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PRESSE/584: Die Geschichte der Kagyüs in Ladakh (1) (Buddhismus heute)


Buddhismus heute 42 - Winter 2006/07

Das Diamantweg-Magazin der Karma-Kagyü-Linie

Die Geschichte der Kagyüs in Ladakh - Teil 1

Von Svenja Schmitt


Im Sommer 2006 hatte ich Gelegenheit, drei Monate lang in einem Karma- Kagyü-Kloster in der Nähe von Leh, der Hauptstadt Ladakhs, als freiwillige Lehrerin Englischunterricht zu geben. Meine Schüler hatten auch diverse monastische Verpflichtungen - Pujas, Gebetsversammlungen, Kanjur-Lesungen, etc. -, so dass ich die Zeit für Ausflüge zu buddhistischen Stellen nutzen konnte. Von den Mönchen erhielt ich viele nützliche Hinweise, die so in keiner westlichen Quelle erwähnt sind*. Einiges davon stammt aus tibetischen oder ladakhischen Texten, anderes ist mündliche Überlieferung. Mag sein, dass nicht alles hundertprozentig zutrifft, aber bei Pilgerreisen geht es ja vor allem um Offenheit und Inspiration und weniger um wissenschaftliche Genauigkeit.


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Ladakh, eine Hochwüste etwa der Größe Schottlands, ist kein einheitliches Gebilde. Die erstaunliche landschaftliche Vielfalt - von Flusstälern auf 2700 Meter bis zu einigen Siebentausender-Gipfeln - wird unterschiedlich genutzt. Verschiedene Handelsrouten führen durch dieses "Land der Hohen Pässe". Ladakh war immer offen für neue Einflüsse, sei es durch moslemische Eroberer oder christliche Missionare, seien es Hofsitten oder Baustile. Den stärksten, am längsten andauernden und die Menschen am meisten verbindenden Eindruck machte allerdings der Buddhismus.

Spätestens im 2. Jahrhundert nach Christus war Buddhismus im westlich angrenzenden Kaschmir-Tal in voller Blüte. Zwei Stupas in Ladakh - der Kani-Stupa in Sani und der Ashoka-Stupa bei Teri - könnten aus dieser Zeit stammen. Jeder buddhistische Praktizierende oder Gelehrte Tibets - welches sich erst später dem Buddhismus zuwandte -, der in Kaschmir Anregungen suchte, kam also durch Ladakh.


Guru Rinpoche

Im 8. Jahrhundert lud der tibetische König Trisong Detsen den großen Meister Padmasambhava (Guru Rinpoche) aus Uddiyana (heutiges Kaschmir oder noch weiter westlich gelegen) nach Tibet ein. Er meditierte in Sani in Zanskar und in einer Höhle bei Shakti. Das alte Nyingma- Kloster Takthok ist um diese Höhle herum gebaut. Unterhalb des Palastes in Shey findet man einen Stein mit einem Fußabdruck, der seiner Gefährtin Yeshe Tsogyal zugeschrieben wird.

Eine Barbarei kann Ladakh zu diesem Zeitpunkt nicht gewesen sein: 727 wanderte Hui-Ch'ao, ein chinesischer Pilger, von Indien nach Zentralasien. Er erwähnt drei Königreiche nordöstlich von Kaschmir "unter der Oberherrschaft der Tibeter. ... Das Land ist eng und schmal, und die Berge und Täler sind arg zerklüftet. Es gibt Klöster und Mönche, und die Leute verehren gläubig die Drei Juwelen. Was das Königreich Tibet im Osten angeht, so gibt es dort überhaupt keine Klöster, und Buddhas Lehre ist unbekannt." Guru Rinpoche sollte das jedoch ändern ...

Nach einem unglücklichen Interregnum in Zentraltibet initiierte Yeshe Ö, ein Enkel von Nyima Gön und König des westtibetischen Königreichs Guge, das südöstlich an Ladakh angrenzte, die zweite Verbreitung des Buddhismus. Im Jahre 999 schickte er Rinchen Sangpo mit einer Gruppe von Gelehrten nach Kaschmir und in andere buddhistische Zentren in Nordindien, um die Sprache und indischen Buddhismus (Philosophie, Meditation und Ikonographie) zu lernen und dann in Tibet zu verbreiten. Doch davon später.


Nyima Gön

Nyima Gön, ein direkter Nachfahre des tibetischen Königs Songtsen Gampo (617-698), gründete im 10. Jahrhundert das westtibetische Königreich Guge, das damals auch Ladakh umfasste. Auch durch ihn sind einige Besitztümer seiner illustren Vorfahren nach Ladakh gelangt und im Palastmuseum von Stok zu bestaunen, zum Beispiel der Braut- Kopfschmuck der Königin von Ladakh. Er wurde zuletzt von der heutigen Königinmutter getragen.

Ursprünglich gehörte er Wangchen, der chinesischen Gemahlin des tibetischen Königs Songtsen Gampo. Dieser vereinigte im 7. Jahrhundert Tibet, förderte noch vor Guru Rinpoche die Verbreitung des Buddhismus, schickte zu diesem Zweck Gelehrte nach Indien (ein Resultat davon war der Mani Kabum, die gesammelten Werke der Praxis auf "Liebevolle Augen") und heiratete zwei Ausstrahlungen von Tara, eine Prinzessin aus China und eine aus Nepal.

Wangchen brachte außer diesem unglaublichen Schmuckstück aus Türkisen, Gold und Perlen, der vor der Stirn befestigt wird und über den halben Rücken herabfällt, unter anderem auch den Jowo Je, die berühmte jugendliche Buddhastatue im Jokhang, dem Haupttempel in Lhasa, mit in die Ehe.

Auf König Songtsen Gampo, der als Ausstrahlung von Liebevolle Augen angesehen und mit einem hohen weißen Stoffhut mit Buddha Öpame abgebildet wird, geht die "Liebevolle Augen-Meditation der königlichen Tradition" zurück, die Künzig Shamarpa sehr propagiert.

Im Palastmuseum in Stok wird ein ungewöhnlicher Stoffhut mit kleiner Abbildung von Öpame ausgestellt - der Hut der Könige von Ladakh. Der Überlieferung zufolge ist es der Hut von Songtsen Gampo. Daneben steht eine kleine dunkle, ca. 15 cm hohe Statue, ein stehender Liebevolle Augen, angeblich aus dem 7. Jahrhundert.

In diesem Museum gibt es auch exquisite Thangkas, die unter anderem Buddha darstellen, die acht Erscheinungsformen von Guru Rinpoche, den 4. Karmapa Rölpe Dorje oder den 10. Shamarpa Mipham Chödrub Gyatso.

Nyima Gön aus Tibet und seine Nachkommen gründeten die erste Dynastie eines selbständigen Ladakh, aber im Bestreben Buddhismus in ihrem neuen Herrschaftsgebiet zu etablieren, schauten sie nicht nach Tibet, sondern nach Nordindien, vor allem nach Kaschmir.


Rinchen Sangpo

Nur drei der Buddhismus-Studenten, die Yeshe Ö zwecks Verbreitung des Buddhismus nach Nordindien geschickt hatte, kamen zurück; einer dieser Überlebenden war Rinchen Sangpo, der im Jahre 1005 mit Gelehrten und Künstlern aus Kaschmir zurückkehrte. Diese Künstler schmückten die 108 von ihm - persönlich oder durch seine Inspiration - erbauten Klöster. Alchi wurde von zwei Schülern von Rinchen Sangpo gegründet und zählt zu den ältesten erhaltenen Klöstern in Ladakh. Da es zur Zeit der moslemischen Überfälle wohl verlassen war, entging es den Plünderungen und Zerstörungen. Später kümmerten sich Gelugpa-Mönche aus Likir um diese Stelle. Heute wirkt Alchi eher wie ein schönes Freilichtmuseum mit zahlreichen Souvenirlädchen denn wie ein Kloster. Ob ich mir einen der "originalen Wanderstöcke" von Rinchen Sangpo kaufen würde, weiß ich nicht, auch wenn mich ein Mönch aufklärte, dass das natürlich "nur" Äste von Ablegern des Baumes seien, der aus dem vor 1000 Jahren in den Boden gesteckten Stab gewachsen sei.

Die Klosteranlage selbst ist angenehm, umgeben von zahlreichen kleinen Stupas und Tempeln mit bemerkenswerten Schnitzereien, Tonstatuen und Wandgemälden in einer ruhigen, grünen Umgebung. Dieser Kaschmirstil der Buddha-Abbildungen aus dem 11. Jahrhundert hat übrigens den 10. Karmapa Chöying Dorje zu seinem Karma Gadri Kunststil inspiriert.


Atisha

Diese frühen Klöster wurden vor der Entstehung der tibetischen buddhistischen Schulen gegründet und später meist von Kadampas übernommen - Lamayuru war die Ausnahme. Die monastisch organisierte Kadampa-Schule gab es in Ladakh, seitdem deren Gründer Atisha nach langem Zögern auf Einladung von König Yeshe Ö von der berühmten Klosteruniversität Vikramashila im heutigen indischen Bundesstaat Bihar - über Nepal, nicht durch Ladakh - nach Westtibet gekommen war. Er verbrachte dort zwei Jahre, bevor er nach Zentraltibet weiterreiste, wo er bis zu seinem Tode unter anderem Geistestraining (tib. Lodjong) und Mahamudra lehrte.

Später übernahmen Gelugpas - in deren reformierter Bewegung die Kadampas aufgegangen waren - die alten Kadampa-Stellen. Aber eigentlich hätten sie auch zu Kagyü-Klöstern werden können, denn haben nicht auch wir dank Gampopa ein Kadampa-Erbe? Genoss nicht auch er eine ausführliche Kadampa-Ausbildung, bevor er seinen Lama Milarepa traf, und brachte dadurch klösterliche Traditionen und Organisation in die Kagyü-Schule ein?


Naropa

Naropa kam um 1070 nach Ladakh und meditierte unter anderem in Lamayuru, Kesbang (bei Igu) und am mindestens 2000 Jahre alten Kaniska- Stupa bei Sani in Zanskar. An der Stelle, an der er dort meditierte, wird einmal pro Jahr eine Statue von ihm enthüllt, und alle zwölf Jahre zeigt der Gyalwa Drukpa, das Oberhaupt der Drukpa-Kagyüs, im Naro Podrang bei Shey öffentlich Naropas Knochenschmuck.

Lamayuru: Der Überlieferung zufolge soll bereits der Arhat Nyima Gungpa Chen - ein Schüler von Ananda, einem der Hauptschüler Buddha Shakyamunis - mit magischen Kräften nach Kaschmir und Ladakh gereist sein und die Gegend um Lamayuru gesegnet haben. Sicherer ist die Datierung des Löwentempels unterhalb des heutigen Klosters: Der soll von Rinchen Sangpo zu Beginn des 11. Jahrhundert gegründet worden sein. Für mich am interessantesten war die winzige, heute abgesperrte Meditationshöhle Naropas. Ursprünglich wurde die Stelle von Lamas von Shamarpas Hauptsitz in Tibet, Yangpachen, betreut. Lama Yungdrung war der zuständige Mönch und leitete auch ein nahegelegenes Retreatzentrum von aus dem Berg herausgehauenen kleinen Höhlen mit Lehmvorbauten. Ein großer, gedrungener Stupa neben dem Hauptgebäude in Lamayuru soll von einem Shamarpa erbaut worden sein.

Der 6. Shamarpa Chökyi Wangchug (1584-1629) wurde in der Familie Gyura geboren, die damals die Linienhalter der Drikung Kagyüs stellte.** Nach seinem Tod übernahmen die Drikungpas die Anlage und bauten sie aus. Bemerkenswert ist der äußerlich völlig unauffällige Liebevolle Augen-Tempel, mit alten Statuen, Wandgemälden und einer wunderschönen Statue des Tausendarmigen Liebevolle Augen.


Marpa und Milarepa

Marpa kam wohl auf der Suche nach seinem Lehrer Naropa nach Ladakh. Der Überlieferung zufolge reiste er zeitweilig in einem Boot; er nickte ein, und sein Boot lief auf Grund. Aufgeschreckt schaute Marpa sich um und sah keine einzige Menschenseele. Daraufhin machte er Wünsche, dass diese leere Gegend ("Tongde") von Menschen bewohnt werden würde. Das Kloster, das er hier in Zanskar gründete, heißt Marpa Ling - Marpas Platz. Etwa 400 Jahre nach seiner Gründung übernahmen Gelugpas dieses Kloster.

Im Zanskar-Tal soll es auch eine wunderbare Milarepa-Höhle geben. Ich sehe schon, auch Zanskar ist eine Reise wert!


Buddhas, Stupas und Dämonen

Der Überlieferung und Buddhas Aussagen zufolge manifestieren sich die drei Aspekte von Erleuchtung - Weisheit, Liebe und Tatkraft - besonders an drei Plätzen: Manjushri - der Weisheitsbuddha - in Wu Tai Shan in China, Liebevolle Augen - die Liebe aller Buddhas - im Eisenberg in Lhasa in Zentraltibet, und Vajrapani - Verkörperung kraftvoller Aktivität - im Berg Kailash in Westtibet. Ladakh gehört auch in dieser Hinsicht zu Westtibet, denn hier gibt es einige selbstentstandene schützende Buddhaaspekte: So soll es im Leh-Tal eine selbstentstandene Palden Lhamo geben und im Nubratal acht selbstentstandene Mahakalas, zum Beispiel bei Hunder, Diskit, Sumur und Yerma. Kein Wunder, denn natürlich brauchen Anwohner wichtiger Handelswege besonderen Schutz, wenn man teilweise aggressive Nachbarn hat, zuerst Bönpos und später Gelugpas in Tibet, Moslems, Mongolen und Chinesen.

Aber nicht, dass sich nicht auch die allumfassende Güte der Buddhas zeigen würde: In Tingmosgang - einer der ehemaligen Hauptstädte von Ladakh - gibt es auf einem steilen Hügel ein altes Kloster, in dem neben einem Prajnaparamita-Text mit Goldbuchstaben vor allem eine selbstentstandene Liebevolle Augen-Statue aufbewahrt wird. Es wird erzählt, dass einer der alten Könige eine Vision von Liebevolle Augen hatte, in der dieser seinen Besuch ankündigte. "Aber wie soll ich dich empfangen?", fragte der König. "Du bist doch ein Buddha und unsichtbar." "Keine Sorge", antwortete Liebevolle Augen, "du und all deine Untertanen, ihr werdet mein Kommen schon bemerken." Und zur angegebenen Zeit war ein extrem helles Licht zu sehen, das am Talrand niederging. Dort fand man eine Manifestation von Liebevolle Augen, leuchtend weiß und mit klarer Flüssigkeit bedeckt. Er wurde in den Palast getragen und in allen Ehren willkommen geheißen. Bis heute blieb er in Tingmosgang - nur seine Haut ist im Laufe der Zeit ausgetrocknet, so dass er sozusagen versteinert ist. Ob diese Geschichte wohl wahr ist? Wissenschaftler würden die Herkunft des kleinen Buddhas vielleicht mit "Marmor aus Assam" bezeichnen.

Mir jedenfalls war speiübel und ich bekam kaum Luft, als ich oben am Kloster ankam. Hing das damit zusammen, dass ich versuchte, mit meinen Schülern auf den Abkürzungen den Berg hoch Schritt zu halten? Ein schwerer Fehler auf 4000 Meter Höhe, wenn die Schüler vom Alter her gesehen sämtlich meine Söhne sein könnten! Jedenfalls nehme ich es als Zeichen dafür, dass Liebevolle Augen ganz schön Power hat. Die beiden Tausendarmigen Liebevolle Augen im selben Raum wurden übrigens entsprechend zweier Visionen gefertigt, die der König und sein Lama hatten.

Ein weiterer von selbstentstandener Liebevolle Augen wohnt im Drukpa- Kloster Stakna. Und in Leh, in einer der kleinen Gompas (Meditationshalle) neben dem Palast, wird ein ähnlicher Liebevolle Augen aufbewahrt, der einst mit König Senge Namgyal gesprochen haben soll. Das taten auch andere Buddhas - zum Beispiel "Weißer Schirm" (tib. Dukhar) in des Königs privatem Meditationsraum im Palast. Sie ist wunderschön und hat eine sehr freundlich-beschützende Ausstrahlung. Sie war und ist sehr erfolgreich im Abwehren von Plagen und schwarzer Magie, welche damals ein gebräuchliches Kriegsmittel war; heute wäre sie bestimmt von der Genfer Konvention verboten. Vielleicht ist das der Grund, warum dieser Statue als nicht ganz so heilig wie die anderen beiden angesehen wird.

Einer meiner Lieblingsplätze in Leh ist der verwunschen wirkende Gomang-Stupa; es heißt, er sei vom ersten König von Ladakh gebaut worden und der älteste Stupa in Ladakh. Die Bildsteine jedenfalls sehen sehr indisch aus.

Der Tisseru-Stupa wurde von König Dragpa Bumde im 15. Jahrhundert erbaut, um den Dämon "Gelbes Fohlen" zu bannen, der im Leh-Tal sein Unwesen trieb. Zeitlich und baulich ähnelt er dem berühmten Stupa in Gyantse in Zentraltibet, der 1427 errichtet wurde. Ob in Leh die Kammern der riesigen Stein- und Lehmkonstruktion ebenfalls mit Statuen oder ausschließlich mit Tsatsas (Tonreliefs von Buddhas und kleine Stupas aus Ton) gefüllt waren, ist mir nicht bekannt.

Nicht nur Dämonen, sondern auch andere Wesen können Schwierigkeiten bereiten. In Ladakh musste man sich mit Nagas und Tsen arrangieren. Zum Beispiel in Likir - der Name bedeutet "zusammengerollte Nagas". Nagas sind Wasser-/Erdenergien, die Ärger machen, wenn zum Beispiel die Umwelt geschädigt oder ihr Lebensbereich beeinträchtigt wird. Tsen leben in Felsen und Wäldern und können Menschen sowohl helfen als auch schaden. In Zusammenarbeit mit geeigneten Personen können sie als heilende oder hellsichtige Orakel in Erscheinung treten. An vielen Orten sieht man in Ladakh einen weißen oder roten Tsenkhang (Tsen- Haus); früher wurden diese Geister mit Tieropfern beschwichtigt, aber diese schamanistische Praxis wurde auf Druck und Anregung buddhistischer Lehrer aufgegeben und durch Gaben von Räucherwerk etc. ersetzt.

Von Stok aus - welches heute ein großes Dorf ist, Königspalast hin oder her - kann man in den Hemis Nationalpark hineinwandern. Ich bin nur ein Stückchen gelaufen und habe mir eine Schützerstelle angesehen. Meiner Meinung nach ist es ein unerleuchteter weltlicher Schützer, kein erleuchteter Buddha wie Mahakala, der dort wohnt und verehrt wird. Im Flusstal bei ein paar alten Bäumen und Stupas gelegen, ist der Zugang zu dem kleinen Bezirk zwischen den Stämmen zweier Weiden. Entweder hatte der "yül lha" - der lokale Schützer - absolut etwas dagegen, dass ich da so hereinplatzte, oder die Tatsache, dass sich plötzlich kalt-klamme Luft auf meine bloßen Arme legte, hing damit zusammen, dass nie ein Sonnenstrahl durch das dichte Laubwerk fällt, und der Fluss nebenan vorbeifließt. Jedenfalls musste ich innerlich ganz schnell zu einem Buddha werden und sein Mantra sprechen und auch ganz schnell wiederhinausgehen. Dann war's wieder gut.

Teil 2 im nächsten Heft


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Svenja Schmitt

ist ausgebildete Prähistorikerin, nahm 1995 bei Lama Ole Nydahl Zuflucht, besuchte von 1996 bis 2001 das Karmapa International Buddhist Institute und lebt seit 2002 auf Vorschlag von Lama Ole hauptsächlich in Kalimpong. Normalerweise fungiert sie im Winter als Verbindungsfrau zu Lehrern und Klöstern in Asien und jobbt im Sommer in Deutschland. Im Sommer 2005 übersetzte sie für Karmapas Vater Mipham Rinpoche.

svenja.schmitt@diamondway-center.org

* Lesenswerte Bücher sind unter anderem

- Lakadh - Crossroads of High Asia von Janet Rizvi (Oxford India Paperbacks, New Delhi 2006);

- Recent Research on Ladakh 6 - Proceedings of the Sixth International Colloquium on Ladakh, Leh 1993 herausgegeben von Henry Osmaston und Nawang Tsering (Motilal Banarsidass Publishers, Delhi 1997);

- The Yogins of Ladakh: A Pilgrimage Among Hermits of the Buddhist Himalayas von John Crook und James Low (Motila Banarsidass, Delhi 1997);

- Indian Pandits in the Land of Snow von Sarat Chandra Das (Rupa, New Delhi 2006): wie Atisha nach Tibet kam;

- Along the' Sengge Tsangpo - A Heritage map of the Buddhist monasteries, forts and palaces of Ladakh with a guide to understanding the monasteries, ritual objects, festivals, architecture and iconography, ein Faltblatt des Namgyal Institute fo Research on Ladakh Art and Culture (NIRLAC).

- Für diesen Artikel war außerdem die Webseite des Tibetan Buddhist Research Center nützlich: www.tbrc.org

- Die zeitlichen Daten sind - quellenbedingt - natürlich lediglich Anhaltpunkte.

** "Drikung Kagyü-Linienhalter" ist ein erblicher Titel, keine Reinkarnation. Der Vater des 6. Shamarpa war der Drikung Chöje Rinchen Phüntsog, einer seiner drei Drikung Kagyü-Brüder war der berühmte Rinchen Chökyi Dragpa, der vor allem durch seinen Kommentar zu Liebevolle Augen-Meditation Berühmheit erlangt hat.


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Quelle:
Buddhismus heute 42, Winter 2006/07, Seite 76
Herausgeber:
Buddhistischer Dachverband Diamantweg der Karma Kagyü
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"Buddhismus heute" erscheint dreimal im Jahr.
Es gibt die Zeitschrift auch in weiteren Sprachen.
Einzelheft: 8,00 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Februar 2007