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ASIEN/028: Krieg stellt Kirchen in Sri Lanka vor große Herausforderungen (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 28. Oktober 2008

Krieg stellt Kirchen in Sri Lanka vor große Herausforderungen


Traumata und Bitterkeit, ausgelöst durch einen verheerenden Bürgerkrieg, gehören zu den Herausforderungen, mit denen die Kirchen in Sri Lanka in ihrer Friedens- und Versöhnungsarbeit immer wieder konfrontiert sind, erfuhr eine Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die das Land vom 19. bis 23. Oktober besuchte.

Unter der Leitung des ÖRK-Generalsekretärs Pfarrer Dr. Samuel Kobia traf die ÖRK-Delegation unter anderem mit leitenden Vertretern/innen der srilankischen Kirchen und der Zivilgesellschaft zusammen. Von ihnen erfuhren die ökumenischen Gäste, dass "die Menschen tief traumatisiert und verbittert sind. Die Wunden, die den Menschen zugefügt worden sind, sitzen sehr tief", erklärte Kobia in einer öffentlichen Ansprache, die er in der Aula der Bibelgesellschaft in Colombo, der Hauptstadt des Inselstaats, hielt.

"All dies, könnte man sagen, ist die Folge eines langwierigen Krieges. Tatsache ist jedoch, dass Hass, Bitterkeit und Schmerz andauern, man kann sie nicht einfach wegwischen oder ignorieren", fügte er hinzu.

Mehr als 80 000 Menschenleben hat der bewaffnete Konflikt seit 1983 gefordert, als die tamilischen Rebellen, bekannt als Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE), anfingen, für die Autonomie der mehrheitlich von Tamilen bewohnten Gebiete im Norden und Osten des Inselstaates zu kämpfen, weil sie sich durch die singhalesischsprachige buddhistische Mehrheit diskriminiert fühlten. Die singhalesische Mehrheit stellt mehr als 70 Prozent des 19-Millionen-Volkes von Sri Lanka.

Obwohl "man den erschreckenden Eindruck hat, dass dieses Land auf einer sozialen Zeitbombe sitzt", erklärte Kobia, "sind die Kirchen dem Auftrag des Evangeliums verpflichtet und tragen die Verantwortung, den Frieden zu stärken und sich für ein Umdenken in den Konflikten einzusetzen."

Am Sonntag, dem 19. Oktober, predigte Kobia in einer ökumenischen Feier, die der Nationale Christenrat von Sri Lanka in der Anglikanischen Kathedrale von Colombo organisiert hatte. Die Kirchen, so Kobia, "haben keine andere Wahl, als diese Botschaft [der Versöhnung und des Friedens] zu verkünden, und sie müssen dies mit der gebotenen Dringlichkeit tun."

"In allen Gemeinschaften gibt es Unrecht, das wieder gutgemacht werden muss, und Wunden, die geheilt werden müssen. All dies muss sehr sorgfältig analysiert werden, damit der beste Weg gefunden wird, Gerechtigkeit und Versöhnung herbeizuführen", fügte er hinzu.

Aufgrund der ethnischen Vielfalt Sri Lankas wurde die zweistündige ökumenische Feier in drei Sprachen gehalten - Englisch, Singhalesisch und Tamilisch. Auf den Gottesdienst folgte eine einstündige Aufführung mit singhalesischen und tamilischen Volkstanzgruppen.

Weitere Informationen über den Besuch des ÖRK-Generalsekretärs in Indien und Sri Lanka:
http://www.oikoumene.org/de/nachrichten/news-management/a/ger/article /1722/oerk-generalsekretaer-besuc-8.html

ÖRK-Mitgliedskirchen in Sri Lanka (auf Englisch):
http://www.oikoumene.org/?id=4681&L=2

ÖRK-Initiative zur Begleitung von Kirchen in Konfliktsituationen:
http://www.oikoumene.org/de/programme/interreligiousdialogue/kirchen- in-konfliktsituationen.html

Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 28. Oktober 2008
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Oktober 2008