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SCHACH-SPHINX/02994: Liebhaber des Grotesken (SB)


Der bereits vor Jahren in die USA übergesiedelte Brite Anthony Miles, berühmt für seine Eskapaden auf dem Brett und seine skurrile Vorliebe für sonderbare, um nicht zu sagen extravagante Züge, hatte in Las Vegas nicht viel zu lachen. Gleich seine erste Partie gegen den Schweden Akesson wurde zum Reinfall. Wieder einmal hatte er seinen Neigungen nachgegeben und die umstrittene Owens-Verteidigung - 1.d2-d4 e7-e6 2.c2-c4 b7-b6?! - mit den schwarzen Steinen gewählt. Den Bauchklatscher konnte er freilich in der zweiten Partie wieder gutmachen. In der Tiebreak-Runde setzte er sich dann mit 1,5:0,5 durch. Doch seine beiden Niederlagen gegen Krasenkow warfen ihn hochkant aus dem Rennen. Miles, der wenigstens in diesem Sinne seiner Leidenschaft fürs schachlich Groteske treu blieb, hatte während seiner langen Karriere allerdings nicht nur Schlappen eingefahren. Für ihn spricht, daß er auch gegen ernsthafte Konkurrenz teils zu altmodischen, teils fragwürdigen Eröffnungen greift. Im heutigen Rätsel der Sphinx spielte er die alte Ponziani-Eröffnung gegen den Ex- Weltmeister Wassily Smyslow. Und diesmal konnte er immerhin ein Unentschieden aus der Partie holen, wenngleich er einen Tanz auf dem Seil aufführen mußte, um die weiße Stellung noch zu retten, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02994: Liebhaber des Grotesken (SB)

Miles - Smyslow
Hasting 1976

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Mit 1...Dc7-b6?? legte Schwarz seinen Kopf eigenhändig aufs Schafott. Mit 2.Tf5xg5+! stürzte das Beil hinunter. Das Turmopfer mußte angenommen werden, da 2...Kg6-h7 3.Df2-f7 das Matt erzwang, freilich half auch 2...Kg6xg5 nicht wegen 3.Df2-f5+ Kg5-h6 4.Df5-h5#


Erstveröffentlichung am 22. August 1999

10. Juni 2010