirke sich negativ auf Innovationen aus.

"Wir müssen leider immer wieder feststellen, dass die Deutsche Telekom aus rein profitorientierten Erwägungen heraus die Interessen ihrer Kunden und der Allgemeinheit mit Füßen tritt", sagt Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands. "Herr Höttges sollte sich daran erinnern, dass sein Konzern mit den Drosselungs-Plänen eine Niederlage erlitten hat."

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2017

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