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SCHACH-SPHINX/04686: Resignierter Rösselsprung (SB)


Die Idee, mit Flügelangriffen wie zum Beispiel 1.e2-e4 e7-e5 2.f2-f4 oder 1.d2-d4 d7-d5 2.c2-c4 seine Ansprüche im Zentrum durchzusetzen, ist alt. Bereits in den ersten niedergeschriebenen Handbüchern zur Schachtheorie werden das Königs- bzw. Damengambit erforscht. Anders zu spielen, erschien den frühen Meistern nicht folgerichtig. So galt der Springerzug 2.Sg1-f3 in den Offenen Spielen lange Zeit als minderwertig. Statt in eine direkte Konfrontation zu gehen, ging ihrer Meinung nach der Springerzug dem möglich früh zu eröffnenden Streit einfach aus dem Wege. Offenbar war die Kinderstube der Schachkunst von Ruppigkeit geprägt. Lavieren, positionelles Abwägen, Werte, die erst spät zum Ende des 19. Jahrhunderts bewußtseinsbildend wirkten, gehörten offenbar nicht zum Repertoire des schachlichen Altertums. Der Gedanke war noch nicht geboren, die Figurenentwicklung auch ohne die Preisgabe von Material voranzubringen. Noch heute streiten sich die Gelehrten darüber, ob das positionelle Betrachten der Stellungen gegenüber dem gambittaktischen Einsatz den Vorzug verdiene. Wahr ist, daß das Königsgambit weitgehend aus der Turnierpraxis verschwunden ist, doch mit dem Damengambit scheint die Stimme der Altvordern immer noch Gehör zu finden. Savielly Tartakower begründete dies folgendermaßen: "Dieses positionelle Gambit sucht nicht einen direkten Angriff auf den gegnerischen König (wie das echte Gambit auf der anderen Seite, das Königsgambit), sondern nur die bessere Verfügbarkeit auf einem gesäuberten Gelände zu erreichen." Daß sich Weiß auch verrechnen kann, beweist das heutige Rätsel der Sphinx, wo Schwarz mit einem Opfermanöver ein Remis erzwang. Also, Wanderer, die Frage, ob echtes oder positionelles Gambit vorzuziehen sei, ist noch nicht geklärt!



SCHACH-SPHINX/04686: Resignierter Rösselsprung (SB)

Ivkov - Bellon
Torremolinos 1983

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Meister Strugatsch konnte sich mit 1...Se7-g6 nicht aus der Affäre ziehen, wie sein Kontrahent Sokolski schlagend unter Beweis stellte: 2.Tf6xg6! h7xg6 3.Dh5xg6 Kg8-h8 - 3...Sc4-e5 4.Dg6-g3 Dd8-f6 5.Sg7-h5+ Df6-g6 6.Dg3xe5 d7-d6 7.De5-g3 und Weiß steht siegreich mit zwei Mehrbauern - 4.Sg7-e8! Dd8-e7 - 4...Lb4-c5+ 5.Kg1-h1 Lc5-d4 6.Dg6-h5+ Kh8-g8 7.Dh5-d5+ - 5.Se8-f6 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 12. Februar 2001

17. März 2013





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