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KIRCHE/1900: 7. Europäischer Workshop der Maximilian-Kolbe-Stiftung in Owicim/Auschwitz (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 15.08.2016

7. Europäischer Workshop der Maximilian-Kolbe-Stiftung in Owicim/Auschwitz

Erzbischof Schick: "Das Schweigen des Papstes war eine unüberhörbare Geste"


Die mit Unterstützung der Deutschen und der Polnischen Bischofskonferenz 2007 gegründete Maximilian-Kolbe-Stiftung führt bis morgen (16. August 2016) zum siebten Mal in Owicim/Auschwitz einen europäischen Workshop durch. Im Zentrum der Veranstaltung, an der 30 Vertreter aus zehn ost- und westeuropäischen Ländern teilnehmen, steht seit Donnerstag (11. August 2016) die Frage nach den bis heute andauernden Prägungen und Verletzungen, die von Auschwitz und dem Zweiten Weltkrieg ausgehen, sowie nach einem angemessenen Umgang mit der Gegenwart dieser Geschichte.

Anlässlich des 75. Todestages des heiligen Maximilian Kolbe haben die Teilnehmer über die Rolle der Kirche beim Umgang mit gewaltbelasteter Vergangenheit und Versöhnung diskutiert. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz und Vorsitzende des Stiftungsrats der Maximilian-Kolbe-Stiftung, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), betonte: "Es gehört zum Wesen der Kirche, dass sie in den Herausforderungen und Verletzungen der Zeit glaubwürdiges, konkret erfahrbares Zeugnis von der Möglichkeit der Versöhnung ablegt. Zu dieser Glaubwürdigkeit zählt, dass sich die Kirche auch ihren eigenen Prägungen durch die Gewaltgeschichte stellt, ihren Platz an der Seite der Opfer von Gewalt einnimmt und die damit verbundenen Konflikte angemessen austrägt." Erzbischof Schick würdigte beim Workshop auch den Besuch von Papst Franziskus in Auschwitz vor einigen Wochen: "Das Schweigen des Papstes war eine unüberhörbare Geste, die ihm weltweit erneut Respekt eingebracht hat. Mit diesem starken Schritt hat er die mühevolle Arbeit seiner Vorgänger beeindruckend fortgesetzt. Dieser Moment von Auschwitz war auch während des Weltjugendtags immer spürbar. Auschwitz und der Papst mahnen gerade die heutige Generation, gegen das Vergessen zu arbeiten. Das wollen wir auch erneut mit diesem Workshop leisten."

Ausgehend von den unterschiedlichen Erfahrungen der verschiedenen europäischen Gesellschaften diskutierten die Teilnehmer über die grundlegenden Perspektiven von Gewaltüberwindung und Versöhnung und über die Schwierigkeiten auf dem Weg dorthin. Dabei wurde deutlich, wie wichtig es ist, nicht vorschnell und oberflächlich von Versöhnung zu sprechen, und wie unverzichtbar zugleich die Versöhnungsperspektive bleibt, will man nicht der Gefahr erliegen, sich pragmatisch resignativ mit den Folgen der Gewalt abzufinden.

Über den konkreten Fall Auschwitz hinaus hatten die Gespräche eine exemplarische Bedeutung für den Umgang mit Gewalterfahrungen und ihren Folgen. Dies wurde besonders im Gespräch mit den Partnern aus Bosnien-Herzegowina deutlich, die es als große Ermutigung für den eigenen schwierigen Versöhnungsprozess erleben, dass Deutsche und Polen in Owicim/Auschwitz als Partner einen europäischen Workshop ausgerichtet haben. Das Treffen wurde in diesem Jahr erneut erheblich vom russisch-ukrainischen Konflikt geprägt.

Der jährliche Workshop leistet einen Beitrag zur Stärkung eines europäischen, auf Heilung und Versöhnung zielenden Diskurses. Die Begegnungen der Teilnehmer helfen zugleich, ein europäisches Netzwerk zu bilden, das sich in seinen Aktivitäten gegenseitig unterstützt.


Hintergrund

Die Maximilian-Kolbe-Stiftung wurde 2007 mit Unterstützung der Polnischen und der Deutschen Bischofskonferenz gegründet. Im vergangenen Jahr haben die Vorsitzenden der beiden Bischofskonferenzen das Ziel bekräftigt, die Stiftung weiterzuentwickeln. Aufgabe der Stiftung ist es, Beiträge zur Stärkung der kirchlichen Versöhnungsarbeit in Europa zu leisten und sich für Opfer von Unrecht und Gewalt zu engagieren. Der heilige Maximilian Kolbe gab 1941 sein Leben stellvertretend für einen Mithäftling im Konzentrationslager Auschwitz und setzte damit ein Zeichen, dass Hass und Gewalt nicht das letzte Wort haben. Weitere Informationen unter:
www.maximilian-kolbe-stiftung.de.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 145 vom 15. August 2016
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
Kaiserstraße 161, 53113 Bonn
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. August 2016

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