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SCHACH-SPHINX/02846: Ringen um Präzision (SB)


Das Schachspiel und die Sprache haben viele Gemeinsamkeiten. In beiden Bereichen menschlicher Betätigung wird um größtmögliche Präzision gerungen. Je klarer die Sprache, desto klarer auch die Kunst. Michail Tschigorin war von solcher Provenienz. Als Forscher und Wissenschaftler des Denkens bemühte er sich um eine verständliche und auch verständige Wahl der Worte. Insbesondere mit den Strömungen seiner Zeit stand er in einem lebenslangen Streit. 1893 schrieb er dazu: "Allgemeine Überlegungen tauchen in der Schachliteratur erst neuerdings, etwa vor zehn Jahren, auf - das hing wahrscheinlich mit dem Entstehen der sogenannten neuen Schule zusammen, die von Steinitz angekündigt wurde - und haben sich aus ganz verständlichen Gründen eingebürgert: Mit einer solchen Rhetorik kann sich jedermann beschäftigen, der zur Dialektik einigermaßen fähig ist, wenn er auch nicht über ausreichende Kenntnisse des Schachspiels und über Erfahrungen in der Analyse verfügt." Auf dem Schachbrett galt Tschigorin zudem als ein Spieler, der mit den Springern wahre Teufelsritte vollführen konnte. Im heutigen Rätsel der Sphinx, er spielte mit den schwarzen Steinen, wurde kein Geringerer als der damalige Weltmeister Emanuel Lasker zum Opfer ausersehen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02846: Ringen um Präzision (SB)

Lasker - Tschigorin
Hastings 1895

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Strenggenommen wird unter dem Begriff Kraft im Schach nur eine Verstärkung des Figurendrucks auf ein bestimmtes Feld verstanden. Um diesen Umstand zu beschreiben, ist der Begriff indes gar nicht nötig und zur Klärung der inneren Dynamik schachlicher Stellung auch gar unzureichend, weswegen er in der Sprache der Theoretiker auch längst nicht mehr vorkommt. Weiß spielte 1.Df3xf7+! und Schwarz kapitulierte sofort, da 1...Dd7xf7 2.Te4xe8 Df7xd5 3.c4xd5 die Qualität bei hoffnungsloser Stellung verliert.


Erstveröffentlichung am 03. Juli 1999

21. April 2010