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SCHACH-SPHINX/02883: Der praktische Unterschied (SB)


Zwischen einem theoretischen und einem tatsächlichen Remis steht ein Hindernis: die praktische Partie. Mit einem leichten Blick liest man über Kommentierungen hinweg, daß diese oder jene Stellung nicht zu verlieren sei. Und in der Tat, auf dem Analysebrett mit unbeschränkter Bedenkzeit wird man früher oder später auch den kleinsten Remispfad finden. In einer reellen Begegnung mit der Hast vorbeirauschender Bedenkzeit sieht die Situation ganz anders aus. Der sonst so messerscharfe Verstand bleibt stumpf, die Stirnhaut runzelt sich, aber der Einfall will nicht kommen. Aus dem theoretischen Remis wird praktisch eine Niederlage. Im heutigen Rätsel der Sphinx hätte Schwarz nicht verlieren müssen. Weiß besaß zwar für die geopferte Figur auf dem Damenflügel eine Batterie gefährlich weit vorgerückter Bauern, aber bei bestmöglicher Verteidigung war dieser Vorteil nicht in einen Punkt umzumünzen. Viktor Kortschnoj schätzte die Situation und Gefahr jedoch falsch ein, als er mit 1...Td7-e7? weitere Vereinfachungen anstrebte. Nach 2.Te8xe7 Sg6xe7 3.a4-a5 Kh7-g6 4.a5-a6! war gegen den drohenden Durchbruch b7-b6 nichts mehr zu erfinden gewesen. Die Partie ging an Gyula Sax. Nun, Wanderer, mit welchem besseren Manöver hätte Kortschnoj die Gleise in Richtung Remis stellen können?



SCHACH-SPHINX/02883: Der praktische Unterschied (SB)

Sax - Kortschnoj
Wijk aan Zee 1991

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der bosnische Großmeister Ivan Sokolov überraschte seinen englischen Kontrahenten Michael Adams mit 1...Tf8xf2! 2.Kg1xf2 - noch schlechter war 2.Se4xf2 Ld6xg3 3.Sf2-h3 Ta8-f8 mit unbezähmbaren schwarzen Angriff - 2...Ta8-f8+ 3.Kf2-g2 Tf8xf1+ 4.Td1xf1 Dh5-e2+ 5.Se4-f2 Ld6xg3! 6.a2-a4 b5-b4 7.c3xb4 Lg3xf2 8.Tf1xf2 De2-g4+ 9.Kg2-h2 Dg4xd4 10.Kh2-g2 Sd5xb4 11.Lc1-d2 Sb4-d3 12.Tf2-f1 Dd4-g4+ 13.Kg2-h1 h7-h5 14.Ld2-c3 h5-h4 15.Ta1-d1 Sd3-f2+ 16.Tf1xf2 Dg4xd1+ 17.Kh1-h2 Dd1xa4 18.Tf2-g2 Da4-f4+ und Weiß gab auf.


Erstveröffentlichung am 13. Juli 1999

04. Mai 2010