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SCHACH-SPHINX/04243: Im Mythos verewigt (SB)


Dem Schachhistoriker werden gerne vom Mythologen die sauer recherchierten Ergebnisse versalzen. Hunderte von Unterlagen, Dokumenten und versteckten Andeutungen hat der Historiker gesichtet, dabei Texte in halbvergessenen Sprachen enträtseln müssen, ehe er nach mühsamer Kleinarbeit die Entstehungsgeschichte der Schachkunst rekonstruieren konnte. Ins fünfte oder sechste Jahrhundert unserer Zeitrechnung lassen sich die frühesten Wurzeln des Königlichen Spiels zurückverfolgen. Alles, was davor liegt, sind blindeste Vermutungen. Der Mythologe hingegen, der weniger Wert auf Präzision legt, widerspricht dem und beteuert mit Beharrlichkeit, daß schon 3000 Jahre vor Christi Geburt zumindest Vorformen des Schachspiels existiert hätten. Seine Beweise lassen es an wissenschaftlicher Schärfe vermissen, was ihm jedoch kein Hinderungsgrund dafür ist, seine Thesen mit dem Nimbus des Unverfälschten zu ummänteln. Offenbar hat sich hier der hartnäckige Trotz selbst ein Denkmal gesetzt, daß alles, was auf einem Brett mit entfernt schachähnlichen Figuren gespielt wurde, in irgendeiner diffusen Weise auch damit verwandt sein müsse. Ob nun Ausgrabungen in Ägypten oder im Zweistromland, bereits eine kleine Tonscherbe, die ein Rechteck oder ein Netz aus waagerechten und senkrechten Linien zeigt, ist dem Mythologen Beleg für die von ihm geschätzte, wertallerliebste Meinung, daß Schachspiel müsse älter sein als sein Ruf. Die Partie im heutigen Rätsel der Sphinx ist gerade mal 22 Jahre alt, doch wer weiß, in Tausenden von Jahren mag ein Vergangenheitsmythologe in der Notation den Beweis für einen außerirdischen Code vermuten. Also, Wanderer, konkret und überprüfbar gefragt: Wie nutzte Weiß seinen Stellungsvorteil für eine kombinatorische Pointe?



SCHACH-SPHINX/04243: Im Mythos verewigt (SB)

Ligterink - Krpanec
Karlovac 1977

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Noch herrschte die stille Eintracht des Friedens auf dem Brett, doch bereits einen Augenblick später brannten alle Himmelsecken: 1.Te1xe6!! Lc8xe6 2.Td1-d7+ Kf7-g6 3.Lc4xe6 Sc6-e5 4.Sf3xe5+ Lb8xe5 5.Lc5-e3! - es droht 6.g2-g4 - 5...f6-f5 6.Le6-f7+ Kg6-f6 7.f2-f4! Le5xf4 - erzwungen, da sonst 8.Le3-d4+ folgt - 8.Le3xf4 Th8-f8 9.Lf7-b3 Tf8-e8 10.Td7-f7+ Kf6-g6 11.Tf7xb7 Te8-e2 12.Lb3-d5 und Schwarz gab das hoffnungslos gewordene Spiel auf.


Erstveröffentlichung am 25. September 2000

28. Dezember 2011