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SCHACH-SPHINX/02916: Nichts kann ernsthaft genug sein (SB)


Was ist nun dran an der vielbeschworenen Ernsthaftigkeit eines Schachspielers? Für die biederen Geister stellt es eine Art Mangel an Humor und Lebensfreude dar. Für sie ist jedes Brüten am Brett verlorene Zeit und eine Flucht ins mystisch-mathematisch Abstrakte. Dieser Einwand ist weit hergeholt und ohne jede Grundlage. Denn zum einen sind trunkene Nächte am Strand oder das bürgerlich so hochfavorisierte Aushecken von Intrigen kaum als besondere Lebensnähe zu werten. Und was den Fluchtgedanken angeht? Nun, das Gegenteil davon wäre wohl der Angriff. Und wenn man ehrlich ist und genau hinsieht: Worum geht es dem biederen Menschen als allein um das Bewahren seiner Bequemlichkeit. Also wieder ein Schuß nach hinten der angeblich so treffsicheren Kritik. Bleibt doch zuletzt nur, daß Schachspieler aus dem Rahmen der gesellschaftlichen Gepflogenheit fallen. Doch tun sie das wirklich? Ist nicht jedes Hobby ein Rückzug vom Lärm des Alltäglichen, eine Nische, die man aufsucht, um Gedanken, Gefühle und das ganze Menschengerüst zu schonen? Ernsthaftigkeit, das war die Frage. Wie sehr sich daran doch Geister und Gemüter scheiden, als wäre es ein Makel, nicht mit besinnungsloser Leichtigkeit durchs Leben zu wandeln. Nun denn, Schachspieler können nicht ernsthaft genug sein! Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Schwarz zuletzt 1...Tf8-f7 gespielt und damit eine Falle gestellt. Bot sich nun nicht 2.Td6-d8+ nebst Schlagen auf c8 wie selbstverständlich an, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/02916: Nichts kann ernsthaft genug sein (SB)

Keres - Panno
Göteborg 1955

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Übung lohnt sich also, und mitunter verhilft sie zu hübschen Gewinnpartien: 1.Sb8-c6+! Dc5xc6 2.Sf6-g8+! Th8xg8 3.Tf1xf7+ Ke7-e8 4.Tf7-g7# Eben wegen des Läufermatts mußte die schwarze Dame von der fünften Reihe mit dem ersten Springeropfer abgelenkt werden.


Erstveröffentlichung am 23. Juli 1999

15. Mai 2010