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SCHACH-SPHINX/04775: Stoiker von ganzem Herzen (SB)


Empfindungen beim Denken sind störend. Sie trüben das Urteil; mag es nun Freude, Verzweiflung oder eine andere Form gefühlsbetonter Ablenkung sein, ein Schachmeister steht mit ihnen zeitlebens auf Kriegsfuß. Schach ist ein viel zu kompliziertes Spiel, als daß etwas anderes als schonungslose Sachlichkeit und Nüchternheit darin Platz hätten. "Ab und an wirft man mir Trockenheit und Rationalität vor. Jawohl, ich bin praktisch, und mein Spiel basiert in vielem auf der Technik. Aber niemals und mit niemandem spiele ich auf Remis; weder mit Weiß, noch mit Schwarz ... Ich bemühe mich, keinem meine Gefühle zu offenbaren, weder bei einem Mißerfolg, noch wenn ich die Freude des Sieges empfinde. Für einen Schachspieler wie für jeden anderen Menschen ist es sehr wichtig, sich fest in der Hand zu haben, Gefühle zurückzuhalten, Verzweiflung nicht erkennen zu lassen. Das ist auch für das Endergebnis in einem Turnier wichtig, nicht nur in einer Partie", so Anatoli Karpow, der wie kaum ein anderer lebender Schachmeister die Regeln der Lehre der römischen Stoa-Philosophen beherzigt und größtmögliche Gelassenheit praktiziert. Sein langjähriger Rivale Garry Kasparow ist das genaue Gegenbild von ihm. Im heutigen Rätsel der Sphinx siegte jedoch Karpows Kühlheit gegen das Kasparowsche Temperament. Also, Wanderer, mit welchem überaus feinen Manöver konnte Karpow die weiße Stellung optimal verstärken und gewinnen?



SCHACH-SPHINX/04775: Stoiker von ganzem Herzen (SB)

Karpow - Kasparow
London 1986

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Nach 1.Tb8-b1! mußte Spasski die zehnte Wettkampfpartie gegen seinen amerikanischen Kontrahenten Bobby Fischer aufgeben. Gegen die Drohung 2.Tb1-d1+ gab es kein vernünftiges Mittel, zum Beispiel 1...Le5xf6 2.Tg5-f5


Erstveröffentlichung am 13. März 2001

14. Juni 2013





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