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PRESSE/830: Ein Rückblick - Vor 30 Jahren (DMW)


Der Mittlere Weg - Nr. 1, Januar - April 2010
Zeitschrift des Buddhistischen Bundes Hannover e.V.

Ein Rückblick: Vor 30 Jahren

Von Axel Rodeck


Ein neues Jahrzehnt beginnt und gibt die Anregung, einmal ein wenig auf der Skala der Zeit zurück zu gehen und zu schauen, was vor 30 Jahren unseren BBH und seine Mitglieder bewegte.Werfen wir deshalb mal einen Blick in die Hefte "DMW" von Januar und Februar 1980, noch schlicht im Kopierverfahren hergestellt.

Das Januarheft 1980 fasst zunächst noch einmal die vielfältigen Aktivitäten des BBH im Vorjahr zusammen, u.a. einen Vortrag "der Nonne Khema aus Australien". Die Bitte, doch die Spenden nicht zu vergessen, ist so aktuell wie immer.

Es folgt der Abdruck eines in Berlin-Frohnau von einem Mönch gehaltenen Vortrags über den zum Ende des Leidens führenden Weg: Das Lesen von Lehrdarlegungen genügt nicht, sondern angesagt ist die Beobachtung der ablaufenden Vorgänge, die "Klarblick-Meditation".

Von der Deutschen Buddhistischen Union lesen wir einen Willkommensgruß an die inzwischen zahlreich insbesondere nach Niedersachsen gekommenen vietnamesischen Flüchtlinge mit dem Angebot, ihnen bei Problemen in der neuen Heimat zu helfen. Doch der Hinweis erschien wohl erforderlich, für Außenstehende missverständliche religiöse Formen lieber zu unterlassen, wenn ihr symbolischer Wert nicht erkannt wird. Das gilt sicherlich auch für den Svastika (Hakenkreuz), den man heute wieder ganz offen zu zeigen wagt. (s. hierzu in diesem Heft S. 18)

Der auf allen buddhistischen Gebieten äußerst rührige damalige Vorstandsvorsitzende Karl Stort engagierte sich auch für die "World Fellowship of Buddhists" und so ist es verständlich, daß er die grundsätzlichen Überlegungen dieser Organisation zu Weltproblemen darlegte. Derer waren auch damals schon viele und eigentlich dieselben wie heute: Erhaltung des Weltfriedens, Atomwaffen und Atomenergie, Umweltschutz und Ökologie sowie Drogen. Zum Punkt "Humanitäre Angelegenheiten" entstand dann eine Diskussion, ob die Integration von Ausländerkindern zu einer unerwünschten "Zwangsgermanisierung" führe. Jedenfalls sollten die Weltprobleme aus buddhistischer Sicht angepackt werden - ein löbliches, aber nicht unbedenkliches Unterfangen.

Last not least regte Stort an, alle buddhistischen Gruppen sollten doch wenigstens die Formeln der buddhistischen Zuflucht und Verehrung auf Pali lernen.

Die bis heute vom BBH gegangene Richtung, den Buddhismus auf der Grundlage der westlich-naturwissenschaftlichen Kultur zu interpretieren, findet sich in einem langen Aufsatz Dr. Kruckenbergs mit dem Thema "Die Bedeutung des Buddhismus für Europäer". Aus heutiger Sicht muß bedauert werden, daß die Darlegungen des (1998 verstorbenen) W. Kruckenberg keine große Anhängerschaft unter der Buddhistengemeinde gefunden haben.

Das immerhin 28 Seiten starke Heft schließt mit einer Mitteilung der Bundesregierung, die vor der "Transzendentalen Meditation" des Maharishi Mahesh Yogi als einer "bedenklichen Sekte" warnt.

Das Heft Februar/März beginnt mit dem Bericht eines evangelischen Pastors über den Pariser Kongress "Buddhismus in Europa heute". Dieser sei, so der Autor, zu intellektuell ausgerichtet gewesen und habe die spirituelle Praxis vernachlässigt. Jedoch entwickelten die einzelnen Richtungen ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein und für die Zukunft sei eine Verflechtung des Buddhismus mit europäischem Kulturgut zu erwarten. (So hat anscheinend nicht nur unser Dr. Kruckenberg, s.o., gedacht!) Dem Bericht werden dann (von dem unermüdlichen Karl Stort) das Kommunique des Organisationskomitees und der offizielle Tagungsbericht beigefügt.

Für die Freunde von Religion und Philosophie folgt ein Text aus dem (lesenswerten!) Buch von Kurt Schmidt "Leer ist die Welt". Wichtige Feststellung: "Es ist gerade das eigenartige der Buddhalehre, daß sie dieWahrheit ohne alle Allegorie, nackt und rein, vor das Volk bringt". Freilich: Nach Schopenhauers Begriffsbestimmung müssen wir den Urbuddhismus eher als Philosophie denn als Religion ansehen.

Erfreut finden wir in Heft 2/1980 den Beitrag eines fleißigen Autors, der unser Heft auch heute noch regelmäßig mit interessanten Beiträgen versorgt: Friedrich Fenzl aus Salzburg. Er berichtet von Sarvodaya Shramadana, einer buddhistischen Laienbewegung, die mit ihrem Einsatz für die gewaltlose Schaffung vorbildlicher Sozialordnungen als beispielhaft für die Dritte Welt bezeichnet wird.

Das Heft schließt mit einer hitzigen Debatte: Darf in den Seminaren, die von einer tibetisch-buddhistischen Tradition abgehalten werden, zur Verständlichmachung für die (aus heutiger Sicht: damalige) Großstadtjugend die Fäkalsprache benutzt werden ("den Guru beim Schwanz packen")?


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Quelle:
Der Mittlere Weg - majjhima-patipada
42. Jahrgang, Januar - April 2010/2553, Nr. 1, Seite 35-36
Herausgeber: Buddhistischer Bund Hannover e.V.
Drostestr. 8, 30161 Hannover,
Tel. und Fax: 05 11/3 94 17 56
E-mail: info@buddha-hannover.de
Internet: www.buddha-hannover.de

"Der Mittlere Weg - majjhima-patipada" erscheint
nach Bedarf und ist für Mitglieder kostenlos.


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. März 2010