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MELDUNG/035: Verhandlungstag im Feldbefreiungsprozeß verlief vielversprechend (Cécile Lecomte)


Cécile Lecomte - Pressemitteilung, 26. April 2010

Richter erkennt Gefährdung durch MON810-Mais

1. Verhandlungstag im Feldbefreiungsprozess vor dem Landgericht Würzburg verlief vielversprechend


Heute fand der erste Tag in der Berufungsverhandlung von Cecile Lecomte wegen einer Feldbefreiungsaktion am Landgericht Würzburg statt. 2008 hatte sich die Aktivistin mit ca. 60 anderen Engagierten an einer Aktion der Initiative Gendreck-weg in der Nähe von Kitzingen beteiligt. In der ersten Instanz hatte der Amtsrichter in Kitzingen ihre zahlreichen Beweisanträge zur Gefahr der Agro-Gentechnik als bedeutungslos abgelehnt und sie zu 45 Tagessätzen wegen Sachbeschädigung verurteilt.

Heute ließ der Richter am Landgericht durchblicken, dass er Lecomtes persönliche Annahme einer Gefährdung durch MON810-Mais als gegeben ansehen würde. Damit nimmt die Angeklagte eine erste Hürde in ihrer Argumentation des Rechtfertigenden Notstandes. Danach wird eine Straftat nicht bestraft, wenn sie dazu dient, größeren Schaden abzuwenden. Allerdings muss nun noch entschieden werden, ob die Tat angemessen und erforderlich war, um die Gefahr der Gentechnik abzuwenden. Als Alternative schlug der Richter z.B. eine Menschenkette vor, wie sie gerade am Wochenende gegen Atomkraft stattfand.

Lecomtes Rechtsbeistand Jörg Bergstedt zeigte daraufhin die Verflechtungen von Behörden, Konzernen, Wissenschaft und Lobbyverbänden auf. Er argumentierte, dass Appelle wie eine Menschenkette nur Erfolg haben könnten, wenn es einen konkreten Ansprechpartner dafür gebe. Wenn jedoch die zuständigen Behörden allesamt einseitig die Gentechnik befürworteten und Kritik daran gar nicht ernst nähmen, gebe es keine reale Möglichkeit, auf die Entscheidungen Einfluss zu nehmen.

Cecile Lecomte, die unter Aktivisten als "Eichhörnchen" bekannt ist, wertete den Hinweis des Gerichts als ersten Erfolg. "Nun müssen wir dem Richter nur noch klarmachen, dass es zur Zeit leider keine andere Möglichkeit gibt, die Gentechnik aufzuhalten. Ich bin auf den nächsten Prozesstag gespannt." Sie hatte zu Beginn der Verhandlung ihre Beweggründe erläutert, gepickt mit Zitaten von Tucholsky und mit Ausführungen zu Urteilen von französischen Gerichten, die den Notstand anerkannten und FeldbefreierInnen freisprachen.

Etwa 20 UnterstützerInnen aus der Region und dem gesamten Bundesgebiet waren zum Prozess gekommen. Den Auftakt bildete eine Kletteraktion der angeklagten Aktivistin, die in 5 m Höhe ein Banner mit der Aufschrift "Kriminell ist die Gentechnik" vor dem Landgericht hisste. Am 12. Mai wird der Prozess mit den ersten Zeugenvernehmungen fortgesetzt.

Zweiter Prozesstermin:
Mi. 12.05.2010, 09:00 Uhr Landgericht Würzburg Saal C 011

Informationen:
http://www.gendreck-weg.de/
http://www.eichhoernchen.ouvaton.org/deutsch/de.html


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Quelle:
Pressemitteilung, 26.04.2010
Cécile Lecomte
Internet: www.eichhoernchen.ouvaton.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2010