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SCHACH-SPHINX/02671: Augenfälliger Irrtum (SB)


Dem Auge mißtrauisch gegenüberzustehen, muß ein Schachadept schon früh lernen, wenn er die ersten Stufen erklimmen will. Das Schönmaß der Stellungen, optisch gereinigte Formationen, alle Ästhetik, die er im schwärmerischen Traum der Jugend verinnerlicht hatte, müssen ausgetrieben werden. Der scharfe Verstand geht andere Wege, er unterscheidet nicht in schön und häßlich, weder in angenehm noch lästig. Seine Kategorien sind ein ständiges Infragestellen eben jener angeeigneten Werte aus den Lehrbüchern für Anfänger. Die schöngeordnete Systematik ist nur die Haut der Schachkunst, ihr Herz sitzt tiefer, und um diesen pochenden kraftvollen Schlag zu hören, ist ein strenges Reinigen der Gedanken erforderlich. Im heutigen Rätsel der Sphinx scheint Schwarz eine "ungesunde" Stellung zu besitzen. Der b7-Bauer ist schwach, seine Kollegen auf e6 und e4 machen ebenfalls keinen sorglosen Eindruck. Doch trotz dieser "augenfälligen" Merkmale steht er sehr wohl auf Gewinn, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02671: Augenfälliger Irrtum (SB)

Maziarka - Wagner-Michel
Piotrkow 1983

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Trotz der Niederlage gegen Waiser kam Sweschnikow auf den gemeinsamen ersten Platz, und Waiser erfüllte die Großmeisternorm: 1.d5-d6! Kd8-c8 2.Tb7xa7 Th8-d8 3.Ta7xf7 Td8-d7 4.Ta1-a8+ Kc8-b7 5.Tf7xf7+ Kb7xa8 - Weiß konnte seinen Freibauern behaupten und steht mit einem Mehrbauern auf Gewinn - 6.h2-h4 Tc3-d3 7.Td7xg7 h7-h5 8.d6-d7 Ka8-b8 9.g2-g4 h5xg4 10.h4-h5 Kb8-c7 11.h5-h6 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 07. Mai 1999

22. Februar 2010