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KIRCHE/2046: "Europa, das sind wir alle." (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 07.11.2017

"Europa, das sind wir alle."

Präses Schwaetzer auf dem Treffen der europäischen Religionsvertreter in Brüssel


Die Kirchen in Deutschland wollen sich an der Debatte um die Zukunft Europas künftig verstärkt beteiligen. Das kündigte die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, heute bei dem jährlichen Treffen der europäischen Religionsführer mit Vertretern der Europäischen Union in Brüssel an. Die Debatte über die Zukunft der EU müsse aus den Fachkreisen in Brüssel und den europäischen Hauptstädten stärker in die Mitgliedstaaten, deren Regionen und zu den Unionsbürgern getragen werden, so die Präses in Brüssel. Grundsätzlich sollten sich aber Religionen angesprochen fühlen, sich in die Debatte einzubringen. "Denn Europa, das sind wir alle", betonte Schwaetzer.

Auf Einladung des Ersten Vizepräsidenten der EU-Kommission, Frans Timmermans, waren heute europäische geistliche Würdenträger und hochrangige Vertreter der Europäischen Union in Brüssel zum jährlichen Treffen der europäischen Religionsführer zusammengekommen. Der Niederländer Timmermans ist in der Juncker-Kommission für den Dialog mit den Kirchen- und Religionsvertretern zuständig. Das diesjährige Treffen stand unter der Überschrift: "Die Zukunft Europas: eine wertebasierte und effektive Union".

Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer machte bei dem Treffen deutlich, dass die EKD den Vorschlag von Präsident Juncker, Bürgerkonvente über die Zukunft der EU in den Mitgliedsstaaten abzuhalten, unterstütze.

Die Kirchen stünden zudem in der Verantwortung, auch untereinander über ihre Haltung zu Europa zu diskutieren, unterstrich die Präses. Dafür habe sich auch die EKD-Synode auf ihrer Tagung in Magdeburg im November 2016 ausgesprochen. Die Gräben und Spannungen, die derzeit etwa in der Flüchtlingsfrage durch die EU gehen, seien auch in den Kirchen zu spüren. Die EKD wolle daher ihre ökumenischen Netzwerke und Partnerschaften noch stärker nutzen, um einander besser zu verstehen und den Austausch zu vertiefen. Die Ost-West-Spaltung dürfe sich nicht weiter vertiefen, betonte Schwaetzer. Die Rechtsstaatlichkeit dürfe dabei aber nicht zur Disposition stehen.

In diesem Zusammenhang verwies die Leiterin der Brüsseler EKD-Vertretung, Katrin Hatzinger, auf die Idee eines europäischen ökumenischen Kirchentages ("European Christian Convention?), der europäische Zivilgesellschaft befördern und Laien aus verschiedenen Ländern in die Zukunftsdebatte einbeziehen soll. Ein derartiges Ereignis brauche einen langen Vorlauf. "Mit der Gründung eines ökumenischen europäischen Trägervereins ist das Projekt auf einem guten Weg. Es geht darum, christliches Engagement für Europa in versöhnter Verschiedenheit sichtbar zu machen", so Hatzinger.

Die evangelischen Kirchen hätten innere Spaltungen durch die Vision einer Einheit in versöhnter Verschiedenheit überwunden. Die Präses zeigte sich überzeugt, dass dieses ökumenische Modell auch für die EU hilfreich sein könnte, um Zusammenhalt in Unterschieden zu gestalten. "Konfessionen und Kulturen, Überzeugungen und Nationen bilden einen Rahmen für unsere Erfahrungen und bestimmen unsere Perspektiven. Sie sollten uns aber nicht daran hindern, immer wieder neu nach verbindenden Zielen und Gemeinsamkeiten Ausschau zu halten", unterstrich Schwaetzer.


Hintergrund:
Um die Bedeutung des Dialogs mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften zu betonen, hat der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, 2005 erstmals hochrangige Vertreter der Religionen in Europa zu einem "High-level meeting with religious leaders" eingeladen. Seit Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon gehört der Dialog mit den Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften zum Vertragsrecht der EU.

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Quelle:
Pressemitteilung 159/2017 vom 07.11.2017
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. November 2017

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