Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

VERKEHR/1266: El Salvador - Autofahrer leben gefährlich (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. Februar 2013

El Salvador: Autofahrer leben gefährlich

von Edgardo Ayala



San Salvador, 5. Februar (IPS) - El Salvador gehört zu den Ländern Lateinamerikas mit den meisten Verkehrstoten. Das liegt zum einen daran, dass Gesetze zur Sicherheit im Autoverkehr missachtet werden, zum anderen am schlechten Zustand der öffentlichen Verkehrsmittel und Straßen.

Jeden Tag bringen die Zeitungen Meldungen über Verkehrstote. Am 5. Dezember beispielsweise starben bei einem Auffahrunfall sechs Menschen, die mit einem Lastwagen unterwegs waren. Ort des Unfalls war die Ortseinfahrt nach Santiago de María, 115 Kilometer östlich der Hauptstadt San Salvador.

"Die meisten Notfälle, um die wir uns kümmern, sind Autounfälle", erzählt der Notarzt Carlos Fuentes vom 'Rettungskommando'. El Salvador hat 6,2 Millionen Einwohner. Auf 100.000 Einwohner kommen statistisch gesehen pro Jahr 24,5 Verkehrstote. Das Land liegt damit an sechster Stelle im Vergleich mit anderen lateinamerikanischen Ländern, heißt es im Bericht 'Gesundheitssituation in Amerika 2012', den die Panamerikanische Gesundheitsorganisation (OPS) herausgibt. Mit 32,2 Verkehrstoten pro 100.000 Einwohner wird die Liste von der Dominikanischen Republik angeführt.

Zu den Unfällen kommt es unter anderem, weil Autofahrer Geschwindigkeitsbegrenzungen missachten oder das Lenkrad nicht unter Kontrolle haben. Häufig haben die Unfallteilnehmer zu viel Alkohol getrunken. "Viele Menschen setzen sich noch hinters Steuer, obwohl sie getrunken haben", sagt Otto Urrutia, Leiter der Verkehrsabteilung der nationalen Polizei. "Das ist ein Problem: Betrunkene können Gefahren nicht richtig einschätzen."

Doch Alkohol am Steuer sei mittlerweile nicht mehr die Hauptursache für Verkehrsunfälle. Zur Verbesserung der Situation haben Kampagnen beigetragen, die das Bewusstsein für die Problematik erfolgreich erhöht haben.

Zu den tragischen Höhepunkten der Unfallstatistik gehört der Unfalltod von Roberto Bolaños, verursacht durch dessen Onkel, dem katholischen Priester Abel Castaneda von der Kirche San Julián im westlichen Departement Sonsonate. Castaneda hatte sich trotz Alkoholkonsums hinter das Lenkrad gesetzt.


Weder Helme noch Sicherheitsgurte

Andere Praktiken erhöhen die Verletzungsgefahr: Motorradfahrer weigern sich Helme zu tragen, Autofahrer nutzen keinen Sicherheitsgurt, obwohl sie per Gesetz dazu verpflichtet sind.

Die Familien von Tätern und Opfern einigen sich häufig außergerichtlich. Wenn die Verursacher der Unfälle Schmerzensgeld zahlen, können sie dem Gefängnis entgehen. Das hat auch der Priester für sich in Anspruch genommen.

Neben dem Individualverkehr passieren auch immer wieder Unfälle im öffentlichen Personenverkehr. Oft sind waghalsige Fahrer schuld, oder aber die Busse sind alt und in schlechtem Zustand.


Bremsen versagen

"In vielen Fällen deuteten die Indizien darauf hin, dass die Bremsen in den Bussen ausgefallen sind", sagt Urrutia. Das sei der Grund für einen Unfall im November gewesen. In der Nähe von San Vicente 58 Kilometer östlich von San Salvador seien in einem Bus die Bremsen ausgefallen. Zwei Menschen seien bei dem Unfall ums Leben gekommen.

Bereits im September 2011 hat die OPS einen Sicherheitsplan verabschiedet, um die Zahl der Verkehrstoten in Amerika zu verringern. Die Mitgliedstaaten haben sich in diesem Rahmen dazu verpflichtet, existierende Gesetze zu stärken und weitere Gesetze zu schaffen. Neben der Pflicht zu Sicherheitsgurten in Autos und Helmen für Motorradfahrer besteht die Pflicht zur Verwendung von Kindersitzen für Kleinkinder.

Da diese Maßnahmen in El Salvador bisher wenig genutzt haben, hat das Parlament am 14. Dezember die Einrichtung eines Fonds beschlossen, um Opfer von Verkehrsunfällen abzusichern. Das entsprechende Gesetz tritt im April in Kraft. Alle gemeldeten Autofahrer müssen dann pro Jahr 35 bis 250 US-Dollar - je nach Größe des Vehikels - in den Fonds einzahlen. Damit sollen jährlich insgesamt 41 Millionen Dollar eingenommen werden.

35 Prozent der Gelder sollen an das Gesundheitsministerium gezahlt werden, das pro Jahr Ausgaben von rund sieben Millionen Dollar für die Gesundheitsversorgung von Verkehrsopfern hat. 30 Prozent sollen in Schadenersatzzahlungen fließen (bis zu 4.000 Dollar pro Opfer oder Angehörigen). Mit weiteren 25 Prozent sollen neue Busse angeschafft werden, um die Sicherheit zu erhöhen. Der Rest soll in andere Präventionsmaßnahmen fließen. (Ende/IPS/jt/2013)


Link:

http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=102299

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 5. Februar 2013
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Februar 2013