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KIRCHE/2031: Glaube auf der Überholspur - für Kinder mit HIV (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Meldung vom 18. September 2017

Glaube auf der Überholspur - für Kinder mit HIV


Glaubensgestützte Organisationen stehen im Zentrum einer besonderen Aufgabe: einen Aufruf zum Handeln veröffentlichen - um Säuglingen, Kindern und Jugendlichen auf der ganzen Welt HIV-Prävention, -Tests und -Therapie zugänglich zu machen.

Am 13. September kamen in New York Verantwortliche von Glaubensgemeinschaften aus einer Vielzahl religiöser Hintergründe zusammen, um bei einem interreligiösen Frühstücksgebet ein koordiniertes glaubensgestütztes Handeln als Antwort auf HIV zu unterstützen. Die Tagung, die am Rande der 72. Generalversammlung der Vereinten Nationen stattfand, wurde vom Globalen Ökumenischen Aktionsbündnis des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK-EAA) in Zusammenarbeit mit UNAIDS, dem Krisenplan des US-Präsidenten zur Bekämpfung von AIDS (PEPFAR) und der interinstitutionellen Arbeitsgruppe zu Religion und Entwicklung der Vereinten Nationen organisiert.

"Die Rolle von glaubensgestützten Organisationen in den Gemeinschaften ist in der Reaktion auf HIV von grundlegender Bedeutung", sagte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, den Teilnehmenden bei seiner Begrüßungsrede. "Ihre Predigten, ihre Lehren und ihre Fürsorge verändern Menschen."

"Kinder sollten im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit und unserer Arbeit stehen", fuhr Tveit weiter. "Sie sind am stärksten gefährdet und gleichzeitig am wenigsten verantwortlich für diese Situation. Lasst uns das deshalb gemeinsam anpacken - das schaffen wir. Möge Gott uns den Mut dazu geben."

Seit den Anfängen der Epidemie vor mehr als 35 Jahren spielen glaubensgestützte Organisationen eine wesentliche Rolle in der Antwort auf HIV. Die einzigartige Stellung des Vertrauens im Herzen der Gemeinschaften hat glaubensgestützten Organisationen ermöglicht, Dienste und Unterstützung zu bieten, die über die Reichweite vieler öffentlicher Gesundheitssysteme hinaus gehen.

"Wenn wir auf die vorliegenden Zahlen sehen, können wir genau erkennen, wer zurückgelassen wird", sagte US-Sonderbotschafterin Dr. med. Deborah L. Birx, Koordinatorin der Einsätze zur Bekämpfung von HIV/AIDS der Regierung der Vereinigten Staaten und US-Sondergesandte für globale Gesundheitsdiplomatie. "Stigmatisierung und Diskriminierung sind immer noch vorhanden, und auch diese Hemmnis, wenn Eltern sich nicht melden wollen, weil sie riskieren, als HIV-positiv identifiziert zu werden. Genau dort brauchen wir die Kirchen, um dafür zu sorgen, dass jede schwangere Frau die Liebe Gottes spürt und versteht, dass wir da sind um zu helfen und sicherzustellen, dass ihr Kind rechtzeitig getestet wird."

"Unsere Partnerschaft ist wesentlich", fuhr Dr. Luiz Loures, stellvertretender Direktor von UNAIDS und Beigeordneter Generalsekretär der Vereinten Nationen, weiter. "Glaubensgestützte Organisationen sind nicht nur ein Teil der Antwort, sondern deren Herzstück. Ich bin heute überzeugt, dass es noch viel mehr braucht - wir müssen unsere Handlungen verstärken, um die Zielsetzung zur Gesundheit von Kindern zu erreichen."

Glaubensgestützte Organisationen haben 2016 im Vatikan in Rom eine Serie von Konsultationen abgehalten, um zu erörtern, wie die Maßnahmen beschleunigt werden können. Im Juni 2017 lancierte das ÖRK-EAA einen globalen Aufruf zum Handeln mit dem Titel "Jetzt handeln für Kinder und Jugendliche mit HIV", um Glaubensgemeinschaften zu mobilisieren, auf das Ziel hin zu arbeiten, bis 2018 1,6 Millionen Kindern und 1,2 Millionen Jugendlichen, die mit HIV leben, eine antiretrovirale Therapie zu verabreichen, und das Endziel anzustreben, bis 2020 AIDS bei Kindern zu überwinden.

Es gibt gute Gründe für diesen Aufruf zum Handeln. Der jüngste Bericht von UNAIDS zeigt auf, dass im Jahr 2016 von den 2,1 Millionen Kindern von 0 - 14 Jahren, die mit HIV lebten, weniger als die Hälfte Zugang zu einer Therapie hatte, und dass 2,1 Millionen Jugendliche von 10 - 19 Jahren mit HIV lebten, was einer Zunahme von 30 % seit 2005 entspricht.

Die geringe Abdeckung ist auf niedrige Erkennungsraten zurückzuführen, denn 2016 profitierten nur 43 % der Säuglinge, die mit HIV in Kontakt waren, innerhalb der ersten beiden Lebensmonate von der empfohlenen Früherkennung bei Säuglingen. Global betrachtet war HIV 2015 immer noch die siebthäufigste Todesursache bei Kindern zwischen 10 und 14 Jahren und die neunthäufigste Todesursache bei Jugendlichen allgemein, trotz der Verfügbarkeit wirksamer Behandlungen.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen werden gemeinsame globale Bemühungen gemacht. Im Jahr 2016 verpflichteten sich Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen, einen Schwerpunkt zu setzen, um bis 2018 1,6 Millionen Kindern den Zugang zu antiretroviraler Therapie zu bieten und dafür zu sorgen, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit HIV ihren Status kennen, und ihnen sofort und dauerhaft eine erschwingliche und zugängliche hochwertige Behandlung zur Verfügung steht.

Diese ehrgeizigen Ziele, die sogenannte Überholspur für Kinder, wurden in einen Handlungsrahmen unter der Leitung von UNAIDS, PEPFAR und Partnerorganisationen aufgenommen. "Start Free, Stay Free, AIDS Free" (Starte frei, bleibe frei, AIDS-frei) hat zum Ziel, die Welt entschieden auf einen Weg zum Ende von AIDS bei Kindern zu bringen.

Das Engagement der Glaubensgemeinschaften ist entscheidend, um diese Ziele erreichen zu können. Am Anlass vom 13. September wurden verschiedene Aufrufe zum Handeln und Erklärungen formuliert, die nach überzeugenden Folgeaktivitäten, Empfehlungen und Verpflichtungen verlangten, um für eine rasche glaubensbasierte Antwort zu sorgen, damit Kinder und Jugendliche bis 2020 HIV-Tests und -Therapie zur Verfügung stehen.

"Wir sind hier heute nicht zusammengekommen, um zu kritisieren oder zu beschuldigen, sondern um Hilfe und Ermutigung zu bieten sowie um uns über die Dringlichkeit und die moralische Pflicht dieses Problems auszutauschen", schloss Hauptreferentin Schwester Carol Keehan, Präsidentin und Geschäftsführerin der Katholischen Gesundheitsvereinigung. "Wir sprechen buchstäblich vom Überleben. Vom Überleben von Kindern, das von wirksamen Handlungen durch die Länder dieser Welt abhängig ist. Wir alle sind aufgerufen, unseren Glauben als Grundlage für unsere Antwort auf HIV zu betrachten."


Aufruf zum Handeln: Jetzt handeln für Kinder und Jugendliche mit HIV:
http://www.oikoumene.org/en/resources/documents/wcc-programmes/diakonia/eaa/live-the-promise/act-now-for-children-and-adolescents-living-with-hiv-1/
(in englischer Sprache)

Rahmenwerk "Start Free, Stay Free, AIDS Free"
http://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/Stay_free_vision_mission_En.pdf
(in englischer Sprache)

Tagungen im Vatikan drängen zu beschleunigtem Zugang zu HIV-Tests und -Therapie für Kinder
http://www.unaids.org/en/resources/presscentre/featurestories/2016/april/20160422_Vatican
(UNAIDS-Pressemitteilung vom 19. April 2016, in englischer Sprache)

Glaubensgestützte Organisationen sind ausschlaggebend bei der Antwort auf HIV
http://www.unaids.org/en/resources/presscentre/featurestories/2017/june/20170619_nigeria
(UNAIDS-Pressemitteilung vom 19. Juni 2017, in englischer Sprache)

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Quelle:
Meldung vom 18. September 2017
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
Internet: http://www.oikoumene.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. September 2017

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