Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/04407: Ein Igel auf dem Brett (SB)


Ein wenig verwandt mit den Eröffnungsideen der Hypermodernen Schule sind die seit den 70er Jahren populär gewordenen Igel-Systeme, Spielweisen, bei denen die Figuren möglichst die dritte bzw. sechste Reihe nicht überschreiten, ehe die Gesamtentwicklung nicht abgeschlossen ist. Zu ihren Wegbereitern gehörten der jugoslawische Großmeister Ljubomir Ljubojevic und Schwedens Ulf Andersen. Der passive Aufbau ist nicht jedermanns Geschmack und erfordert viel Umsicht und Fingerspitzengefühl, zumal nicht viel Raum für Operationen bleibt. Auch die Fianchettierung eines oder beider Läufer zählt zu den Grundmotiven des Igelsystems. Und so wie das stachelbewehrte Tier, das seinen Namen lieh für dieses Eröffnungsexperiment, steht die Defensive, das Zurückhalten der Aktion im Vordergrund. Ein klares Eröffnungssystem ist der "Igel" indes nicht, eher ein Konzept, das sich sowohl mit den weißen als auch mit den schwarzen Steinen verwirklichen und in viele bekannte Eröffnungen integrieren läßt. Hat der "Igel" seine Position schließlich eingenommen, geht er zum Angriff über, öffnet Linien, durchbricht die Demarkationsgrenze und richtet wie im heutigen Rätsel der Sphinx seine Stachel gegen den gegnerischen König. Nun, Wanderer, wie verwundete der Igel das Herz des weißen Königs?



SCHACH-SPHINX/04407: Ein Igel auf dem Brett (SB)

Webb - Hartston
London 1974

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Solche Stellungen hatte Bobby Fischer schon früher geliebt und auch liebend gern gewonnen. Mit 1.Da7-d4+! Kf6-e6 2.Sh4-f5 kreiste er den schwarzen König seines Kontrahenten Boris Spasski ein, der sah, daß 2...g6xf5 3.Lc2xf5# nicht anging und daher das Familienschach auf g7 mit 2...Le7-f8 verhinderte. Die Dame war gerettet, nach 3.Dd4xf4 Ke6- d7 4.Sf5-d4 De8-e1+ 5.Kg1-g2 Lf7-d5+ 6.Lc2-e4 Ld5xe4+ 7.Sd2xe4 Lf8-e7 8.Sd4xb5 Sh7-f8 9.Sb5xd6 Sf8-e6 10.Df4-e5 verlor er jedoch die Partie. Zuviele Bauern waren beim Rettungsversuch draufgegangen.


Erstveröffentlichung am 13. November 2000

10. Juni 2012