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SCHACH-SPHINX/04321: Antriebe des Künstlers (SB)


Was für ein Schachspieler war Richard Réti? Viele Antworten sind denkbar, die beste gab indes der Wiener Meister Savielly Tartakower: "Er ist ein suchender Künstler." Und in der Tat, Réti fieberte in seinen Partien stets dem Unbekannten entgegen. An den Grenzen der etablierten Schachkunst pflanzte er seine Ideen. Darin liebte er die Originalität, das furchtlos Gedachte und alte Prinzipien umstürzlerische Neue. Seine besondere Aufmerksamkeit galt dabei dem Zentrum. Doch anders als seine Zeitgenossen glaubte Réti daran, daß diese Kraftquelle in der Brettmitte nicht notwendig mit Bauern besetzt werden müßte. So wurde er zum Vorreiter der Idee des fianchettierten Läufers, um Druck mit Figuren aufs Zentrum auszuüben. Nicht als Eroberer, sondern als Fernlenker der Dinge und Ereignisse sah er sich. In diesem Sinne war er der Botschafter einer neuen Zentrumsphilosophie. Auch für die Endspielkunst leistete Réti eine Menge. Im heutigen Rätsel der Sphinx bewies er, daß Schwarz trotz Minusbauern die Partie Remis halten kann, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04321: Antriebe des Künstlers (SB)

Aljechin - Réti
Wien 1922

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Schwarz hatte keinen Grund zum Frohlocken. Sein scheinbar starker Zug 1...Th8-h1 wurde vernichtend mit 2.Ta1-g1! beantwortet. Schwarz gab auf, denn nach 2...Th1xg1 3.g6-g7 kommt er ebenso in materielle Nöte wie nach 2...Th1-h8 3.g6-g7 Th8-g8 4.Tg1xg2, und gegen das Turmmanöver Tg2-h2-h8 ist nichts zu erfinden.


Erstveröffentlichung am 15. Oktober 2000

16. März 2012