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SCHACH-SPHINX/03400: Der suchende Künstler (SB)


Was für ein Schachspieler war Richard Réti? Viele Antworten sind denkbar, die beste gab indes der Wiener Meister Savielly Tartakower: "Er ist ein suchender Künstler." Und in der Tat, Réti fieberte in seinen Partien stets dem Unbekannten nach. An den Grenzen der etablierten Schachkunst pflanzte er seine Ideen. Darin liebte er die Originalität, das furchtlos Gedachte und das alte Prinzipien umstürzlerische Neue. Seine besondere Aufmerksamkeit galt dabei dem Zentrum. Doch anders als seine Zeitgenossen glaubte Réti daran, daß diese Kraftquelle in der Brettmitte nicht notwendig mit Bauern besetzt werden müßte. Er war der Vertreter und Vorreiter der Idee der fianchettierten Läufer. Druckspiel aufs Zentrum mit Figuren. Nicht als Eroberer, sondern als Fernlenker betrachtete er sich. Vielleicht war er in diesem Sinne der erste Botschafter im Schachspiel mit einer etwas gewandelten Zentrumsphilosophie. Auch für die Endspielkunst leistete Réti eine Menge. Im heutigen Rätsel der Sphinx bewies er, daß Schwarz trotz Minusbauern die Partie remis halten kann, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03400: Der suchende Künstler (SB)

Aljechin - Réti
Wien 1922

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Schwarz hatte keinen Grund zum Frohlocken. Sein scheinbar starker Zug 1...Th8-h1 wurde vernichtend mit 2.Ta1-g1! beantwortet. Schwarz gab auf, denn nach 2...Th1xg1 3.g6-g7 kommt er ebenso in materiellen Nachteil wie nach 2...Th1-h8 3.g6-g7 Th8-g8 4.Tg1xg2, und gegen das Turmmanöver Tg2-h2-h8 ist nichts zu erfinden.


Erstveröffentlichung am 29. Dezember 1999

24. Oktober 2010