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SCHACH-SPHINX/03532: Spitze strategischen Könnens (SB)


Jemanden strategisch völlig zu überspielen, daß der andere sich nicht rühren, kein Gegenspiel entfalten, keinen Widerstand auf die Beine stellen kann, das ist das Höchste an Kunstfertigkeit, was im schachlichen Sinne zu erreichen ist. Taktische Dümpeleien, das Aufdecken von Fehlern des Gegners sind nicht zu unterschätzen, aber sie sind eben nur das Handwerk. Die Kunst geht weit darüber hinaus. Die Stufe, die ein Meister erklimmt, mißt sich immer vorrangig an der strategischen Geschicklichkeit. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Garry Kasparow mit den weißen Steinen seine Meisterschaft unter Beweis gestellt, indem er ohne das Verwirrende von Kombination und Schlagabtausch in gerader Linie Idee und Strategie zu einer Einheit verschmolz. Sein Kontrahent Wladimir Kramnik spielte nun 1...Sg6-e7 und gab nach 2.Ld5-c4 h6-h5 3.Da7-c5 auf. Nun, Wanderer, war der Desperado-Zug 1...Sd4xf3+ vielleicht eine brauchbare Alternative?



SCHACH-SPHINX/03532: Spitze strategischen Könnens (SB)

Kasparow - Kramnik
Linares 1997

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Zuweilen geht Taktik vor Strategie, insbesondere wenn man gegen Anand spielt: 1.Lf8-e7! g5-g4 2.h3-h4 Tb8-b7 3.Le7-d8! - nun drohte der Inder mit einer Invasion der Türme auf der f-Linie - 3...Tb7-f7 4.Tf1xf7 Dh7xf7 5.Te2-f2 Df7-g6 6.Kg2-h2 und der Künstler Iwantschuk gab sich geschlagen. Nach dem Fall des a5-Bauern wäre die Stellung nicht mehr zu halten gewesen.


Erstveröffentlichung am 08. Februar 2000

07. Dezember 2010