SCHACH-SPHINX/04891: Royalistenstolz (SB)

Mit Amerika teilen die Franzosen ein gleiches Schicksal. Aus der eigenen Bevölkerung kam lange Zeit kein Meister von Format. Wahlfranzosen wie Alexander Aljechin oder Savielly Tartakower errangen in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts Triumphe für die Seine- Republik. Später sorgte der russische Ex-Weltmeister Boris Spasski für einen Aufwind in Frankreich. 1988 jedoch durften die Franzosen Feste feiern, etwas, das sie neben der Kochkunst wohl am besten von allen europäischen Völkern können. Der seinerzeit erst 15jährige Joel Lautier gewann die Junioren-Weltmeisterschaft vor einer kampfstarken sowjetischen Gegnerschaft. Iwantschuk, Gelfand und Serper konnten zwar ebensoviele Punkte wie der junge Franzose verbuchen, fielen aber in der Feinwertung zurück. Nach langen Jahren der Leere besaßen die im Herzen trotz der Revolution Royalisten gebliebenen Franzosen endlich wieder einen "Schachkönig". Lautier hat sich seit dem Sieg von 1988 kontinuierlich weiterentwickelt und gehört heute zu den stärksten Großmeistern der internationalen Schachbühne. Sein Stil ist gediegen. Auf gesundem positionellen Fundament errichtet er seine Partie, und auch in taktischen Scharmützeln weiß er sich durchzusetzen. Im heutigen Rätsel der Sphinx aus der Junioren-Weltmeisterschaft wählte er - treu zur Fahne - die Französische Verteidigung gegen Pavel Blatny aus der CSSR, der nach seinem letzten Zug 1.Db3-a4 heftig aus dem Schlaf gerissen wurde, Wanderer!

Blatny - Lautier
Adelaide 1988

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Mit 1.g2-g4! schlug das Herz des russischen Gambisten höher. Der Angriffsplan war klar und streng vorgezeichnet, da half die Gegenwehr mittels 1...Sd7-b6 2.Th1-g1 Le7xa3 3.Lc1xa3 Sc6-a5 4.g4-g5 Sa5-c4 5.La3-c5 Dd8-c7 6.g5-g6 Lc8-d7 7.g6xf7+ kein bißchen weiter. Schwarz gab auf, um nicht nach 7...Ke8xf7 8.Ld3-g6+ Kf7-g8 9.Lg6-f7+! vernichtet zu werden.

Erstveröffentlichung am 21. April 2001

08. Oktober 2013

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