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SCHACH-SPHINX/02958: Die Männlein des Selenus (SB)


Von der ursprünglichen arabischen Gestaltung der Figuren ist praktisch nichts mehr übriggeblieben. Was nicht großartig verwundert. Die religiösen Gebote des Islam verboten den Arabern, die Schachfiguren in der Gestalt von Menschen oder mit menschlichen Antlitzen darzustellen. Für sie wäre es Götzendienst gewesen oder eine Art Anbetung auf einem Irrweg. Europa kannte solche Fesseln in Kunst und Darstellung nicht, und bald schon nahmen die Figuren je nach Epoche und Kulturkreis die buntesten Formen an. In Anlehnung wohl noch an die arabische Einfachheit und Schmucklosigkeit nannte beispielsweise Selenus in seinem 1616 erschienenen Lehrbuch "Das Schach- oder König-Spiel" die Figuren noch "Schachmännlein". Diese Männlein fabrizierten im heutigen Rätsel der Sphinx einen gekonnt fulminanten Angriff. Weiß am Zuge hatte alle Fäden in der Hand, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02958: Die Männlein des Selenus (SB)

Hartston - Gligoric
Hastings 1965

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Weiß ließ sich von der scheinbaren Stärke seines Zuges 1.Tb1-b8? blenden. Die Widerlegung folgte auf dem Fuße: 1...Th8-d8! 2.Lc6-d5 - noch rascher verloren hätte 2.Dd3xd8 Da3xc3+ - 2...Kf7-e7! - umgeht die Falle 2...e6xd5? 3.Tb8xc8! nebst 4.Dd3xf5+ - 3.Ke1-e2 Ta7-c7 4.Dd3- h3 - ein letzter Versuch - 4...Tc7xc3 5.Dh3-h4+ Ke7-d7 6.Tf1-d1 Kd7-c7 7.Tb8-b4 - allgemeiner Rückzug und Eingeständnis in die Niederlage - 7...Tc3xc2+ 8.Ke2-f1 Td8xd5 9.Dh4-e7+ Lc8-d7 und Weiß verlor die Lust am Weiterspielen.


Erstveröffentlichung am 07. August 1999

29. Mai 2010