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MELDUNG/440: Umfrage - Automatisierte Löschung beleidigender Kommentare erwünscht (DAV)


Deutscher Anwaltverein (DAV) - Berlin, 14. Juni 2016

Ressort: Ratgeber/Service/Recht

Umfrage: Automatisierte Löschung beleidigender Kommentare erwünscht


Berlin (DAV). Mehr als die Hälfte der Deutschen würde es begrüßen, wenn soziale Netzwerke beleidigende Kommentare automatisch herausfiltern - selbst wenn dadurch auch harmlose Beiträge gesperrt werden könnten. Das hat eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Anwaltauskunft ergeben.

54 Prozent der Deutschen wünschen sich von sozialen Netzwerken eine bessere Filterung beleidigender Beiträge. Vor allem Frauen (66 Prozent) und Nutzer älter als 50 Jahre (70 Prozent) befürworten automatische Löschungen.

Die Nutzer in sozialen Netzwerken sind bei Diskussionen nicht zimperlich - oft attackieren sich wildfremde Menschen mit wusten Beleidigungen. Laut Umfrage würden allerdings 80 Prozent der Befragten bei einer Beleidigung den Verfasser beim Netzwerk melden. Fast die Hälfte (44 Prozent) würde sogar noch weiter gehen und sich mit einer Anzeige bei der Polizei gegen die Diffamierung wehren.

Trotzdem unterschätzen viele Nutzer die möglichen rechtlichen Konsequenzen von Beleidigungen in sozialen Netzwerken: Mehr als ein Viertel der Befragten (28 Prozent) geht davon aus, dass Beschimpfungen außerhalb des Internets schwerwiegendere rechtliche Folgen haben können als in sozialen Netzwerken.

Das sei laut Rechtsanwalt Swen Walentowski, Sprecher der Deutschen Anwaltauskunft, aber ein Irrtum. Wenn etwa Persönlichkeitsrechte Dritter betroffen seien, könnten sich diese oft zivilrechtlich zur Wehr setzen.

Walentowski empfiehlt Betroffenen, sich gegen Beleidigungen und Belästigungen zur Wehr zu setzen: "Man sollte sich nicht davon einschüchtern lassen, dass Polizisten und Staatsanwälte in der Praxis viel zu oft und scheinbar hilflos die Schultern zucken, nur um untätig bleiben zu können." Wer unverzüglich professionellen, anwaltlichen Rat einhole, könne das Geschehen richtig einordnen und möglichst effektiv bekämpfen. "Dafür muss keiner ins Gefängnis, aber es kann für den Betreffenden schnell sehr, sehr teuer werden", so Walentowski.

Die Einrichtung automatisierter Filtersysteme ist nach Auskunft von Swen Walentowski nicht unproblematisch. Es würden von solchen Filterungen auch Beiträge umfasst, bei denen die Grenze zur Rechtswidrigkeit nicht eindeutig überschritten wurde: "Zu den tragenden Säulen unseres freiheitlichen Rechtsstaats gehört die Meinungsfreiheit." Der Wunsch nach Kontrolle sei aber nachvollziehbar aufgrund der Auswüchse, vor allem aus der "rechten Ecke". Man sollte sich dem aber in eigenen Kommentaren entgegenstellen.

Die Umfrage der Deutschen Anwaltauskunft wurde mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa durchgeführt. Dafür wurden in dem Zeitraum 3. bis 9. Mai 2016 bundesweit 1.004 Personen zwischen 18 und 60 Jahren befragt.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 29/16 vom 14. Juni 2016
Deutscher Anwaltverein (DAV)
Pressesprecher Swen Walentowski
PR-Referat
Littenstraße 11, 10179 Berlin
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Internet: www.anwaltverein.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2016

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