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MELDUNG/130: Tagung - Biblische Lebenshilfe (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 13.03.2013

Biblische Lebenshilfe

Theologen der Uni Jena und Lutherischer Weltbund veranstalten internationale Tagung



Krieg, Gewalt, soziale Ungerechtigkeit - aktuelle Probleme, die bereits die biblischen Psalmen thematisieren. "Die Gebete, Lieder und Hymnen beschreiben Nöte und Erfahrungen von Menschen und Völkern", sagt Prof. Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Viele sind in der Ich- oder Wir-Form geschrieben. Dadurch können sich auch heute Menschen leicht in den Texten wiederfinden oder ihre eigenen Erfahrungen mit ihnen aussprechen", so der Theologe. Die biblischen Texte spielen damit nicht nur im wissenschaftlichen Diskurs eine wichtige Rolle, sondern geben immer wieder vielen Menschen Halt und alltägliche Lebenshilfe.

Wie biblische Psalmen heute in den unterschiedlichen Teilen der Erde gelesen und wissenschaftlich interpretiert werden, das diskutieren Theologen aus Europa, Afrika, Asien sowie Nord- und Südamerika bei einer internationalen Konferenz vom 21.-26. März 2013. Die Fachtagung veranstalten die Jenaer Theologen Prof. Niebuhr und Prof. Dr. Miriam Rose gemeinsam mit dem Lutherischen Weltbund, dem Zusammenschluss lutherischer Kirchen weltweit. Die Konferenz reiht sich ein in eine Serie von Veranstaltungen des Lutherischen Weltbundes zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017. Nach einer ersten Tagung in Nairobi vor zwei Jahren kommen die Theologen nun in Eisenach zusammen - dem Ort, an dem Martin Luther das Neue Testament ins Deutsche übersetzte.

Eine der zentralen Fragen während der Tagung ist die Bedeutung der Psalmen in der heutigen Zeit und im Alltag der Menschen. So wird einer der Vorträge das Beten und Singen von Psalmen als Überlebensstrategie in schwierigen Lebenssituationen thematisieren. Wie Psalmen aus Sicht der Traumaforschung beurteilt werden, ist Inhalt eines weiteren Tagungsreferates. Die Aktualität der Psalmen verdeutlicht besonders der Eröffnungsvortrag einer indischen Theologin. "Sie wird unter anderem über das Gewaltpotenzial in der indischen Gesellschaft und das Potenzial der Bibel beim Einsatz für Gerechtigkeit sprechen", kündigt Prof. Niebuhr an.

Zahlreiche Psalmen sind Klagelieder, in denen die Menschen über ihr Leid und ihre Not berichten. Andere Lieder und Hymnen sind wiederum Loblieder, die Gott als Schützer der Armen und Bedrängten preisen. "Bei der Interpretation dieser Texte ist dabei auch der historische und kulturelle Kontext immer wesentlich", weiß Niebuhr. So stehen in der europäischen Psalmenforschung aufgrund der geistesgeschichtlichen Entwicklungen seit der Aufklärung vor allem historische Analysen im Mittelpunkt. "Soziale Aspekte kommen dabei oft etwas kurz, die in anderen Regionen der Welt hingegen eine stärkere Rolle spielen, wie etwa in Lateinamerika und in Südafrika, das immer noch durch die Erfahrungen der Apartheid geprägt ist", sagt der Jenaer Theologe.

Während der Tagung im März wollen die Experten die kontextuellen Lesarten der Psalmen und die fachwissenschaftliche Perspektive zusammenführen. "Deshalb werden nicht nur Bibelwissenschaftler, sondern auch Kirchenvertreter teilnehmen", sagt Prof. Niebuhr. Zum Programm des Symposiums gehören auch eine Exkursion nach Eisenach, Weimar und Erfurt und eine Begegnung mit Gemeindemitgliedern der Eisenacher Georgenkirche.

Die internationale Tagung wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Lutherischen Weltbund und dem Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur gefördert. Nach Abschluss der Tagung wird - wie bereits zur Konferenz in Nairobi - ein Tagungsband erscheinen.

Weitere Informationen unter:
http://www.uni-jena.de/Theologie.html
http://www.lutheranworld.org/lwf/index.php/lutheran-look-at-the-psalms.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution23

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Claudia Hilbert, 13.03.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. März 2013