Georg-August-Universität Göttingen - 24.10.2016
Privater Glaube und Einfluss auf die Öffentlichkeit
Ethnologe der Universität Göttingen erhält Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates
Der Ethnologe Prof. Dr. Roman Loimeier von der Universität Göttingen hat einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC) eingeworben. Das Projekt unter der Leitung von Prof. Loimeier mit dem Titel "Private Pieties: New Forms of Religiosity in Muslim Societies" wird seit Oktober 2016 fünf Jahre lang mit insgesamt rund 2,5 Millionen Euro gefördert. Mit Advanced Grants unterstützt der ERC die Arbeit von weltweit herausragenden und erfahrenen Spitzenforscherinnen und -forschern.
In den vergangenen Jahren haben sich islamistische Bewegungen zur
scheinbar größten Bedrohung des Westens entwickelt. "Dieser Fokus auf die
islamistische Bedrohung hatte zur Folge, dass gegenläufige Entwicklungen
in der islamischen Welt von Senegal bis Indonesien derzeit kaum gesehen
werden", so Prof. Loimeier vom Institut für Ethnologie. Dabei haben sich
in vielen Ländern Nordafrikas und Westasiens, des subsaharischen Afrika
und Südostasiens soziale und religiöse Bewegungen entwickelt, die die
Deutungshoheit islamistischer Gruppierungen im öffentlichen Raum
bestreiten. Diese neuen sozialen Stimmen und Bewegungen bestehen
insbesondere darauf, dass Glaube Privatsache sei. Das Göttinger
Forschungsvorhaben wird sich genau mit diesen sozialen Gruppen und
Muslimen beschäftigen, die sich gegen die politische und gesellschaftliche
Instrumentalisierung des Islams stellen.
Das Forschungsvorhaben untersucht Entwicklungen in sechs Ländern Nordafrikas und Westasiens: Senegal, Tunesien, Ägypten, Libanon, Iran und Pakistan. Seine Ergebnisse werden unter anderem dabei helfen, eine Antwort auf die Frage zu finden, ob das Insistieren auf die Privatheit von Gläubigkeit mit einem entsprechenden Verlust des Einflusses der Religion im öffentlichen Raum verbunden ist, und damit mit einem Einflussverlust der jeweiligen religiösen Akteure - insbesondere der radikalen islamistischen Gruppierungen, die in den vergangenen Jahrzehnten versucht haben, die Muslime für ihre politischen Ziele zu gewinnen.
Roman Loimeier, Jahrgang 1957, studierte Ethnologie und Afrikawissenschaften an der Universität Freiburg und der School of Oriental and African Studies in London. Von 1985 bis 2005 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter, Assistent und Oberassistent am Lehrstuhl für Islamwissenschaft der Universität Bayreuth und hatte Lehraufträge an den Universitäten Leipzig, Bamberg und Wien inne. 2006 war er als Research Fellow am Zentrum Moderner Orient in Berlin tätig, 2008 als Assistant Professor an der University of Florida in Gainesville. Seit 2009 ist er Professor im Fach Ethnologie an der Universität Göttingen.
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http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=5640
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Georg-August-Universität Göttingen, Thomas Richter, 24.10.2016
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E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Oktober 2016
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