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BERICHT/303: Politische Themen auf dem Ökumenischen Kirchentag erfolgreich zugespitzt (ÖKT)


ÖKT-Netzwerk - Pressemitteilung vom 15. Mai 2010

Politische Themen auf dem ÖKT erfolgreich zugespitzt
Tausende besuchten Veranstaltungen "mit dem Kamel" und unterzeichneten Forderung nach neuem Sozialwort der Kirchen

Als Erfolg bewerten die Organisationen des ÖKT-Netzes ihren Einsatz auf dem zweiten Ökumenischen Kirchentag in München. "Wir haben dazu beigetragen, dass politische Themen bei diesem Kirchentag deutlich zugespitzt worden sind. Die Leute nahmen zusätzliche Wege in Kauf und nutzen Informationsquellen auch außerhalb des gedruckten ÖKT-Programms, um politische Veranstaltungen zu erleben, die ihnen im offiziellen Programm zu kurz kamen", sagte Wolfgang Kessler vom Publik Forum und vom ÖKT-Netzwerk.

Das Netzwerk verteilte 20.000 "Reisebegleiter für einen anderen Kirchentag" in den Sonderzügen nach München, auf dem Abend der Begegnung und über die Stände der Netzwerk-Organisationen. Zu den Unterzeichnern gehörten u.a. die "Kirchentagsband" Wise Guys, zahlreiche Politiker und Vertreter von Gewerkschaften und kirchlichen Verbänden.

15.000 Menschen wollten sich zu den Zielen des Netzwerks bekennen und erhielten einen Button mit dem Kamel. Mehrere Tausend unterschrieben einen Appell des Netzwerkes für ein neues Sozialwort der Kirchen und 250 machten am Freitag mit einem lauten und fröhlichen Flashmob auf das Netzwerk aufmerksam.

Der Sozialethiker Professor Friedhelm Hengsbach unterstützte die Aktivitäten: "Die kirchlichen Aussagen zur Krise des kapitalistischen Systems werden immer matter, der Papst ist ein zahnloser Papiertiger. Ich bin froh, dass auf diesem Kirchentag wenigstens die Basis mit Aktionen und Veranstaltungen für soziale Gerechtigkeit mobil macht!" Auch der Theologe Ulrich Duchrow lobte die Einmischungen für soziale Gerechtigkeit: "Viele Kirchenobere würden gerne Frieden mit dem Kapital schließen. Doch die Kirchenbasis lässt das Gott sei Dank nicht zu!"

Unermüdlich wanderte ein fast lebensgroßes lilafarbenes Kamel mit zwei Aktivisten im Inneren durch die Messe- und Veranstaltungshallen. Das Symboltier des Netzwerks war Liebling der Kinder, viele Jugendliche schossen Handy-Fotos, in den großen Sälen gab es Applaus, wenn das Trampeltier aus Plüsch auftauchte, immer wieder wurde es als "das Maskottchen des anderen Kirchentages" begrüßt.


Den Schwierigkeiten getrotzt

Zahlreiche Netzwerk-Organisationen hatten schon vor Beginn des Kirchentages beklagt, dass der ÖKT die kritischeren Veranstaltungsangebote, vor allem, wenn es um Kapitalismuskritik und um den Umgang mit Fehlern der Kirchen ging, nicht akzeptierte. Die Veranstaltungen fanden trotzdem statt, u.a. im EineWeltHaus. Im großen Hörsaal der TU reichte der Platz nicht, als am Freitag Eugen Drewermann sprach, über 1000 Menschen drängten sich auf den Plätzen und an der Wand. Anschließend an das Bibelwort Mk10,25 sagte der streitbare Theologe Drewermann: "Weh' euch ihr Reichen, schafft Gerechtigkeit für die Armen."

Bei der Veranstaltung des Netzwerks im offiziellen Kirchentagsprogramm "Armut und Reichtum? Gerechtigkeit!" kritisierte die international profilierte Soziologin Saskia Sassen den Ausverkauf der Welt zulasten der Armen. In der Halle mit 900 Sitzplätzen gab es schon lange vor Veranstaltungsbeginn keinen Platz mehr. Rund 400 Menschen mussten draußen bleiben. Keiner von ihnen verstand die Entscheidung der Kirchentagsleitung, die in der Vorbereitungsphase die Veranstaltung in einen kleineren Saal verlegt hatte.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 15. Mai 2010
Netzwerk ÖKT 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Mai 2010