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SCHACH-SPHINX/04165: Lobesame Tugend (SB)


Der Schachmoralist Jacobus von Cessoles hatte eine etwas eigenwillige Vorstellung vom Zweck des Lebens, was sicherlich daran lag, daß alle Moralisten im tiefsten Seelenkämmerchen Anhänger eines entfremdeten Lebensausdrucks sind, wenn es darum geht, das Handeln der Mitmenschen zu beurteilen: "Ohne Tugend seine Tage hinzubringen, ist nicht die Aufgabe eines Menschen, sondern eines Tieres." So schrieb der Mönch vom Orden der Predigermönche also ein Buch über das Schachspiel "zum Vergnügen der Edlen und namentlich derer, welche das Spiel verstehen". Und er ließ keine Zeile verstreichen, ohne mit erhobenem Finger auf die "Hilfe dessen, von welchem uns alles Gute und Vollkommene zugeht", hinzuweisen. "Ehre und Preis sei deshalb Gott in Ewigkeit." Immerhin stellte sich Cessoles damit zur seinerzeit herrschenden kirchlichen Verurteilung des Schachspiel als einer vom Teufel gegen den göttlichen Schöpfungsplan inszinierten Ränke quer. Das Schachspiel war eben in seinen Augen ein zu wertvolles Instrument, um die Sittenlosigkeit seiner Zeitgenossen anzuprangern und ihnen gleichzeitig den Weg zurückzuweisen in den Schoß der alleinseligmachenden Kirche. Wenn Menschen schon faulenzen und sich schlechte Gedanken machen, dann sollen sie wenigstens Schach spielen - was für eine bizarre Missionarslogik! Moralisch einwandfrei im heutigen Rätsel der Sphinx war dennoch der schwarze Angriff, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04165: Lobesame Tugend (SB)

Nikitin - Izvozchikov
UdSSR 1968

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Wert von Bauernformationen muß auch am Figurenspiel gemessen und gegengerechnet werden. Weiß vernachläßigte diese Balance und zahlte einen schmerzlichen Preis dafür: 1...Tg8xg2+! 2.Kg1xg2 e4-e3 3.f2xe3 Sd5-f4+ 4.Kg2-g3 Dd8-g5+ 5.Kg3-f2 Dg5-h4+ 6.Kf2-g1 Sf4-h3#


Erstveröffentlichung am 03. September 2000

11. Oktober 2011