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KIRCHE/465: Zum Sakrament der Liebe von Papst Benedikt XVI. (DBK)


Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz - 13. März 2007

Nachsynodales Apostolisches Schreiben Sacramentum Caritatis (Sakrament der Liebe) von Papst Benedikt XVI. über die Eucharistie, Quelle und Höhepunkt von Leben und Sendung der Kirche

Erste Einführung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann


Am 22. Februar 2007 hat Papst Benedikt XVI. ein Apostolisches Schreiben unterzeichnet, das die Ergebnisse der XI. Ordentlichen Bischofssynode vom 2. bis 23. Oktober 2005 zusammenfasst und einige grundlegende Orientierungslinien formuliert, die der Kirche einen neuen eucharistischen Impuls geben sollen. Dieses Dokument wurde heute unter dem Titel "Sacramentum Caritatis" in Rom veröffentlicht.

Der etwa 130-seitige Text ist in drei Hauptabschnitte gegliedert: Eucharistie, ein Geheimnis, an das man glaubt (I), das man feiert (II), das man lebt (III). Der Text enthält 97 Abschnitte bzw. Artikel, die jeweils eine eigene Überschrift tragen, sodass die Orientierung leichter ist. Der dichte Text bringt eine Fülle von Hinweisen auf bisherige Äußerungen der Kirche, nicht zuletzt auch auf die erste Enzyklika des Papstes "Gott ist die Liebe". In den sehr umfangreichen 256 Anmerkungen finden sich außerordentlich viele Verweise auf die von der Bischofssynode verabschiedeten Leitsätze (propositiones). Es gibt wohl bisher kein nachsynodales Dokument, das die Beratungen der Synode dadurch so intensiv in dieses päpstliche Schreiben aufnimmt. Darin zeigt sich ein großer Respekt für die Beratungen der Synode und damit auch für die Kollegialität des Bischofskollegiums mit und unter dem Papst.

In einem ersten Teil stellt Papst Benedikt die Eucharistie in den Gesamthorizont des christlichen Glaubens. In der Eucharistie gibt sich der dreifaltige Gott ganz in unsere menschliche Nähe und Situation und teilt uns sein göttliches Leben mit. Die Gedenkfeier dieser Gabe besteht nicht in der Wiederholung des Letzten Abendmahls, sondern im lebendigen Gegenwärtigwerdenlassen dieses einmaligen Ereignisses. So erscheint die Eucharistie als "radikale Neuheit des christlichen Kultes" (Nr. 11). Die Eucharistie baut die Kirche auf und hält sie in Gemeinschaft mit Jesus Christus. Im ökumenischen Dialog spielt die "eucharistische Wurzel der kirchlichen Gemeinschaft" (Nr. 15) eine entscheidende Rolle.

Dass die Sakramente der Kirche auf die Eucharistie hingeordnet sind, wird in besonderer Weise in den Sakramenten der christlichen Initiation erfahrbar, also in Taufe und Firmung. Was deren Reihenfolge betrifft, muss geklärt werden, welche Praxis den Gläubigen am besten helfen kann, die Eucharistie in die Mitte ihres Lebens zu stellen. Aus der Eucharistie ergibt sich eine Erziehung zur Umkehr, die im Sakrament der Versöhnung ihren eigenen Ausdruck findet. Die Priesterweihe ist die "unumgängliche Bedingung für die gültige Feier der Eucharistie" (Nr. 23). In diesem Zusammenhang bestätigt Papst Benedikt den verpflichtenden Charakter des Zölibats für die lateinische Tradition. Ein großer Abschnitt ist dem Zusammenhang von Eucharistie und Ehe gewidmet. In diesem Kontext bekräftigt das Schreiben die Praxis der Kirche, wiederverheiratete Geschiedene nicht zu den Sakramenten zuzulassen, beschreibt ihre Situation jedoch einfühlsam und spricht die möglichen pastoralen und kirchenrechtlichen Hilfen für Menschen aus gescheiterten Ehen an.

Im zweiten Teil des Schreibens geht es um die Feier der Eucharistie. Die Schönheit der Liturgie ist Ausdruck der Herrlichkeit Gottes. Da die Feier der Eucharistie wesentlich actio Dei ist, "steht ihr Fundament nicht unserer Willkür zur Verfügung und darf nicht die Erpressung durch Modeströmungen des jeweiligen Augenblicks erfahren" (Nr. 37). Die Trennung zwischen der ars celebrandi (Kunst des Feierns) und der aktiven Teilnahme der Gläubigen muss überwunden, die Kunst in den Dienst der Schönheit der Feier gestellt werden. Die innere Einheit des Ritus der Heiligen Messe ist zu wahren; Möglichkeiten der Anpassung an kulturelle Gegebenheiten sind zu berücksichtigen. Eine immer wichtigere Rolle spielen die Kommunikationsmittel. Dennoch wird die Sonntagspflicht durch die Teilnahme einer Messe am Bildschirm unter normalen Voraussetzungen nicht erfüllt. Dies gilt freilich nicht für alte und kranke Menschen. Große Konzelebrationsfeiern sollen einen Ausnahmecharakter besitzen und auf außergewöhnliche Situationen beschränkt werden. Der Papst erinnert an die Gemeinsamkeit bei internationalen Treffen und der dabei stattfindenden Eucharistiefeier, wenn die lateinische Sprache verwendet wird. Zukünftige Priester sollen "von der Seminarzeit an darauf vorbereitet werden, die heilige Messe in Latein zu verstehen und zu zelebrieren" (Nr. 62). Hier tritt der Papst für den gregorianischen Choral ein. Insgesamt ist eine gut zelebrierte Eucharistie ihre beste Katechese. Neben der Feier der Eucharistie ist die eucharistische Frömmigkeit von großer Bedeutung, besonders die eucharistische Anbetung. Überhaupt geht es im Schreiben immer wieder um die mit innerer Teilnahme erlebte liturgische Feier. Die seit Jahrzehnten immer wieder geforderte "tätige Teilnahme" (participatio actuosa) wird von der spirituellen Seite her vertieft.

Im dritten Teil erörtert Papst Benedikt den Zusammenhang von Eucharistie und christlichem Leben: Christen leben "sonntäglich". Der "Urfeiertag" darf nicht zu einem "Tag der ,Gottesleere'" (Nr. 73) werden, sondern ist der Tag der gottesdienstlichen Feier und der Ruhe von der Arbeit. Wo keine Eucharistie gefeiert werden kann, soll sich die Gemeinde gleichwohl versammeln, "um den Herrn zu loben und des ihm geweihten Tages zu gedenken" (Nr. 75). Dabei muss der Unterschied zur heiligen Messe gewahrt bleiben. Die Eucharistie als Quelle und Höhepunkt von Leben und Sendung der Kirche muss in Spiritualität und Leben "nach dem Geist" (Nr. 77) umgesetzt werden, damit sie sich immer tiefer dem Alltagsleben einprägt. Daraus erwächst das missionarische Zeugnis inmitten einer säkularisierten Welt. Wer den Leib des Herrn empfängt, wird selber zum "gebrochenen Brot" (Nr. 88) für andere und setzt sich für eine gerechtere und menschenwürdigere Welt ein (Hunger, Flüchtlinge). Wer die Erde als Schöpfung Gottes betrachtet, für den ist sie nicht "neutrale Wirklichkeit, bloße Materie zum wahllosen Gebrauch nach menschlichem Begehren" (Nr. 92). Damit wird der spirituelle, zeugnishafte Zusammenhang von Eucharistie, Alltag und sozialer Hilfe bis hin zu ökologischen Folgerungen in eindrucksvoller Weise hervorgehoben. - Wegen der Bedeutung des Themas soll ein eucharistisches Kompendium mit zentralen Texten veröffentlicht werden, um das Verständnis der Eucharistie zu erschließen und zu vertiefen.

Das Apostolische Schreiben beruht auf den klassischen Fundamenten der Lehre und Praxis in der katholischen Kirche. In vielerlei Hinsicht werden Einsichten aus der Theologie und Spiritualität der letzten Jahrzehnte aufgenommen. Das theologische Denken und manchmal auch die Handschrift von Papst Benedikt XVI. werden im Gesamt vieler Zeugnisse der ganzen Tradition deutlich erkennbar. Das umfangreiche Schreiben mit der reichen Dokumentation ist eine wertvolle Fundgrube für die Vertiefung der Eucharistie in der Theologie und in der Spiritualität, in der Feier und im Leben der Kirche. Es verlangt eine gründliche Analyse.


Hinweis:

Den Wortlaut des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens Sacramentum Caritatis finden Sie im Internet unter www.dbk.de


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 019 vom 13. März 2007
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Deutsche Bischofskonferenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2007