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WÄHRUNG/134: Europäischer Währungsfond als Krisenbewältigungsinstrument (Transatlantisches Forum der FDP)


Transatlantisches Forums der FDP - 5. Juli 2010

Chefvolkswirt der Deutschen Bank fordert
Europäischen Währungsfond als Instrument zur Krisenbewältigung


Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Dr. Thomas Mayer, hat die schnelle Schaffung eines mit umfassenden Vollmachten ausgestatteten Europäischen Währungsfonds gefordert. In einer Rede vor dem "Transatlantischen Forum" der FDP heute in Berlin sagte Mayer, die Krise in Griechenland aber auch die aktuelle Situation in Ländern wie Spanien zeige, dass Europa ein Instrument zur Bewältigung solcher Situationen fehle. "Ich fürchte, dass die Währungsunion zerbricht oder zur Inflationsgemeinschaft wird, wenn das Griechenland-Problem und seine möglichen Folgen nicht vernünftig gehandhabt werden", so der Chefökonom. "Deshalb ist ein Europäischer Währungsfonds nach Vorbild des Internationalen Währungsfonds notwendiger denn je. Beistandsprogramme für Europa sollten nicht in Washington, sondern in Brüssel entworfen werden."

Mayer, der auf Einladung der Vorsitzenden des "Transatlantischen Forums", Prof. Dr. Margarita Mathiopoulos, nach Berlin gekommen war, warnte vor dem FDP-Forum davor, die Europäische Zentralbank (EZB) in Krisenzeiten als Instrument zu missbrauchen. "Die jüngsten Ereignisse haben anschaulich demonstriert, dass der Einsatz von Rettungspaketen - ohne vorhandene Mechanismen, ordnungspolitische Versäumnisse zu bewältigen -, die Glaubwürdigkeit und die Bilanz der EZB gefährdet", sagte Mayer. "Ohne einen Finanzbeauftragten wie den Europäischen Währungsfonds muss die EZB in Zeiten der Krise als Finanzbeauftragter der europäischen Regierungen einspringen. Genau das aber, sollte es weiterhin so gehandhabt werden, wird diese Institution zerstören."

Mayer ist der elfte Redner des Anfang 2005 gegründeten "Transatlantischen Forums". Ziel dieses FDP-Forums ist es, den Dialog zwischen Europa und den USA zu fördern und neue gemeinsame Handlungsspielräume der transatlantischen Partnerschaft auszuloten, die im Zeitalter globaler Herausforderungen für die transatlantische Agenda relevant sind. Die Welt von heute mit neuen Problemen der Internationalen Sicherheit, der internationalen Finanzkrise, einer kulturellen und ökonomischen Globalisierung, des Klimawandels und der zunehmenden Energie- und Wasserknappheit kommt nicht ohne transatlantische Partnerschaft aus, da sich kaum eine strategische Herausforderung ohne Kooperation lösen lässt.


Thomas Mayer (geb. 1954) ist Chefvolkswirt der Deutschen Bank Gruppe und Leiter von Deutsche Bank Research. Von 2002 bis 2009 war er Chief European Economist und Co-Head of Global Economics der Deutschen Bank in London. Zuvor war Thomas Mayer für Goldman Sachs (1991-2002) und Salomon Brothers (1990-1991) in London und Frankfurt tätig. Bevor er in die Privatwirtschaft wechselte, bekleidete er verschiedene Funktionen beim Internationalen Währungsfonds in Washington (1983-1990) und beim Institut für Weltwirtschaft in Kiel (1978-82). Thomas Mayer hat zahlreiche Artikel zu internationalen und europäischen Wirtschaftsthemen in Fachzeitschriften veröffentlicht und in den Medien zu diesen Themen Stellung genommen. Er erhielt den Doktortitel der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Kiel (1982) und trägt den Titel eines Chartered-Financial-Analyst (seit 2002).


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Quelle:
Pressemitteilung vom 5. Juli 2010
Transatlantisches Forum der FDP
Prof. Dr. Margarita Mathiopoulos, Vorsitzende
Thomas-Dehler-Haus, Reinhard-Straße 14, 10117 Berlin
Internet: http://www.mathiopoulos.de/dt/tf.php


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juli 2010