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BUNDESLIGA/549: Männer - 1. und 2. Runde (SB)



Die erste Überraschung fand vor dem Start der neuen Saison 2018/19 der Herren statt. Aachen hatte sein Team wenige Tage vor dem Spielbetrieb abgemeldet, so daß die Spitzenliga in dieser Spielzeit nur mit 15 Mannschaften auflaufen wird. Für eine Korrektur war es schon zu spät. Die erste Runde brachte das bekannte Bild. Die Favoriten setzten sich nahezu vollständig gegen ihre Konkurrenz durch. Titelverteidiger Baden-Baden, Solingen und Hockenheim stürmten die Tabellenspitze. Indes war der Sieg von Werder Bremen zum Saisonauftakt gegen Deizisau ein kleines Schmunzeln wert. Alles andere als bequem war dagegen der Punktgewinn des Hamburger SK gegen den Düssseldorfer SK.

Wie nicht anders zu erwarten, hatte Baden-Baden bei seinem Saisonbeginn in Mülheim leichtes Spiel mit dem Gastgeber. Klar favorisiert und an allen Brettern überlegen sicherte sich der amtierende Champion einen 6:2-Sieg gegen den Letztjahres-Elften. Allerdings mußte Peter Svidler am Spitzenbrett gegen Michael Feygin ein Remis abgeben. Doch für die Übermacht von Baden-Baden bedeutete dies keinen Abbruch. Arkadij Naiditsch, Michael Adams und die beste Schachspielerin der Welt Hou Yifan sorgten für den raschen Vorsprung, den Francisco Vallejo Pons und Etienne Bacrot noch erhöhten. Lediglich Valentin Buckels konnte am letzten Brett gegen Sergei Movesian einen Ehrensieg des gastgebenden Kaders einspielen. Die 2:6-Niederlage für Mühlheim hätte unterdessen auch höher ausfallen können.

Im Parallelduell bezwang Bremen den SF Deizisau mit 5:3. Bei sechs Remisen sorgten Luke McShane gegen Peter Leko und Wouter Spoelman gegen das deutsche Nachwuchstalent Vincent Keymer für den Unterschied. Deizisau war an diesem Nachmittag nicht in der Lage, das Ruder noch einmal herumzureißen.

Im Spielort Kiel gab es eine kleine Premiere. Die SG Turm Kiel richtete erstmals in ihrer Vereinsgeschichte ein Bundesligawochenende aus und bekam es dabei gleich mit einem Schlachtschiff der Liga zu tun. Keine Frage, Solingen war eine Nummer zu groß für den Aufsteiger, der am Ende gegen die Klingenstädter mit 1,5:6,5 unterlag. Für das Trostpflaster sorgte Ivan Salgado Lopez, der am Spitzenbrett Markus Ragger mit einem Doppelopfer in die Knie zwingen konnte, was durchaus Seltenheitswert hat.

Parallel dazu mußte Hamburg ums Renommee kämpfen, denn gegen die Düsseldorfer lag ein Fehlstart durchaus in Reichweite. Der Aufsteiger machte es den Hanseaten schwerer als gedacht. Beim Stand von 3,5:3,5 war es Dorian Rogozenco, der seine Endspielvorteile gegen Dirk Schuh schließlich verwerten konnte und sein Team so vor der Blamage rettete.

In München kam es zum Aufeinandertreffen zweier Aufsteiger. Viernheim als Aufsteiger aus der 2. Bundesliga Süd bekam es mit dem Aufsteiger aus der 2. Bundesliga Ost, BCA Augsburg, zu tun, aber die nominelle Überlegenheit von Viernheim stand nicht nur auf dem Papier geschrieben. Gleichwohl war der 5:3-Sieg gemessen daran eher bescheiden. Augsburg schlug sich tapfer, auch wenn Viernheim durch Günther Beikert, Sebastien Maze und Konstantin Tarlev erfolgreich ins Rennen startete. Gleichwohl gelang Nikola Nestorovic am dritten Brett ein für ihn und Augsburg ehrenvoller Sieg gegen den klar favorisierten David Anton Guijarro.

Der SV Hockenheim mußte gegen den Gastgeber MSA Zugzwang München die Klingen kreuzen, was dem Team vom Rhein-Neckar keine großen Schwierigkeiten bereitete. Der Letztjahres-Dritte setzte sich mit 6:2 durch und wird in den nächsten Wochen und Monaten alles daransetzen, der OSG Baden-Baden den Titel abzujagen.

Meißen ist die Austragungsstätte der USV TU Dresden, doch der Gastgeber blieb am vergangenen Samstag spielfrei durch den Rückzug von DJK Aachen. So konnte das Publikum nur dem Mannschaftsmatch zwischen den SF Berlin und dem SV Hofheim beiwohnen. Berlin war Favorit, aber Hofheim zeigte vor allem aufgrund der starken jungen Spieler an den Spitzenbrettern Kampfwillen. Erst vier Remisen mußten über die Bretter gehen, ehe Marco Baldauf, Krzysztof Jakubowski und Wojciech Moranda auf Berliner Seite den Widerstand brechen konnten. Hofheim blieb ohne Siegpunkt, sehr zum Bedauern von Jan-Christian Schröder, der gegen den italienischen Großmeister Daniele Vocaturo deutliche Vorteile aufwies, aber am Ende die Verteidigungslinie seines Kontrahenten nicht durchbrechen konnte.

Die zweite Runde am Sonntag begann mit dem Spitzenkampf zwischen Baden-Baden und Bremen, während die Aufsteiger Düsseldorf und Kiel um Prestigegewinn rangen.

Baden-Baden hatte einen schweren Weg vor sich, bis der 5:3-Erfolg in trockenen Tüchern lag. Daß das Nordteam alles in die Waagschale warf, zeigte sich am Spitzenbrett, wo Luke McShane gegen Peter Svidler bereits in der Eröffnung eine Figur opferte und dann noch die Qualität dazugab, um den in der Mitte feststeckenden König des russischen Großmeisters anzugreifen. Als sich der Rauch verzog, mußte der Engländer allerdings einsehen, daß seiner Attacke die materiellen Grundlagen fehlten. Zuvor hatte Richard Rapport für Baden-Baden den ersten Sieg eingeholt, und als Sergei Movsesian den dritten vollen Zähler beisteuerte, war am Schlußsieg des Champions nicht mehr zu rütteln, auch wenn Jan Werle für Bremen nochmal Applaus erntete.

Die Schachfreunde Deizisau, die mit einer Niederlage gegen Bremen in die Saison gestartet waren, mühten sich gegen Mühlheim sichtlich ab, um am Ende einen knappen 4,5:3,5-Sieg nach Hause zu bringen. Erstaunlich, wenn man bedenkt, daß Deizisau an fast jedem Brett Elo-mäßig weit vorne lag und noch erstaunlicher war die Niederlage von Matthias Blübaum am zweiten Brett mit den weißen Steinen gegen Liam Vrolijk. So blieb Mühlheim lange in Führung, bis Dmitrij Kollars den Ausgleich erzielen konnte, weil sein Kontrahent Nico Zwirs in einem Moment des Blackouts einen elementaren Fehler beging. Als der Jungstar Vincent Keymer sich in einer kombinationsträchtigen Partie gegen Daniel Hausrath durchsetzen konnte, war der Jubel auf seiten von Deizisau groß.

Mit Hockenheim wird auch in diesem Jahr zu rechnen sein. Nach der ersten Doppelrunde führt das Team die Tabelle an, nachdem am Sonntag ein 7,5:0,5-Kantersieg gegen Aufsteiger Augsburg zu Buche schlug. Allein Nikola Nestorovic konnte für den Liga-Neuling den Totalverlust verhindern.

Parallel dazu startete zwar auch der Aufsteiger SC Viernheim mit einem Doppelsieg in die neue Spielzeit, aber die Reise an die Isar hätte auch mit einer großen Enttäuschung enden können, denn gegen die MSA Zugzwang war es letzlich Sergei Fedorchuk gewesen, der beim Stand von 3,5:3,5 gegen Alexander Raykhman den entscheidenden Punkt errang.

In Kiel war die Freude groß, als die SG Turm Kiel ihren ersten Saison- und Liga-Sieg feiern konnte. Im Duell der Aufsteiger bewiesen die Kieler die besseren Nerven und setzten sich mit 4,5:3,5 gegen Düsseldorf durch. Zwar konnte Evgeny Alekseev zunächst einen Fehlzug von Igor Khenkin ausnutzen, um Düsseldorf in Führung zu bringen, aber der junge Däne Filip Boe Olsen stellte bald schon gegen Michael Coenen den Ausgleich her. Ein Mannschaftsremis schien möglich, aber dann sorgte mit Carsten Hoi ein weiterer Däne für einen erneuten Punktgewinn und schlußendlichen Prestigeerfolg der Kieler.

Eine weiße Weste weist nach der ersten Doppelrunde auch Solingen auf. Der Deutsche Meister der Saison 2016/17 hatte wenig beiseite zu räumen beim 6:2-Sieg über Hamburg. Gleichwohl holten die Hanseaten an den ersten vier Brettern jeweils Remisen. Im Gegenzug waren sie an den hinteren Brettern anfällig und kassierten vier Niederlagen.

In Meißen hatten die SF Berlin einen spielfreien Tag, da Aachen wie erwähnt nicht mehr zur Top-Liga gehört. Gastgeber Dresden trat an den ersten drei Brettern mit Top-Besetzung an und konnte so durch Siege von Pavel Eljanov, Zoltan Almasi und Liviu-Dieter Nisipeanu die entscheidende Distanz zu Hofheim aufbauen. Lediglich Boris Margolin holte für die Hofheimer einen Siegpunkt.

Die nächste Doppelrunde findet am 24. und 25. November in den Spielorten Viernheim, Augsburg, Baden-Baden und Düsseldorf statt.


Runde 1, am 10.11.2018

MSA Zugzwang - SV Hockenheim 2:6
BCA Augsburg - SC Viernheim 3:5
USV TU Dresden - DJK Aachen -
SF Berlin - SV Hofheim 5,5:2,5
SG Turm Kiel - SG Solingen 1,5:6,5
Hamburger SK - Düsseldorfer SK 4,5:3,5
SV Mülheim Nord - OSG Baden-Baden 2:6
SV Werder Bremen - SF Deizisau 5:3


Runde 2, am 11.11.2018

SV Hockenheim - BCA Augsburg 7,5:0,5
SC Viernheim - MSA Zugzwang 4,5:3,5
DJK Aachen - SF Berlin -
SV Hofheim - USV TU Dresden 3:5
SG Solingen - Hamburger SK 6:2
Düsseldorfer SK - SG Turm Kiel 3,5:4,5
OSG Baden-Baden - SV Werder Bremen 5:3
SF Deizisau - SV Mülheim Nord 4,5:3,5


 Stand nach der 2. Runde: 
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
SV Hockenheim
SG Solingen
OSG Baden-Baden
SC Viernheim
SV Werder Bremen
SF Deizisau
Hamburger SK
SG Turm Kiel
SF Berlin
USV TU Dresden
Düsseldorfer SK
SV Mülheim Nord
MSA Zugzwang
SV Hofheim
BCA Augsburg
DJK Aachen
2
2
2
2
2
2
2
2
1
1
2
2
2
2
2
-
4
4
4
4
2
2
2
2
2
2
0
0
0
0
0
-
13,5
12,5
11  
9,5
8  
7,5
6,5
6  
5,5
5  
7  
5,5
5,5
5,5
3,5
-

14. November 2018


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