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SCHACH-SPHINX/04501: Irrläufer unter den Gedanken (SB)


Ach, man könnte die Anekdoten über Akiba Rubinstein nebeneinander stellen und es ergäbe sich daraus eine Kette rund um den Globus. Ein wenig übertrieben zwar, aber bedenkt man den geflügelten Witz darin, so kommt man doch um die halbe Welt. Jedenfalls drehen sich diese Geschichten um die erstaunliche Vergeßlichkeit dieses Meisters, der auf dem Brett ein Riese war, obwohl er von einer schweren Krankheit gebeutelt wurde und sein Leben in großer Armut beendete. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll erzählt werden, daß Rubinstein, wenn auf Turnieren zur Mittagszeit die Figuren schwiegen, nach dem Essen völlig in sich gekehrt in der Hotelhalle auf und ab schritt. Weltvergessen sein Blick, um sich herum niemanden erkennend, und man sah ihm an, daß er im Geiste mit unsichtbaren Gegnern stritt, nämlich den Varianten, die in seinem Kopf ein wildes Eigenleben entwickelten. Müde geworden vom vielen Marschieren nahm er schließlich erneut im Speisesaal Platz und bestellte dasselbe Menü noch einmal. Ob er nun ein gesegneter Esser war oder schlichtweg vergessen hatte, vor kurzer Zeit schon einmal gegessen zu haben, darüber schweigen sich die Anekdoten in Ehren aus. Daß er einen gesegneten Angriff zu führen wußte, beweist das heutige Rätsel der Sphinx, wo sein Kontrahent Michel nun mit der Annahme des Läufers 1.g3xh4 einen vernichtenden Sturm gegen sich entfachte. Also, Wanderer, führe Rubinsteins Hand!

SCHACH-SPHINX/04501: Irrläufer unter den Gedanken
Michel - Rubinstein
Semmering 1926

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Meister Wasjukow hatte den Einschlag auf g7 lebhaft vor Augen. Ihn störten jedoch die beiden Deckungsfiguren. Also spielte er 1.Te1xe6! De8xe6 2.Df1xf8! Td8xf8 und der Weg war frei: 3.Tc7xg7+ Kh7-h8 4.Tg7xg6+ und Schwarz gab wegen Materialarmut auf.


Erstveröffentlichung am 14. Dezember 2000

12. September 2012