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SCHACH-SPHINX/04426: Sosonkos Übermut (SB)


Gegen Anatoli Karpow sollte man keinen sizilianischen Drachen spielen. Selbst Kenner der Materie meiden dies Risiko wie die Pest, wohlwissend, daß Karpows präzise Spielart auch die schärfsten Drachenzähne abstumpft. Der holländische Großmeister Gennadi Sosonko konnte der Versuchung 1980 in Tilburg allerdings nicht widerstehen. Er, der schon viele gefürchtete Drachenritte erfolgreich absolviert und zahlreichen Empfehlungen einen Platz in den Theoriebüchern verschafft hatte, ließ es darauf ankommen. Vor dem Turnier hatte er sich mit englischen Schachfreunden beraten und eine damals neu aufgekommene Idee gegen den Jugoslawischen Angriff von Grund auf analysiert. Bedauerlich nur, daß Karpow am Brett Wendungen fand, die Sosonkos Freundeskreis völlig entgangen waren. Zuguterletzt entstand in Tilburg folgende Stellung. Sosonko lehnte sich zufrieden zurück, darauf vertrauend, daß er nach 1.Te6xg6 Kg8-h7 2.Tg6-g5 Lg7xc3 3.b2xc3 Da5xa2 zu einem gefährlichen Gegenspiel kam. Allein, Karpow hatte im heutigen Rätsel der Sphinx etwas ganz anderes im Sinn. Sosonko ahnte noch nicht, wie nah er dem Abgrund stand, Wanderer! Das Turnier in Tilburg gewann Karpow übrigens mit einem halben Zähler vor seinem Landsmann Oleg Romanischin. Karpow hatte als einziger Turnierteilnehmer keine einzige Partie verloren.



SCHACH-SPHINX/04426: Sosonkos Übermut (SB)

Karpow - Sosonko
Tilburg 1980

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Hübners Ärger war begreiflich. Wann übersieht ein Großmeister seines Formats schließlich Gewinnwendungen wie 26.Tb7-b8! Tf8xb8 27.De2-e8+ oder 26.De2-e8 Dg6-d6 27.d7-d8D Dd6xd8 28.De8xd8 Tf8xd8 29.Lg2xd5!


Erstveröffentlichung am 19. November 2000

29. Juni 2012