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AFRIKA/030: Erklärung des Generalsekretärs der Kirchen zu Simbabwe (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 28. April 2008

Erklärung des Generalsekretärs des Ökumenischen Rates der Kirchen zu Simbabwe


"Schafft herbei weise, verständige und erfahrene Leute unter euren Stämmen, die will ich über euch zu Häuptern setzen"
(5. Mose 1,13)

Der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen brachte auf seiner jüngsten Tagung seine Sorge um die Integrität von Wahlenprozessen zum Ausdruck und erklärte: "In demokratischen Systemen dienen Wahlen dazu, einem partizipatorischen demokratischen System Legitimierung durch das Volk zu geben. Um zu gewährleisten, dass das Wahlergebnis den Willen des Volkes tatsächlich widerspiegelt, müssen die Mechanismen vor und nach der Wahl beobachtet werden."

Vor fast einem Monat, am 29. März, gingen die Menschen in Simbabwe zur Wahl, um über die Zukunft ihres Landes zu entscheiden. Immer noch warten sie geduldig, aber mit wachsender Besorgnis auf das Wahlergebnis, während die simbabwische Wahlkommission weiter Stimmen auszählt bzw. neu auszählt. Mit jedem Tag, der vergeht, ohne dass die Wahlergebnisse veröffentlicht würden, sinkt das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Kommission und die Ergebnisse, die sie irgendwann verkünden wird.

Während das simbabwische Volk wartet, gibt es immer wieder Berichte über organisierte Gewalt gegen Menschen, die nicht für die herrschende Partei gestimmt haben. Was gegenwärtig in Simbabwe geschieht, lässt neue Befürchtungen wach werden, dass ein Wahlprozess in Afrika ein weiteres Mal durch Betrug und Repressalien manipuliert worden ist. Solche Vorgänge müssen gestoppt werden.

Wir unterstützen den Appell simbabwischer Kirchenführer/innen an die Vereinten Nationen, an politische Verantwortliche in Afrika und leitende Vertreter/innen der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC), sich einzuschalten und zu verhindern, dass eine politische Krise in Massengewalt umschlägt. In der Zwischenzeit irrt ein mit Waffen und Munition beladenes Schiff an der Küste im südlichen Afrika umher - auf der Suche nach einem Hafen, in dem es seine von der Regierung Simbabwes bestellte Fracht entladen kann. Bislang ist es Simbabwes Nachbarn - Kirchen, Gewerkschaften, Anti-Waffen-Gruppen und Regierungen - gelungen, dieses Schiff abzuweisen. Wir sprechen ihnen unsere Anerkennung dafür aus, dass sie die Lieferung von Waffen gestoppt haben, die aller Wahrscheinlichkeit nach völkerrechtswidrig eingesetzt worden wären. Dieses Vorgehen macht deutlich, dass die SADC sich für Rüstungsbeschränkung einsetzt. Angesichts von Berichten über ähnliche geplante Waffenlieferungen nach Simbabwe ist weitere Wachsamkeit jedoch erforderlich.

Gegenwärtig leidet die simbabwische Bevölkerung unter einer der höchsten Arbeitslosigkeitsraten Afrikas, die jährliche Inflationsrate liegt bei 600.000 Prozent, der tägliche Nahrungsmittel- und Treibstoffmangel verschärft die Sicherheitslage und die ohnehin schwierigen Zukunftsaussichten.

Die Menschen in Simbabwe haben ihr Wahlrecht gewissenhaft ausgeübt. Eine Beobachtungsmission des ÖRK und der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz hat die Lage vor Ort verfolgt und ihren Bericht verfasst. Ursprünglich hatte die simbabwische Regierung Maßnahmen zugestimmt, die einen gewissen Grad an Transparenz der Ergebnisse auf lokaler Ebene gewährleisteten, und der Wahl so einen wichtigen Stellenwert eingeräumt. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Regierung Simbabwes in einem nächsten Schritt die vollständigen Wahlergebnisse bekannt gibt, den Willen des Volkes respektiert und entsprechend handelt. Je länger die Regierung das tatsächliche Wahlergebnis verschweigt, desto mehr gefährdet sie die Menschen in Simbabwe und die Zukunft ihres geliebten Landes.

Der Ökumenische Rat der Kirchen schließt sich der Forderung der Kirchen in ganz Simbabwe nach unverzüglicher Veröffentlichung der Wahlergebnisse und internationaler Unterstützung und Intervention unter der Schirmherrschaft der SADC, der Afrikanischen Union und der Vereinten Nationen zur friedlichen Beilegung der Krise an.

Pfarrer Dr. Samuel Kobia
Generalsekretär des ÖRK
25. April 2008

Voller Text der Erklärung des ÖRK-Zentralausschusses zu demokratischen Wahlprozessen:
http://www.oikoumene.org/de/dokumentation/documents/oerk-zentralausschuss/genf-2008/
berichte-und-dokumente/oeffentliche-angelegenheiten/erklaerung-zu-demokratischen-wahlprozessen.html

Frühere ÖRK-Pressemitteilung zum Wahlprozess in Simbabwe:
http://www.oikoumene.org/de/news/news-management/eng/a/article/1722/wcc-welcomes-summit-on-zi.html

ÖRK-Mitgliedskirchen in Simbabwe:
http://www.oikoumene.org/?id=4654&L=2

Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 28. April 2008
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2008